«Die perfekte Band»
Musik
Von Elektro-Swing über Blues und New Urban Deep Jazz bis hin zu Latin und Funk: An der Jazz Night Zug spielten 24 Formationen auf neun Bühnen in der Zuger Altstadt.
Zug – Elektrisierend, dieser Start in die Jazz-Night, waren sich die Besucher vor der Althus Bar einig. Swingende Klänge empfingen die schon früh in grossen Scharen auf das Festgelände strömenden Jazz-Fans. Alapar, ein Quartett aus Argentinien, nun ergänzt mit einer Saxophonistin und zum Quintett mutiert, spielten beim Eintreffen der Berichterstattenden gerade eine Upbeat-Version des Klassikers Putting on the Ritz aus dem Jahre 1929. Voller Witz und temperamentvoll, die energiegeladene Sängerin mit kräftiger Stimme, versetzten Alapar die Besuchenden in Entzückung.
Nach dem weltberühmten Klassiker «It’s Only a Paper Moon» aus dem Jahr 1932, der sich zum Jazzstandard entwickelte, dann der überraschende Wechsel zu einem swingenden laid back Song. Viel Applaus erntete der Kontrabassist mit seinen Solo-Einlagen, wobei er dadurch auffiel, dass er die Seiten nicht zupfte, sondern mit der Handfläche schlug. Sanftere Klänge umspielten dann die Ohren beim bekannten Standard-Song «No moon at all». Die Band harmonierte ausgezeichnet, und doch kam jedes Instrument auch einzeln zur Geltung, keiner stahl dem anderen die Show.
«Die perfekte Band», rief eine Besucherin aus der fernen Ostschweiz, die extra hergereist war, den Umstehenden zu. Das sei das Schöne an Quartetten, dass nicht nur der Front-Man oder die Front-Woman zur Geltung kämen, sondern die ganze Band, jeder einzelne, meinte die Jazz-Begeisterte weiter und verlor sich wippend und die Lieder auf ihren Lippen mit sich tragend im immer zahlreicher werdenden Publikum. Gut, wer schon so früh aufs Festgelände gekommen war, wo schnell eine aufgeräumte Wochenendstimmung aufkam mit nicht mehr ganz so stechenden Strahlen einer bereits tiefer stehenden Sonne, erste Ahnungen des kommenden Herbsts aufkommen lassend.
Es klingt über die Plätze
Am Schwanenplatz entlockte das Julian von Flüe Trio aus Zug ihren Instrumenten einen Klangmix aus Volksmusik, Jazz, Country von West bis Ost. Das Akkordeon erklang in ungewohnter Weise, einmal sehr melodiös, im nächsten Lied rhythmisch schnell und erzeugte beim Publikum wahre Stürme der Begeisterung – und das noch früh am Abend, ohne die mystische Dunkelheit der Altstadtnacht.
Am Gerbiplatz war schon bald kein Durchkommen mehr, so viele Besuchende wollten Rüdiger Baldauf & Jazz Night Zug Young Talents hören. Baldauf eröffnete den Act und gab seiner Freude Ausdruck, dass er eine Woche lang mit den jungen Talenten Stücke entwickeln konnte: «Darin waren Stücke von mir, die wir abgeändert haben, und man wusste zu Beginn nicht, wie das tönen würde.» Die jungen Talente kamen alle von Musikschulen aus der näheren Umgebung und von Zug. Baldauf bedankte sich besonders bei der Musikschule Zug für die grossartige Unterstützung und das ganze Equipment.
Beim ersten Stück spielten fünf Bläser, wo sonst nur ein Bläser vorgesehen war. Virtuos auch der junge Pianist, der diverse Jazz Licks einstreute. Die Truppe erhielt durchs Band tosenden Applaus, was einen Zuschauer zur Bemerkung veranlasste: «Wenn man nicht wüsste, dass das alles junge Hobby-Spieler sind, könnte man glauben, da habe man eine Profi-Band vor sich, die ein wahnsinniges Tempo an den Tag legen».
Nicolett Theiler, im OK für die Kommunikation und PR zuständig, zeigte sich im Gespräch mit dieser Zeitung mehr als zufrieden. Ihre Hoffnung, dass man den Musikfans zwei tolle Unterhaltungstage bieten könne, an zwei schönen Sommertagen, ging mehr als in Erfüllung, wie an den Gesichtern der Besuchenden abzulesen war. (Text von Thomas Schaffner und Barbara Stüssi)