Dem Suppenwürfel nachgegangen

Questo e quello

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Die Bouillon hat die Küchen dieser Welt erobert. Ein Kunstprojekt widmet sich nun der wahren Grösse einer alltäglichen Sache.

  • Sandra Lippuner schöpft bei den Gästen der mobilen Küche persönliche Erlebnisberichte ab. Wer eine Gratis-Suppe will, muss eine Geschichte erzählen. (Bild Stefan Kaiser)
    Sandra Lippuner schöpft bei den Gästen der mobilen Küche persönliche Erlebnisberichte ab. Wer eine Gratis-Suppe will, muss eine Geschichte erzählen. (Bild Stefan Kaiser)

Zugo – Er hat acht Ecken, sechs Seiten und es gibt ihn in unzähligen Geschmacksrichtungen. Jeder kennt ihn, jeder hat ihn schon einmal benutzt: Die Rede ist vom Suppenwürfel, einem scheinbar unspektakulären Alltagsobjekt, das aber in Supermärkten rund um den Globus zu finden ist.

Die vier Zuger Kulturschaffenden Urs Bachmann, Barbara Huber, Markus Müller und Sandra Lippuner widmeten dem Suppenwürfel jetzt sogar eine eigene Aktionswoche. Vom 13. bis zum 16. Oktober sind die vier tagsüber mit einem selbst gebauten Suppenmobil in der Stadt unterwegs und tauschen Suppe gegen Suppengeschichten. Denn, so sind die vier überzeugt, die meisten Menschen verbindet mit dem Suppenwürfel eine Geschichte.

An den Abenden während der Aktionswoche wird im «Chez Nussbaumer», der Oktober-Zwischennutzung an der Pilatusstrasse 2 in Zug, gekocht. Drei Hobbyköchinnen und -köche konnten die Kulturschaffenden dafür begeistern, zusammen mit den Besuchern ihre jeweilige Lieblingssuppe wie ungarische Gulaschsuppe oder Glarner Gerstensuppe zu kochen. Urs Bachmann: «An den Kochabenden kommen fremde Menschen zusammen und tun genau das, was normalerweise Familien und Freundeskreisen vorbehalten bleibt: Sie kochen zusammen und tauschen Geschichten aus.»

Knorr auf Mexikanisch

Anlass für die Aktionswoche «Suppen sammeln sample soups» gab die Veröffentlichung der Publikation «Welt der Würfel». Diese wiederum entsprang einer kleinen Sammelleidenschaft: «Als meine Ehefrau Barbara Huber und ich vor 20 Jahren auf Weltreise gingen, entdeckten wir in einem Supermarkt in Los Angeles amerikanische Knorr-Bouillonwürfel», erzählt Markus Müller: «In demselben Supermarkt hatte es auch eine Ecke mit mexikanischem Essen, und dort fanden wir wiederum Bouillonwürfel. Die Marke war dieselbe, aber diese sind in Mexiko produziert worden und waren deswegen nun mal nicht gleich wie die amerikanischen.»

Dieses Erlebnis verleitete das Ehepaar Bachmann und Huber dazu, von nun an in jedem Land nach Suppenwürfeln Ausschau zu halten. «Wir trafen auf Shrimpsbouillon aus Asien, Hammelbouillon aus Marokko oder die dänische Schweinsbouillon. Über die Jahre kam so eine beachtliche Sammlung zusammen.» Auch in der Schweiz machten sich die Kulturschaffenden auf die Suche und stiessen in ein und demselben Land auf eine Vielzahl verschiedener Suppenwürfelnationalitäten. Bachmann. «Jeder isst Suppen, aber jeder kocht sie anders. Wie man seine Suppe macht, ist Teil einer Identität, und viele Menschen schwören auf den einen speziellen Bouillonwürfel, ohne den die Suppe niemals gelingen könnte. Der eigene, vertraute Suppenwürfel ist ein Stück Heimatgefühl.»

Suppe verbindet Familien

Der definitive Entschluss, die Würfel ins Rollen zu bringen, kam in diesem Sommer, als bekannt wurde, dass sich in den Räumen von Elektro Nussbaumer eine kulturelle Zwischennutzung anbahne. Unzählige Geschichten haben die vier Kulturschaffenden seither rund um den Suppenwürfel zu hören bekommen, und die Aktionswoche wird diese Sammlung an Suppenbiografien noch einmal erweitern: «Für viele Schweizer ist Suppe etwas, das sie mit der Familie und dem Winter verbinden», erzählt Barbara Huber. «Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Kindheitsgeschichte eines Mannes, der damals im Klassenlager in den heissen Suppentopf hineintrat und seinen Lehrern anschliessend aus Schock und Schmerz quer durch den Wald davonrannte.» (Natalia Widla)

Hinweis
Weitere Informationen zur Aktionswoche finden Sie unter weltderwuerfel.ch