Diese Briefmarke gewährt einen anderen Blick auf Zug
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Die Burg Zug ist bald auf einer neuen Pro-Patria-Marke der Schweizer Post zu sehen. Damit geht eine lange Durststrecke zu Ende.
Zug – Am 12. Mai erscheint eine neue Serie von Pro-Patria-Briefmarken. Diese Postwertzeichen, für die neben der Taxe beim Kauf noch ein Zuschlag entrichtet werden muss, werden bei den Markenliebhabern im Kanton Zug wieder einmal Heimatgefühle wecken. Der Grund: Auf dem Wertzeichen mit dem Frankaturwert von 85 Rappen ist die Burg Zug abgebildet. Es handelt sich um das erste Sujet in dieser Markenserie aus dem Kanton Zug seit 61 Jahren!
Im Jahre 1955 – Gewässer waren damals das Thema – erschien eine blutrot gehaltene Ansicht von Morgarten her auf den Ägerisee (siehe Box). Seither machten die Markenmacher der Schweizerischen Post im Segment Pro Patria einen grossen Bogen um den kleinen Kanton Zug. «Bei der Auswahl müssen wir darauf schauen, dass es für alle etwas darunter hat», versucht Oliver Flüeler, Sprecher der Schweizerischen Post, die lange Marken-Durststrecke zu erklären.
Bei Marco Sigg, dem Direktor der Burg Zug, kommt das Postwertzeichen gut an: «Wir sind natürlich für diese Werbung froh.» Auch Roman G. Schönauer, er ist Generalsekretär von Pro Patria Schweiz, gefällt die neue Marke sehr gut. «Diese Wertzeichen verkaufen sich auch wegen ihrer Schönheit.» Die Burg Zug ist in den Augen des Pro-Patria-Vertreters «eine eindrückliche Anlage».
Es werden immer weniger
Aber Schönauer weiss auch, dass die Briefmarke in ihrer angestammten Form immer weniger verkauft wird. Dies zeigt sich schon darin, dass der Erlös aus den Zuschlägen sich in den vergangenen zehn Jahren praktisch halbiert hat. Kamen 2005 noch rund 1,4 Millionen Schweizer Franken durch den Verkauf von Pro-Patria-Marken zusammen, waren es im Vorjahr nur noch 700 000 Franken. Mit diesen Einnahmen werden soziale und kulturelle Werke von nationaler Bedeutung unterstützt (siehe Box). «Der Rückgang der Einnahmen macht uns natürlich zu schaffen», sagt Schönauer. Der Kriechgang hat seinen Ursprung aber nicht nur in der ständig sinkenden Zahl von verschickten Briefen. Vielmehr nimmt die Zahl der Briefmarkensammler Jahr für Jahr ab. Und diese sind nicht unwesentlich am Erfolg der speziellen Marken beteiligt, geht doch die Hälfte der Auflage der Pro-Patria-Marken direkt in die Philatelie, wie Schönauer erklärt. Unklar ist auch, wie sich die Reduktion der Zahl der Pro-Patria-Marken auf den Verkauf auswirken wird. Zum ersten Mal gelangen heuer nur zwei Sondermarken für die Stiftung in den Verkauf. «Gemäss der neuen Postverordnung haben beide Organisationen Pro Patria und Pro Juventute nicht den alleinigen Anspruch auf Zuschlagsmarken, deshalb wurde die Anzahl der Ausgaben für die beiden Organisationen reduziert», begründet Oliver Flüeler die neue Praxis.
Verkauf ist zeitlich limitiert
Eine weitere Pro-Patria-Spezialität: Der Verkauf ihrer Marken wird jeweils am Ende des Ausgabejahres eingestellt. Die nicht verkauften Postwertzeichen werden dann vernichtet. Die Höhe der Auflage bleibt während zweier Jahre nach Verkaufsschluss ein Geheimnis. «Es ist ja ein Sammlerobjekt», begründet Oliver Flüeler diese Praxis. Man könne aber, so Flüeler weiter, von einer Auflage zwischen 500 000 und zwei Millionen Marken ausgehen. Der Postsprecher glaubt auch an die Zukunft des Briefes. Heute würden solche Schriftstücke «gestaltet». Die Marke sei dabei «ein Ausdruck der Persönlichkeit». Der Schreiber überlege sich auch, welche Marke er aufkleben wolle.
Wählt ein Zuger fortan die Burg Zug als Sujet für seine Botschaften, wird er wohl hoffen, dass sein Werk den Stempel «Zug» erhält und nicht den des seelenlosen Zürich-Mülligen. Die Briefmarkensammler der Zukunft würden es zu schätzen wissen. (Marco Morosoli)
Der Ägerisee aus einer anderen Zeit
Eines vorneweg: Wer heute die Pro-Patria-Marke «Ägerisee» von 1955 mit dem Frankaturwert von 20 Rappen (Zuschlag 10 Rappen) gestempelt in seiner Sammlung hat, ist damit nicht reich geworden. Laut aktuellem Briefmarkenkatalog hat eine solche Marke derzeit einen Wert von einem Franken. Das mag auch damit zusammenhängen, dass von diesem Wertzeichen 2 974 109 Exemplare gedruckt worden sind.
Eine Institution mit Tradition
Die Stiftung Pro Patria gibt es seit 1991. Sie ist aus dem Verein Schweizer Bundesfeierspende hervorgegangen, der 1909 gegründet wurde. Die Pro Patria dient dem Zweck, dem Nationalfeiertag mit einer Tat der Solidarität im Interesse des Landes einen tieferen Sinn zu verleihen. Seit 1910 werden Sammlungen zu Gunsten sozialer und kultureller Werke von nationaler Bedeutung durchgeführt. Seit der Gründung zu Beginn des 20. Jahrhunderts trat die Post als Partnerin der Organisation auf. In den Anfangsjahren wurden Bundesfeierkarten, von Künstlern gestaltete Postkarten, verkauft. Ab 1938 kamen Briefmarken dazu, die seit 1952 unter dem Label Pro-Patria-Marken mit einem Zuschlag verkauft werden. 1923 kam als weiteres Instrument der Mittelbeschaffung das 1. August-Abzeichen hinzu, das die Schweizerische Post und ein Netz von Freiwilligen vertreiben. Die Stiftung hat ihren Sitz in Zürich.
Auf der Internetseite www.propatria.ch sind alle bisher erschienenen Pro-Patria-Marken zu finden. Die neue Serie mit der Burg Zug und dem Schloss Neu-Bechburg (Kanton Solothurn) kommt am 12. Mai in den Verkauf. Diese Postwertzeichen sind unbeschränkt gültig.