Ein Machtwechsel nach 12 Jahren

Brauchtum & Geschichte

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Michi I. trat als Legorenvater zurück, in seine Fussstapfen tritt Martin Rust. Er will weiterhin die Tradition hochhalten.

  • Michael Rogenmoser (links) und Martin Rust vor der Legorenskulptur. (Bild Stefan Kaiser)
    Michael Rogenmoser (links) und Martin Rust vor der Legorenskulptur. (Bild Stefan Kaiser)

Oberägeri – Nach 12 Jahren als Fasnachtsoberhaupt ist Schluss: Michael Rogenmoser gibt sein Amt als Oberägerer Legorenvater ab. Für ihn übernimmt Martin Rust, der selber schon fünf Jahre im Legorenrat war. Offiziell wurde Rust am Samstag ins Amt gewählt – in der Verantwortung ist er allerdings schon seit dem Frühling. Im Gespräch blicken die beiden zurück und erzählen, worauf sie sich besonders freuen in Zukunft – trotz Pandemie.

Michael Rogenmoser, das war knapp. Nur wenige Wochen nach der Fasnacht war der Lockdown Tatsache. Die fünfte Jahreszeit wäre ausgefallen, hätte sich das gekreuzt.

Michael Rogenmoser: Das stimmt. Ich war sehr froh, dass ich meine letzte Amtszeit als Legorenvater in gewohnter Manier mit Umzügen und Bällen begehen konnte. In meinen 12 Jahren wäre das der einzige grobe Zwischenfall geworden.

Michi Rogenmoser entkam einer abgespeckten Variante der Fasnacht. Sie allerdings nicht, Martin Rust. Sind Sie enttäuscht, dass Ihr erstes Jahr als Legorenvater so beginnt?

Martin Rust: Nein. Lange Zeit habe ich befürchtet, meine erste Amtshandlung wäre die Absage der Fasnacht 2021. So gesehen bin ich froh. Wir Zuger Fasnachtsvertreter haben einen Kompromiss beschlossen mit dem Verzicht auf Umzüge und Bälle, was den Umständen angemessen ist. Ich freue mich, die fünfte Jahreszeit immerhin im kleineren Rahmen durchführen zu können.

Michael Rogenmoser: 2022 wird es ja dann hoffentlich wieder eine normale Fasnacht geben.

12 Jahre war Ihr Vorgänger im Amt. Sie treten in grosse Fussstapfen – weshalb übernehmen Sie das Amt?

Martin Rust: Während fünf Jahren hatte ich als Kassier Einblicke in verschiedene Bereiche der Oberägerer Fasnacht. Ich möchte die Tradition weiterführen. Von Kindesbeinen war ich mit den Legoren in Berührungen, diese Werte möchte ich vermitteln und gleichzeitig offen für den Zeitgeist bleiben. Gerade die aktuelle Situation könnte Neuerungen bringen, die unter normalen Umständen beibehalten werden.

Weshalb ist nach 12 Jahren Schluss, Michael Rogenmoser?

Als Legorenvater ist die Fasnacht sehr intensiv. Im Vorhinein wird geplant, organisiert und abgeklärt. Während des bunten Treibens ist dann die Präsenzzeit hoch. Die Arbeit ist intensiv, ich will es ruhiger angehen.

Das klingt anstrengend. Abgeschreckt, Martin Rust?

Keinesfalls. Denn aus eigener Erfahrung und aus den Berichten von Michi weiss ich, dass die Arbeit sich lohnt.

Michael Rogenmoser: Definitiv. Am Ende der Fasnacht sprechen die Oberägerer einem positive Rückmeldungen aus, man erntet Komplimente. Die Freude überwiegt den Lohn für all die Mühen.

Haben Sie denn einen Tipp für Ihren Nachfolger?

Michael Rogenmoser: Neben all den Aufgaben gilt es, die schönen Momente zu geniessen, das ist wohl das Wichtigste.

Martin Rust: Ein guter Rat. Den nehme mir zu Herzen.

Werden Sie etwas grundsätzlich anders machen als Ihr Vorgänger?

Martin Rust: Jetzt geht es also ans Eingemachte (lacht). Nein. Michi hat während 12 Jahren souverän und mit viel Gespür für Menschen und die Fasnachtstradition sein Amt geführt. Daran will ich anknüpfen und darauf freue ich mich auch am meistens. Die Begegnungen – dieses Mal halt auf Distanz –, die Zusammenarbeit im Legorenrat und die lebendige Tradition.

Michael Rogenmoser: Schön, dass die Bilanz so positiv ausfällt. Und darauf darfst du dich wirklich freuen. Denn neben den grossen Höhepunkten, wie dem 175-Jahre-Jubiläum und der Einweihung der Legorenskulptur sind es all diese scheinbar kleinen Momente, die das Amt als Legorenvater speziell machen.

Speziell ist das Stichwort für die nächste Saison. Worauf dürfen sich die Fasnächtler freuen?

Martin Rust: Eine Grindufhänkete, das Fasnachtsvergraben, Kinderbescherung, ein Bühnenspiel und ein dekoriertes Dorf. Das Programm wird noch erarbeitet.

Und Sie werden dabei sein, auch ohne Amt, Michael Rogenmoser?

Ja klar. Es war und bleibt eine Herzensangelegenheit. Aber zum Abschluss noch so viel: Ich wünsche Martin alles Gute und viel Erfüllung in neuen Amt viel Glück. Auf dass er dieselben guten Erfahrungen wie ich macht.

Und 12 Jahre bleibt?

Michael Rogenmoser: Bis zum 200-jährigen Jubiläum in 14 Jahren hoffentlich.

Martin Rust: Lange zu bleiben, ist sicherlich der Plan. Denn unsere Legorenväter blieben immer eine ganze Weile im Amt. Auch das ist Teil der Tradition. Und wie schon oft gesagt: Diese Beständigkeit verhilft der Legorenfasnacht zu einem ganz einzigartigen Charme. (Interview Vanessa Varisco)

Hinweis
Die Übergabe fand an der Generalversammlung letzten Samstag mit rund 90 Legoren statt. Michi I. Rogenmoser wurde dann nach 13 Jahren im Legorenrat – davon 12 als Legorenvater – zum Ehrenlegorenvater ernannt. Ebenfalls wurde Peter Wyss nach 10 Jahren im Legorenrat zum Ehrenmitglied ernannt.