Zwei Fixsterne des Zuger Raps

Musik

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Seit über zehn Jahren machen Fratelli-B Rap aus Zug. Jetzt blicken sie zurück und erzählen, wieso Rap besser wird, wenn die Musiker älter werden.

Zug – Die Zuger Musiker Fratelli-B taufen am kommenden Samstag in der Chollerhalle ihr sechstes Album «Per Du». Zeit für einen kleinen Überblick. Und einen kollektiven Knicks vor zwei Zuger Rappern, die seit Jahren in Sachen Mundart-Rap ganz vorne mitspielen.

«D’Würfel sind gfalle» oder die frühen Anfänge: Beni und Nicolas Bisig, sie waren Rap-Fans mit jeder Faser. Und dann, in den Neunzigern gab es plötzlich Rap auf Mundart. Bligg, der heute zwischen Volksmusik und Pop balanciert, war mit Mundart-Texten und souligen Beats im Radio. «Gleis zwei», rappten in Zürcher Dialekt über die Langstrasse.

Für Beni und Nicolas Bisig war klar: «Die Sprache machte alles unglaublich nahe. Wir dachten, das wollen wir auch.» Anfang, der Nullerjahre, Beni Bisig ging in den Mediamarkt und kaufte ein Ding, das man an den klobigen neuen Familien-Computer anschliessen konnte. Mit farbigen Klötzchen auf dem körnigen Bildschirm arrangierte er erste Beats für die ersten eigenen Zeilen Mundart-Rap.

Auch Geschichten aus der Kindheit finden Platz

Sie rappten über Dinge, die ihnen gerade so in denn Sinn kamen. «Wenn wir einen Reim fanden, dann brachten wir den auch», erzählt Nicolas. 2007 kam die erste Platte «D’ Würfel sind gfalle». Ab 2005 gab es nicht mehr nur Beni und Nicolas Bisig, es kamen die beiden Alias Chandro und Flap dazu, und Fratelli-B war geboren. Champ, oder wie sie erwachsen wurden: Ein gutes Rap-Album schreibt man erst in einem gewissen Alter. «Man wird ehrlicher mit der Zeit», sagt Flap. Der Song «Champ» vom vorletzten Album, in dem es darum geht, dass echte Champs nicht am Erfolg gemessen werden. Sondern daran, alles gegeben zu haben, um im besten Fall dem Verlierer aufzuhelfen.

«In Champ erzählen wir Geschichten aus unserer Kindheit», erzählt Flap. «Dinge, die echt Nicolas und Beni betreffen, nicht Fratelli-B.» Am Anfang versuche man immer, irgendjemand zu sein. Je älter man werde, desto eher finde man sein eigenes Ding.

«Mini Stadt?» oder die Vorzeige-Zuger

In den letzten Jahren sind Fratelli-B zu so etwas wie einem Aushängeschild geworden, unfreiwillige Vorzeige-Zuger. Grund dafür könnte der Song «Mini Stadt?» sein. Ein Song über Zug, wie eine trotzig getragene blauweisse College-Jacke. Und dabei ziemlich kritisch: «Ich denke, Fuck, isch das würklich mini Stadt?»

Im Song geht es um die Schattenseiten des Innerschweizer Wirtschaftswunders. Viele Zuger finden sich im Song wieder. «Das Lustige ist, dass sich auch Leute mit dem Song identifizieren, die wir eigentlich damit angegriffen haben», sagt Flap. Vielleicht, weil der Song nicht nur von den Schattenseiten erzählt. Sondern von der Hassliebe zur Heimat und loyalen Lokalhelden. Einer der letzten Zeilen im Song: «Ich bin vo hier, ich stirbe hier, au wenn ich vieles kritisier.»

«Ersch de Afang» oder wie es weitergeht

Fratelli-B spielt Konzerte in der ganzen Schweiz. Ihr letztes Album war auf Platz drei der schweizer Albumcharts, das aktuelle «Per Du» ist seit dem 31. März erhältlich. Auf dem Streaming-Dienst Spotify wurde es bis letzten Sonntag bereits über 22500 Mal angehört. «Wir waren nicht ultratalentiert, wir haben uns das hart erarbeitet», sagt Nicolas Bisig.

Seit über zehn Jahren versuchen sich Fratelli-B bei jedem Album wieder aufs Neue zu übertreffen. «Die meisten Songs haben fünf oder sechs Versionen, bis wir zufrieden sind. Der Hunger ist immer noch da», sagt Beni Bisig. Zirka vierzig Songs schrieben die zwei für «Per Du» in den letzten drei Jahren. Auf dem Album sind 17 Songs zu finden.

Fratelli-B sind Zuger Musikgeschichte. Ein respektvolles «Alle Hände in die Luft» also für die beatbewussten Maulhelden mit Tiefgang von nebenan. (Lionel Hausheer)

Hinweis
Am nächsten Samstag (7. April) findet in der Chollerhalle die CD-Taufe des neuen Fratelli-B-Albums «Per Du» statt. Tickets gibt es auf songkick.com.