Zwei Andreas Iten tauschen sich über Goethe aus

Literatur & Gesellschaft

,

Die Interessengemeinschaft Kultureller Treffpunkt lud in Oberägeri zwei Schriftsteller zum Gespräch.

Oberägeri – Andreas Iten senior ist inzwischen 87 Jahre alt. Er war Seminarlehrer am damaligen Mädchengymnasium in Menzingen, Gemeindepräsident von Unterägeri, Regierungsrat des Kantons Zug und Ständerat. Er ist heute noch Schriftsteller und ein Mann mit vielen Lebensweisheiten. Andreas Iten junior (nicht verwandt mit Andreas Iten senior) ist 28 Jahre alt. Er ist Sozialpädagoge und seit den letzten Wahlen Kantonsrat des Kantons Zug.

Das Gespräch vom 21. Januar im Pfrundhaus Oberägeri wurde von Alex Weidmann moderiert. Es stellte sich bald heraus, dass die beiden Herren weitere Gemeinsamkeiten haben. (Schriftsteller, Politiker). Beide sind auch grosse Fasnächtler in ihrer Gemeinde. Der eine ist Hans Kuony (Legor) in Ober­ägeri und der andere Ehrenbadjöggel in Unterägeri.

Schreiben ist ein Ventil

Und beide haben den Drang zum Schreiben. Sie begründen das so: «Es gibt Menschen, die müssen joggen, andere müssen Velo fahren und wir müssen schreiben. Schreiben ist ein Ventil, um die inneren Gedanken loszuwerden.» Andreas junior meinte: «Immer, wenn ich schreibe, bin ich in einem Raum ohne Zeit.» Beide Schriftsteller wurden auch von anderen Dichtern beeinflusst. An diesem Nachmittag wurde dann «Der Zauberlehrling» von Goethe zum grossen Thema. Goethe schrieb auch, dass Entwicklungen (damals die Industrialisierung) sowohl einen positiven als auch einen negativen Einfluss auf die Menschheit haben. Wie kann man den negativen Einfluss stoppen? Heute leben wir in einer ähnlichen Zeit. Die Klimakrise ist vom Menschen verursacht. Die beiden Schriftsteller waren sich einig, indem sie das etwa wie folgt formulierten: Jeder muss bei sich selbst anfangen. Die Torheit und der Wachstumswahn der Menschheit müssen gestoppt werden. Das wird nicht der Mensch machen. Der Mensch wird irgendeinmal von der Natur gestoppt.

Schreibe keine Bücher, wenn du keinen Ärger willst

Für beide ist auch klar, Schreibende werden kritisiert. Aber sie müssen schreiben. Ein Schriftsteller kann aus der Realität der Welt in eine andere Welt flüchten. Andreas Iten junior schreibt gerne Gedichte, weil sie sich reimen oder auch nicht reimen. So philosophierten dann auch beide Andreas zusammen. Der eine sagt: «Wenn alles fliesst, heisst das nicht, dass ich mich treiben lassen soll.» Der andere Andreas erweitert diesen Gedanken mit: «Nur tote Fische lassen sich treiben.»

Die Anwesenden erlebten zwei grossartige Menschen, die über unsere Welt diskutierten. Nach zwei Stunden erhielten sie grossen Applaus. Andreas Iten senior brachte 15 Bücher mit und nahm keines mehr nach Hause. Er gab dem jungen Andreas folgenden Rat: «Lies nicht nur immer im Internet, kauf mal ein schönes Buch!»

Text von Paul Iten für die IG Kultureller Treffpunkt