Extrazeit für Experimente

Kunst & Baukultur

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Die 23-jährige Bernerin Nina Caviezel nutzt als Artist in Residence das Atelier der Kunstpause in Zug.

  • Caviezel kombiniert analoge Malweisen mit digitalen Prozessen. (Bild Stefan Kaiser)
    Caviezel kombiniert analoge Malweisen mit digitalen Prozessen. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Die Spuren der künstlerischen Tätigkeit sind unübersehbar: Ihre Hände sind voll schwarzer Farbe und der blaue Kittel sieht wie eine Palette aus. Auf dem langen Tisch weist die Plastikabdeckung auf die experimentelle Arbeit hin, bei der sie neben den Farben weiter Laptop und Scanner einsetzt. Seit letztem Freitag ist die in Bern lebende Künstlerin Nina Caviezel für zwei Wochen im Atelier der Kunstpause auf dem Maria-Opferung-Areal in Zug zu Gast. «Ich dürfte vier Wochen hierbleiben, aber da ich noch an der Hochschule der Künste in Bern studiere, konnte ich nur zwei Wochen dafür freinehmen», sagt sie.

Dennoch wertet Nina Caviezel (23) die Möglichkeit, die ihr die Kunstpause bietet, als wertvolle Erfahrung. «An der Schule habe ich eine Atelierecke, aber in einem grossen Saal, und dort ist es immer sehr lebendig. Das Atelier hier ist ein Ort der Ruhe, es ist anders, spannend und anregend. Ich muss mich auf die Möglichkeiten des Raums einlassen. Da entstehen neue Gedanken, Eindrücke und Gefühle. Interessant sind zudem die Leute in der WG sowie die Stadt Zug.»

Irritierende Effekte und Strukturen

Erste Arbeiten sind bereits entstanden, die Drucke hängen an der grossen Wand neben einigen älteren Werken. «Der digitale Raum ist mein Arbeitsfeld. Mich interessiert die Schnittstelle zwischen der Malerei und dem digitalen Bild», erklärt sie. Dafür hat Nina Caviezel Ausschnitte von Stadtansichten auf Google Earth analog fotografiert, abstrahiert und das Objekt in eine digitale Realität moduliert. Auf anderen Arbeiten legt sie mit Farben eine Fingerspur, oder sie bewegt bewusst beim Scannen das Blatt und erzielt so neue Strukturen und irritierende Lichteffekte. Dieses Thema will sie jetzt mit anderen Materialien weiterverfolgen. «Es ist wichtig, dass Bilder berühren, sinnlich sind und emotional ansprechen. Ich versuche, die digitalen Bilder durch meine Veränderungen lebendiger zu machen, denn rein digitale Bilder berühren mich nicht.»

Nina Caviezel strebt in der Residence-Zeit kein fertiges Produkt an. «Mein Ziel ist es, am Thema weiterzuforschen und Inputs aufzunehmen. Durch das neue Umfeld ergeben sich spannende Anregungen und ich kann die Möglichkeiten nutzen, die sich mir in Zug bieten. Ich schaffe auch sonst künstlerisch viel. Und es ist lässig, was aus den vier Tagen Kunstpause im Sommer geworden ist. Ich hatte schon dort viele Begegnungen, sogar mit überregionalen Kunstschaffenden.» Nina Caviezel, die sich vom Studium her speziell mit der Kunstvermittlung befasst, hat ihre Werke bereits öfters ausgestellt und mehrere Auszeichnungen erhalten.

Plattform und Vernetzung bieten

Wie Laura Hürlimann, Präsidentin der Kunstpause, sagt, steht das Atelier, das der Landis&Gyr-Stiftung gehört, dem Verein nur noch bis Ende Jahr zur Verfügung. «Im Rahmen der Förderung können wir es seit 2019 kostenlos nutzen.» Nach Luca Harlacher sei nun Nina Caviezel hier zu Gast. An der letzten Ausstellung der Kunstpause in der Chollerhalle wurde sie als zweiter Artist in Residence für das Off-Space ausgewählt. Dazu gehört die Unterbringung in einer WG sowie die Nutzung der Digitaltechnik im «FabLab» Zug.

Hürlimann begründet die Wahl so: «Nina Caviezel bringt viel Professionalität mit. Wir finden ihre Arbeiten spannend und sehen Entwicklungspotenzial. Hier erhält sie die Möglichkeit, in Ruhe zu arbeiten und sich zu vernetzen.» Mit dem Artist-in-Residence-Projekt könne der Verein den Künstler oder die Künstlerin auch überregional bekannt machen und zu einer Kooperation in der Szene beitragen. Das inspiriere ebenso die lokalen Künstler. Zug sei ein wichtiger Kulturplatz.

Die Kunstpause ist eine Plattform für junge Künstler und ihre Vernetzung. Im 2022 ist die nächste Ausstellung geplant. Weiter sollen Gespräche mit Galerien und nicht kommerziellen Kunsträumen folgen, das erlaube auch junge und experimentelle Formate. Hürlimann: «Wir wollen nicht nur junge Kunst ausstellen, sondern die Möglichkeit zur Vernetzung, zum Austausch und dem Aufbau von Kontakten bieten.» (Monika Wegmann)

Wie Nina Caviezel arbeitet, sehen Sie unter: www.zugerzeitung.ch/videos