Ein Viehstall wird zum viel beachteten Denkmal

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Das hätte sich der legendäre Georg Ham Page wohl nie denken lassen: Ein Teil seines Gutsbetriebs erfährt nun eine nationale Ehre.

Hünenberg – Der Denkmalpreis wird von der Konferenz der Schweizer Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger (KSD) verliehen und ist «eine Auszeichnung für vorbildliche denkmalpflegerische Massnahmen». Dieses Jahr werden ein Bauernhaus im Jura und eine Tramwartehalle in Bern damit bedacht sowie die ehemalige Grossraumstallscheune auf dem einstigen Gutsbetrieb von Georg Ham Page in Hünenberg.

Nach amerikanischem Vorbild

Dotiert ist der Preis zwar nicht. «Er hat einzig ideellen Wert, geht an den heutigen Eigentümer Peter Hofer und würdigt dessen Bestreben, das kulturell wertvolle Denkmal zu erhalten», sagt Denkmalpflegerin Franziska Kaiser vom Zuger Amt für Denkmalpflege und Archäologie. «Aber er ist auch eine Anerkennung für die Arbeit aller Beteiligten.»

Der Grossraumstall von 1881 ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Erstens stammt er von Georg Ham Page, dem Gründer der Chamer Anglo-Swiss Condensed Milk Company, aus der später der Weltkonzern Nestlé hervorging. Der gebürtige Amerikaner hatte 1880 das Gut in der Langrüti erworben und später auch noch zwei benachbarte Bauernhöfe dazugekauft. Auf dem 72 Hektaren grossen Grundstück richtete er einen Musterbetrieb nach amerikanischem Vorbild ein. Für die Rinderzucht liess Page einen Stall bauen, der mit seinen aneinandergereihten Giebeldächern mehr an eine Fabrik, als an einen Stall erinnert. Fast noch spektakulärer ist das Gebäude im Innern, denn es verfügt über einen 20 mal 40 Meter grossen stützenfreien Innenraum.

Dass dieses Gebäude heute noch steht, ist ein Glücksfall. Dass es in den Augen der Experten erst noch mustergültig saniert wurde, ist wiederum das Verdienst von Peter Hofer. Oberstes Credo der Renovation war, das historische Dachtragwerk zu sanieren und in seiner eindrücklichen Erscheinung zu erhalten. Dazu waren innovative Lösungen gefragt. Diese fand Architekt Paul Bucher, indem er eine quasi unsichtbare Stabilisierung aus grossflächigen Dreischichtplatten auf die bestehende Dachkonstruktion legte. Diese neue Schicht liegt auf den Aussenmauern auf und bildet nun das Tragwerk des Dachs. Dem Architekten und der Denkmalpflege war es ausserdem ein Anliegen, die originalen Oberflächen zu erhalten. Die Sanierung des Dachs, der Fensterläden, der Mauern und des Aussenputzes beschränkte sich entsprechend auf punktuelle Reparaturen.

Neues Leben im alten Raum

Unterdessen ist wieder Leben in den ehemaligen Stall eingekehrt: Die in Cham ansässige Heller Druck AG ist mit ihrem Maschinenpark eingezogen. «Am meisten freut mich, dass das Gebäude so gut genutzt werden kann», sagt Peter Hofer. Auch aus denkmalpflegerischer Sicht ist dies gemäss einer Mitteilung «eine Win-win-Situation». Mit der «industriellen» Nutzung lebe die ursprüngliche Idee von Page weiter: nämlich optimale Betriebsabläufe in einem stützenfreien Raum zu ermöglichen. (CPM)