Werkschau eines visionären Baarer Künstlers

Kunst & Baukultur

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Die Galerie Billing stellt Malereien und Collagen von Werner Andermatt (†2013) aus – als Teil eines besonderen Jubiläums, welches mit dem Familiennamen des Künstlers in Zusammenhang steht.

  • Die gezeigten Werke stammen alle aus dem direkten Nachlass von Werner Andermatt (1916-2013). (Bild Matthias Jurt)
    Die gezeigten Werke stammen alle aus dem direkten Nachlass von Werner Andermatt (1916-2013). (Bild Matthias Jurt)

Baar – Noch heute beeindrucken die Werke von Werner Andermatt (1916-2013). Es sind vorwiegend Abstraktionen, die er bewusst kompositorisch pflegte, auch auf seinen Collagen. Die Farben hat er kraftvoll und dynamisch auf verschiedene Bildträger wie Holz, Papier oder Stoff aufgebracht. Interessant sind auch die aufliegenden Skizzenbücher. Eine Auswahl seiner Arbeiten ist derzeit in der Galerie Billing ausgestellt. Am vergangenen Samstag fand die Vernissage statt.

Die Werke stammen aus dem Nachlass des Künstlers. Andermatts Tochter Brigitt hat nicht nur bei der Kuratierung mitgeholfen, sondern auch die kreativen Gene geerbt und ist ebenso künstlerisch tätig. Sie spricht von schönen Erinnerungen an ihren Vater, denn sein Atelier war daheim: «Er hat uns seine Kunst vorgelebt, selbst in den Ferien hat er immer skizziert», erinnert sie sich. «Uns Kindern kaufte er grosse Skizzenbücher. So hat er uns beispielsweise angeregt, die Geschichten unserer Träume zu zeichnen. Das habe ich gemacht, das war für uns wie spielen.» Er sei ein guter Vater gewesen, und er habe sich gefreut, als auch seine Tochter künstlerisch tätig wurde. «Wenn ich ihm eine Zeichnung zeigte, hat er mich weiter angespornt.»

550 Jahre Andermatt

Die Ausstellung bildet zugleich den Beginn der Jubiläumsfeierlichkeiten «550 Jahre Baarer Bürgergeschlecht Andermatt», die der Vereinspräsident und Baarer Gemeinderat Pirmin Andermatt eröffnet hat. In seiner Rede betonte er mit Stolz, dass der Name Andermatt erstmals vor 550 Jahren schriftlich erwähnt worden sei. Dies nehme man zum Anlass, einige Exponenten der Grossfamilie zu würdigen, sei es mit dieser Ausstellung sowie einem Buch, das im Herbst erscheinen werde.

Gerne ging er auf das Leben und Schaffen des 1916 in Zug geborenen Werner Andermatt ein. Nach der Kunstgewerbeschule Luzern habe er sich in Paris weitergebildet und rund zehn Jahre als freier Grafiker und Illustrator gearbeitet, bis er 1948 an der Kunstgewerbeschule Lehrer für Figurenzeichnen und Grafik gewählt geworden sei. 1950 habe Werner Andermatt nach dem plötzlichen Tod des Vorgängers Josef Mühle die Schulleitung übernommen. In diesen Jahren bis 1981 habe er Künstler, Lehrer und die Schule geprägt.

Andermatts Auffassung von Abstraktion

«Er kannte die Innerschweizer Kunstszene und sie ihn», sagte Pirmin Andermatt und ergänzte: «Bis zu seinem Rücktritt kam der Künstler leider nur an Wochenenden und in den Ferien zum Malen. Seine Arbeit hatte ihn vollends ausgelastet.» Die Werke, die vor allem bis ins Jahr 2000 entstanden seien, zeugten von einem dichten Farbenfluss und von Energie. Es entstanden Malarbeiten auf Leinwand, Aquarelle auf grossen Papierformaten, aber auch Collagen mit verschieden bemalten Papieren, die zerrissen wurden.» Es seien vor allem Farbeindrücke von Landschaften aus Griechenland, aber auch aus der Innerschweiz, die ihn in seinem Bildwerk beschäftigten. Für den Künstler sei die Abstraktion keine Überforderung gewesen, sondern «vielmehr die grösstmögliche Offenheit, die es zur Verständigung unter den Menschen braucht».

Auch Galeristin Gabi Billing würdigte das Schaffen des Künstlers Andermatt, der erst nach seiner Pensionierung intensiv damit begonnen habe: «Es ist erstaunlich, wie aktuell seine Bilder heute noch auf mich wirken und welche Energie darin steckt.» Werner Andermatt habe die Kunstszene der Zentralschweiz geprägt. «Die Schule ist heute immer noch wichtig, er hat damals den Grundstein gelegt.» Mit Dora Wespi meldete sich auch eine ehemalige Schülerin Andermatts zu Wort. «Ich war 1981 auch die erste Frau, die dank ihm in der Grafik-Fachklasse unterrichten durfte. Auch später an der Hochschule habe ich immer für die Frauen gekämpft.» (Text von Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung mit den Werken von Werner Andermatt läuft bis 8. Juli in der Galerie Billing, Baar. Sie ist geöffnet: Mo., Do., Fr.: 14–18 Uhr, Sa. 10–16 Uhr.