Anspruchsvoll und populär

Musik

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Die Stadtmusik Zug brachte im Theater Casino ein lebendig gestaltetes Konzert mit Werken nahe der Gegenwart.

  • Die Stadtmusik Zug spielt sechs Werke von sechs verschiedenen Komponisten. (Bild Jakob Ineichen)
    Die Stadtmusik Zug spielt sechs Werke von sechs verschiedenen Komponisten. (Bild Jakob Ineichen)

Zug – Sechs Werke von sechs verschiedenen Komponisten überwiegend des 20. Jahrhunderts bedeuteten nicht nur intensive Vorbereitung; gleichzeitig waren im Laufe des Konzerts zahlreiche stilistische Umstellungen zu leisten. Die Stadtmusik Zug erfüllte diese Voraussetzungen problemlos; alle Register waren zahlenmässig und auch von der Spielqualität her gut besetzt.

Durch das ganze anspruchsvolle Programm überzeugte eine tadellose Intonation und ein sicheres und trotzdem stets lockeres Zusammenspiel. Einziger Schwachpunkt: Die fast 50 Mitwirkenden neigten zu oft Richtung Dauer-Forte, besonders im ersten Teil bei den Werken von Alfred Reed und Yasuhide Ito, wo die fünf Perkussionisten zusätzlich anheizten.

Im Gegensatz zu vielen andern Musikgesellschaften verzichtete die Stadtmusik Zug darauf, zusätzlich mündlich durch das Programm zu führen. Das war auch nicht nötig; den präzisen Angaben auf der Vorderseite und den einleuchtenden Kommentaren der Rückseite war eigentlich nichts beizufügen. Die für den Nachvollzug anspruchsvolleren Stücke standen in der ersten Hälfte, während nach der Pause eingänglichere Harmonien mit klaren Strukturen dominierten.

Unterdrückung der ersten Christengemeinden Japans

Schon an zweiter Stelle stand «Morceau de Concert» nach Camille de Saint-Saëns. Das dreisätzige Stück mit dem Hornsolo entstand 1887 gleich in zwei Fassungen, einmal für Horn und Klavier, daneben auch für Horn und Orchester. Die Bearbeitung von José Luis Represas Carrera hatte vor allem die Aufgabe, die Streicherstimmen in Bläser-Einsätze zu verwandeln, was ohne Stilbruch sehr überzeugend wirkte. Lange zauderte der Komponist anscheinend für den Solopart zwischen dem traditionellen Naturhorn und dem damals technisch noch nicht voll ausgereiften Ventilhorn. Der Hauptsolist Kilian Jenny spielte den anspruchsvollen Solopart auf einem modernen Instrument mit der zweiten Version des Eingangsthemas, obwohl der Interpret der Uraufführung (Henri Chaussier, 1854–1914) eigentlich ein Naturhorn bevorzugt hätte.

Zur überzeugenden Gestaltung des Soloparts durch den Berufsmusiker gelang auch eine saubere Verbindung mit den Echo-Einwürfen verschiedenster Klangregister vom Klarinettenchor bis zum Streichbass.

Den zweiten Schwerpunkt bildete gleich anschliessend das «Gloriosa» des 1960 geborenen Yasuhide Ito. In Andeutungen zur Programm-Musik erfolgte ein Nachvollzug zur Entstehung und anschliessenden Unterdrückung der ersten Christengemeinden Japans im 16. Jahrhundert. Erst waren die Missionare willkommen, weil sie das vorher unbekannte Schiesspulver mitbrachten. Später folgte jene gesungene und als Hauptthema auskomponierte Litanei, welche durch Anlehnung an japanische Musiktradition das Überleben der Gemeinde sichern sollte. Neben verschiedenen andern solistischen Einsätzen aus dem Orchester überzeugte hier vor allem das Piccolo-Flötensolo von Christine Hogg, welches in ausgezeichneter Manier die Verfremdungen um Vierteltöne bis Halbtöne nachvollzog.

Vertonter amerikanischer Bestseller

Voll international erfolgte der Abschluss. Der in Bellinzona geborene und auch vom früheren Zuger Dirigenten Felix Hauswirth ausgebildete Franco Cesarini vertonte in vier Sätzen den nordamerikanischen Bestseller «Huckleberry Finn» nach Mark Twain. Sandro Blank dankte für den kräftigen Schlussapplaus und das zahlreiche Erscheinen. Dieses war nicht selbstverständlich, weil es trotz aller elektronischen Bemühungen im Raum Zug ein weiteres Mal nicht gelang, die kulturellen Anlässe angemessen zu koordinieren. Genau gleichzeitig fand mit gleichem Zielpublikum das Konzert der Musikgesellschaft Cham statt, daneben wenige hundert Meter entfernt übrigens auch noch der EVZ-Match und das Gastspiel des Circus Knie. (Text von Jürg Röthlisberger)