Sein Spiel mit der Folklore

Kunst & Baukultur

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Marc Elsener malt scheinbar naiv. Albert Manser war ein Hauptvertreter der naiven Malerei. Die Werke der beiden werden einander gegenübergestellt.

  • Künstler und Kantönligeist der «Lötschentaler» als Herr über die Schweiz. (Bild Werner Schelbert)
    Künstler und Kantönligeist der «Lötschentaler» als Herr über die Schweiz. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Zwei lustige kleine Dämonen jagen einen Sennen. Gemalt sind sie in Öl auf Holz. Das Holz schneidet der Künstler Marc Elsener in verschiedenen Formaten zu. Aber immer zierlich. Die Verspieltheit der Miniaturbilder ist der rote Faden, der sich durch seine Kunst zieht. Geschichten aus dem Alltag werden auf diesen Bildern erzählt, durchsetzt mit Fantastischem, Surrealem.

Der 43-jährige Marc Elsener lehnt seine Bilder an die flämische Malerei der Renaissance an. Auch diese habe ihre Botschaften versteckt und Kritik dezent geübt, so der Zürcher. Dezent möchte auch Marc Elsener sein. Wenn er moderne Votivbilder malt, dann nimmt er die historische Votivmalerei durchaus ernst: «Ich spiele im Guten mit dem Thema.» Wenn er ein anderes Mal den Kantönligeist entlarvt, dann «ohne Politik machen zu wollen».

Manser, sein Vorbild

Elseners Malerei ist naiv, verträumt und mehrdeutig. Im Showroom Zug ist sie zusammen mit der traditionellen naiven Malerei des Appenzeller Künstlers Albert Manser (1937 bis 2011) zu sehen. «Manser ist ein grosses Vorbild von mir», sagt Marc Elsener. Er liebe Folklore, durch alle Nationen hindurch. «Ob amerikanische, bosnische oder thailändische Folklore was auch immer.» Folklore inspiriere ihn.

Geboren und aufgewachsen in Zürich, besuchte Marc Elsener als Kind oft die Grosseltern bei Morgarten sein Bürgerort ist Menzingen. Werte und Wanderungen, alte Geschichten und Besuche bei den Bauern – all das habe er aufgesogen. «Es ist in mich gesunken, und es hat eine Weile gebraucht, bis ich es als Künstler wiedergeben konnte.» Der 43-Jährige freut sich, erstmals im Kanton Zug auszustellen: «Das ist ein schönes Heimkommen.» Im Showroom von Silvan Fässler sieht er sich derzeit als «kleinen Schatten in der Sonne Mansers». Marc Elsener bezeichnet seine Bilder als auf den ersten Blick naiv und auf den zweiten mit tieferer Bedeutung versehen. «Aber ich suche den doppelten Boden nicht – er ergibt sich.»

Zwei unterschiedliche Welten

«Colliding Worlds» hat Kunsthändler und Galerist Silvan Fässler die aktuelle Ausstellung übertitelt. «Zwei unterschiedliche Welten treffen aufeinander», beschreibt Fässler das Zusammenspiel des Gezeigten. «Die aktuelle Malerei des 1971 geborenen Marc Elsener und die traditionelle Appenzeller Bauernmalerei des kürzlich verstorbenen Albert Manser.» Doch auch Gemeinsames kann Silvan Fässler ausmachen: «Eine ungezügelte Lust am detailreichen Erzählen schlägt eine Brücke zwischen den beiden Künstlern.»

Marc Elsener: Details blitzen auf beim Spiel mit Mythen, Dämonen, Berggeistern und Sagen. Der Swiss-Art-Award-Preisträger (2011) zeigt Sonnenstrahlen als Spinnennetz und eine Frau, die unter diesen von ihrem Mann spazieren geführt wird in einem Vogelkäfig. ­Putzige Zürcher Riegelhäuser runden die Szenerie ab. «Don’t let the sunshine fool you», hat der Künstler dieses Bild genannt, in Anlehnung an eine Songzeile des amerikanischen Musikers Townes van Zandt. Die US-Band Talking Heads wiederum lieferte den Titel für ein Bild, das ganz in Rottönen gehalten die Moränenlandschaft rund um Menzingen zeigt. «On the road to nowhere» heisst es. Ein Clown fährt in seinem gelben Auto die roten Hügel ab. «Ohne Ziel und Anfang», sagt Marc Elsener. Jeder rote Hügel ist mit einem grünen Bäumchen gekrönt. «Bei jedem männlichen Kind hat man früher einen Baum auf einen Hügel gepflanzt», erzählt der Künstler. «Das hat man nur bei den Jungen gemacht – das ist doch Wahnsinn, oder?» Wahnsinn und Witz, Naives und Hintergründiges: Das alles passt auf ein Miniaturbild drauf. (Susanne Holz)

Hinweis
«Colliding Worlds» bei Silvan Fässler Fine Art, Showroom Zug, Vorstadt 18. Noch bis zum 29. Mai 2015. Geöffnet Mittwoch bis Freitag, 14 bis 17 Uhr, und auf Voranmeldung. www.faessler-fineart.ch