Zeitgenössischer Tanz für breites Publikum
Kunst & Baukultur, Theater & Tanz, Musik
Gelungener Start des Festivals Steps. Drei Uraufführungen am Opernhaus begeistern das Publikum.
Zug – Eines der Ziele des vom Migros-Kulturprozent organisierten Tanzfestivals Steps ist, Tanz einer breiten Bevölkerung nahezubringen. Seit 1988 zeigt das in der ganzen Schweiz stattfindende Festival, wie spartenübergreifend der heutige Tanz funktioniert. Wie zum Beispiel bei «Notations», der Eröffnung am Donnerstag. Dass ein zeitgenössisch orientiertes Tanzfestival mit dem Ballett des Opernhauses zusammenarbeiten kann, spricht für sich.
Tanz ist Interaktion: Die Stilrichtungen inspirieren sich gegenseitig. So auch in den drei speziell für Steps und eigens für das Zürcher Opernhausballett geschaffenen Stücken dreier international renommierter Choreografen.
Im Klangnetz Vivaldis
Der Engländer Wayne McGregor, avantgardistischer Hauschoreograf beim Londoner Royal Ballet, zeigt mit «Kairos» einen feinnervigen Dialog zwischen Bewegung, Musik und Raum. Zu Vivaldis «Vier Jahreszeiten» entfaltet sich ein atmendes Netz von hoch komplexen Tanzschritten auf der Bühne. Das ungewohnt blitzschnelle Tempo und die unvermittelten Wechsel der Bewegungsqualitäten stellen an das Ballettensembles des Opernhauses Zürich hohe Anforderungen. Vor allem die Tänzerinnen auf Spitzenschuhen lassen manchmal die Präzision vermissen.
Formschöne Sonette
Sichtlich mehr zu Hause fühlt sich das Ensemble bei seinem eigenen Chef. Zürichs Ballettdirektor Christian Spuck zeigt mit «Sonett» zu Musik von Philipp Glass und Mozart ein formklares Tanzgemälde. Shakespeares Sonette kommen dabei als verrätselte, schönheitstrunkene Liebesgedichte zum Ausdruck. Geschickt versteht es Spuck, Sprache, Tanz und Gesten, Bühne, Musik und Form weiträumig ineinanderzufügen.
Exotische Verlorenheit
Im Stück «Deer Vision» des deutschen Choreografen Marco Goecke entfaltet sich zu Schönbergs Musik ein faszinierender Kosmos eigenartiger Gesten, die an wilde Tiere oder erschreckte Menschen erinnern. Die Tänzerinnen und Tänzer bewegen sich durch Nebelwolken und scheinen mal in sich selber, mal in der Kraft der Umgebung gefangen zu sein. Die Tänzerinnen und Tänzer des Opernhauses Zürich zeigen beeindruckende Wandlungsfähigkeit und Präsenz. Hervorragend auch die Philharmonie Zürich. Das Premierenpublikum war begeistert. (sda)
HinweisSteps in der Zentralschweiz:Mi, 30. April: Mourad Merzouki, Theater CasinoZug Sa,3. Mai: L.E.V., Luzerner Theater So, 4. Mai: Sidi Larbi, Theater Casino ZugMi, 7. Mai: Inbal Pinto & Avshalom Pollak, Theater Uri, Altdorf. www.steps.ch