Ein Zuger im Dienste der Savoyer
Literatur & Gesellschaft
Franz Anton Suter ist heute weitgehend vergessen. Doch vor gut 250 Jahren galt er in Zug wegen seiner Kriegskarriere als besonders illustre und hoch angesehene Gestalt.
Zug – Die Oswaldkirche erweist sich als ein wahres Füllhorn, was Trouvaillen für unsere Mittwochs-Kulturserie angeht. Diesmal schenken wir einer prächtigen Gedenktafel Beachtung, welche sich trotz ihrer aufwendigen Gestaltung der Aufmerksamkeit von Besuchern wohl weitgehend entzieht. Korrekterweise handelt es sich um einen Epitaph, also um eine Art Grabtafel, die nicht die eigentliche Grabstelle der Verblichenen markiert. Diese nämlich ruhen unter dem Boden vor dem St.-Johanns-Altar. Der Rokoko-Epitaph erinnert an das Zuger Ehepaar Franz Anton Suter (16761766) und seine Frau Anna Maria Suter geb. Uttinger (1688–1766).
Franz Anton Suter wurde am 22. Oktober 1676 in der Chamau bei Hünenberg geboren. Als 22-Jähriger liess er sich als Soldat in die Dienste des Reiches Savoyen anwerben. Er stieg auf zum Unteroffizier und später zum Leutnant, Capitaine-Lieutenant und schliesslich zum Aide-Major. 1718 war Suter in Messina/Sizilien stationiert, wo er die Insel gegen die Habsburger verteidigte. Dort wurde er zum Hauptmann befördert und stand der sogenannten «Zuger Kompagnie» vor. Die Existenz dieser Kompagnie beruhte auf einer bereits vor 1600 von der Zuger Familie Stocker von Hirzfelden gegründeten Truppe, die im Dienste des Hauses Savoyen (nachmals Sardinien) stand. Ab 1720 war Suter wieder im Piemont stationiert, kehrte im genannten Jahr kurz heim nach Zug und heiratete Anna Maria Uttinger, um bald wieder seine militärischen Pflichten südlich der Alpen aufzunehmen.
Bei einem Gefecht gegen die Habsburger bei Parma im Jahre 1734 wurde Suter verwundet, erholte sich jedoch. Für seine Verdienste während der Feldzüge wurde Suter ausgezeichnet, 1735 zum «Wirklichen Major» und 1737 zum Oberstleutnant befördert. Und 1740 ernannte König Karl Emanuel von Sardinien-Piemont ihn als «Francesco Antonio Souter di Zug città» zum Ritter des St.-Maurizius- und Lazarus-Ordens. Der gealterte Zuger Militär nahm noch an den ersten Feldzügen im österreichischen Erbfolgekrieg teil, doch machten sich vermehrt Krankheitsbeschwerden bemerkbar. 1743 wurde er ehrenvoll von seinen Pflichten befreit und wurde vom König mit dem Titel eines «königlich sardinischen Obersten» geadelt. Im selben Jahrkehrte Franz Anton Suter, durch seine Verdienste sehr vermögend geworden, heim nach Zug, um den Lebensabend mit seiner Gemahlin zu verbringen. Die Ehe blieb kinderlos. Suter hätte am liebsten das Haus «unteres Schwert» an der Grabenstrasse für sich gekauft, wo er jeweils unterzukommen pflegte, wenn er in Zug weilte. Doch weil der Hausbesitzer wegen eines unlauteren Handels mit einer Schmachtafel an der Fassade gestraft worden war und der Rat sich weigerte, das Schild zu entfernen, scheiterte der Kauf. Somit kaufte Suter den Zurlaubenhof für 3500 Gulden. Er wurde Präsident des Zuger Kriegsrats, trat in den Grossen Rat der Stadt und in die Lukasbruderschaft ein.
Das Ehepaar Suter genoss in Zug hohes Ansehen als Wohltäter armer Menschen sowie Unterstützer von Kirchen und Klöstern. Das Ehepaar stiftete unter anderem eine Orgel für die Liebfrauenkirche und finanzierte Renovationsarbeiten sowie die zeitgemässe Ausschmückung der Oswaldkirche. Die markantesten Ausstattungsstücke sind die Orgelempore mit prächtigem Rokoko-Prospekt sowie die Orgel selbst. Reliquienschenkungen und weitere Geldgaben an Institutionen – beispielsweise ans Kloster Maria Opferung – bereichern die Liste an Wohltaten des Ehepaars Suter-Uttinger. Das Schicksal wollte es, dass die Eheleute nahezu zeitgleich ins ewige Leben hinübergingen. Am 15. März 1766 entschlief Anna Maria Suter-Uttinger im Alter von 77 Jahren. Nur zwei Tage später erlag Franz Anton Suter als 89-Jähriger einem Schlaganfall.
Der prächtige Epitaph an der Rückwand der Oswaldkirche weist zwei Medaillons mit den Bildnissen Franz Anton Suters und demjenigen seiner Gemahlin auf, umrahmt von reichem Rokoko-Schnitzwerk. Auf der schwarzen Tafel darunter sind die Verdienste der Eheleute in lateinischer Sprache aufgelistet. Gegen unten abschliessend waren ursprünglich die bekrönten Wappen der Zuger Bürgergeschlechter Suter und Uttinger eingearbeitet. Dieser Teil ist heute leider nicht mehr vorhanden, weshalb die Tafel an Ästhetik und Schönheit eingebüsst hat. Von den zahlreichen Innerschweizern, die in den vergangenen Jahrhunderten in militärischem Dienste der Königshäuser Europas gestanden hatten, hat es unser Franz Anton Suter besonders weit gebracht. (Andreas Faessler)
HinweisMit «Hingeschaut!» gehen wir wöchentlich mehr oder weniger auffälligen Details mit kulturellem Hintergrund im Kanton Zug nach.