Chöre aus Walchwil und Zug erreichen die Zuhörer auf eine besondere We

Musik

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Sängerinnen und Sänger haben Lieder allein eingesungen, die Sequenzen wurden anschliessend zu einem Video zusammengefügt. So gut das klingt: Es soll eine Ausnahme bleiben.

  • Der Chor Zug mit der Pianistin Maja Nydegger. (Bild Chor Zug/PD)
    Der Chor Zug mit der Pianistin Maja Nydegger. (Bild Chor Zug/PD)

Zug – Vorbehalte gab es schon. Doch sie stellten sich als unbegründet heraus. Es bleibt die pure Freude über das Erreichte. Denn so werden die 50 zugelassenen Walchwiler Kirchgänger an der morgigen Mitternachtsmesse nicht auf den Heiligabend-Klassiker «Stille Nacht» von ihrem Kirchenchor verzichten müssen: Sie hören und sehen ihn auf Grossleinwand.

Fast 30 Sängerinnen und Sänger haben das Stück nämlich kürzlich in einer fünfstimmigen Variante eingesungen – jedes Mitglied für sich allein zu Hause, vom eigenen Smartphone gefilmt. Die einzelnen Sequenzen wurden schliesslich zu einem Video zusammengefügt. Das Resultat lässt sich hören. Diese Einschätzung teilt Josef Traxler, der Co-Präsident des Chors. «Das Projekt ist gelungen und ungeniert aufführbar», hält er erfreut fest. Nur zwei Probeläufe seien dafür nötig gewesen.

Seit dem März probte der 60-köpfige Walchwiler Kirchenchor mit Mitgliedern aus 14 Nationen wegen der Massnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie nicht mehr im Pfarreizentrum. Von den Frühlings- bis zu den Sommerferien sang man registerweise zusammen über die elektronischen Medien. Anschliessend durften die Sängerinnen und Sänger den geräumigeren Gemeindesaal nutzen. Ende Oktober wurde auch diese Option hinfällig. Das Singen steht seither generell auf dem Coronaindex und wurde bundesrätlich verboten.

In einer «Krisensitzung», wie Josef Traxler sagt, besprach der Vorstand, wie es weitergehen soll. Gerade hinsichtlich des Heiligabends, wo es unverrückbare Tradition ist, die Besucher der Mette gesanglich in die – dann nicht mehr ganz so stille – Nacht zu entlassen. «Jemand brachte die Idee einer Videoaufnahme vor, die ersten Reaktionen fielen gemischt aus», schildert Traxler. Dennoch entschlossen sich die Walchwiler sich, es zu versuchen. Wenn auch nicht alle: «Einige genierten sich, sich beim Singen zu sehen und vor allem zu hören. Denn die eigene Stimme klingt für einen selbst seltsam», weiss der Co-Präsident des Chors aus eigener Erfahrung. Kommt dazu, dass das Publikum sich nicht mehr auf das Dorf beschränkt, sondern – wenigstens in der Theorie – unermesslich gross ist.

Die Messe wird ins Pfarreizentrum übertragen

Denn die Aufnahme ist nicht nur morgen in der Kirche und zeitgleich im Pfarreizentrum, wo weitere 50 Personen per Livestream an der Mitternachtsmesse teilnehmen, zu sehen. Das Video ist auch für jedermann auf Youtube abrufbar.

Trotz der positiven Erfahrung, die diese Notlösung letztlich ist: Der Walchwiler Kirchenchor freut sich auf die Zeit, in der er wieder in gewohnter Form auftreten kann. «Hoffentlich war dieses Experiment in der bald 130-jährigen Geschichte des Chors das erste und das letzte Mal nötig», drückt es Josef Traxler aus. «Denn auch, wenn Weihnachten für uns jeweils eine sehr intensive Zeit ist, gehört gerade das gemeinsame Singen von ‹Stille Nacht› in der Messe einfach dazu.»

Ein Schweizerdeutsches Lied aus Zug

Der Chor Zug ging den gleichen Weg in der Krise wie der Kirchenchor Walchwil. «Es Liecht für dich» besteht ebenfalls aus zusammengesetzten Einzelsequenzen und ist auf Youtube zu sehen. Manche Chormitglieder sangen zu Hause, andere auf dem Lichterweg in Baar. Letzteres soll einer Mitteilung des Chors zufolge der Atmosphäre zuträglich sein. Das Stück, das von Chorleiter Christof Tschudi und seiner Frau Judith geschrieben wurde, soll die «Hoffnung ausstrahlen, die alle jetzt so dringend brauchen». (Raphael Biermayr)