Die Stimmbänder sind bereits gut geölt
Musik
Am nächsten Wochenende ist es so weit: Über 70 Chöre treffen sich zum Innerschweizer Gesangsfest und wollen «eifach singe».
Cham – Trällern unter der Dusche oder lauthals mitsingen beim Autofahren: Eigentlich machen es die meisten Leute, nur halt nicht öffentlich – das Singen. Es ist befreiend und ein praktisches Gefäss, um Emotionen zu verarbeiten. Am Wochenende vom 17. bis 19. Juni dreht sich in Cham alles um die Stimme, denn das 19. Innerschweizer Gesangsfest hält Einzug. Ob glockenklar, tief oder brummlig, am Gesangsfest ist jeder willkommen, denn das Motto «eifach singe» ist Programm. So sollen auch auf den Aussenbühnen auf dem Festareal und im Festzelt im Hirsgarten immer wieder spontane Konzerte stattfinden.
Insgesamt haben sich über 70 Chöre angemeldet, das bedeutet über 2000 Sänger und Sängerinnen, davon 11 Kinder- und Jugendchöre. An der gestrigen Pressekonferenz in Cham informierte das Organisationskomitee (OK) die Medien über die Veranstaltung. Denn eine gewaltige Organisation und lange Vorbereitungsphase steckt hinter dem Anlass: «Vor drei Jahren haben wir begonnen. Bis heute hatten wir 16 OK-Sitzungen», bemerkt der Zuger Ständerat Peter Hegglin. Er präsidiert das Organisationskomitee des Innerschweizer Gesangsfestes. Sein Vize Alois Strässle fügt hinzu: «2012 habe ich schon meine Fühler ausgestreckt und den Hirsgarten und die Schulräume reserviert.»
350 Helfer im Einsatz
Schauplätze für die musikalischen Vorträge, Konzerte und Festbetriebe sind: die Schulen Kirchbühl und Röhrliberg, der Lorzensaal, der Dorfplatz, der Hirsgarten, die Villa Villette, die Pfarrkirche St. Jakob. Die Darbietungen finden auf insgesamt sieben Bühnen statt. «Wir haben alles kompakt und effizient eingerichtet», versichert der Ortskundige Alois Strässle. Um von einer Station zur nächsten zu gelangen, brauchen die Besucher nie länger als 15 Minuten. Die Organisatoren erwarten für das Wochenende rund 3000 Besucher. Für die Anwohner gibt es laut Strässle keine Einschränkungen. Im Einsatz sind am besagten Wochenende 350 Helfer. «Inklusive der OK-Sitzungen werden ungefähr 13 000 Stunden an Freiwilligenarbeit für diesen Anlass geleistet», rechnet Alois Strässle.
Ein Chor kommt aus Kanada
Denn bis das Innerschweizer Gesangsfest nach Cham kam, war es ein langer Weg: 2009 fand es zuletzt in Schwyz statt. Damals noch unter dem Patronat der Zentralschweizer Chorvereinigung. 2015 hat der Verband mit dem Kantonalverband Luzerner Chöre zu Chöre Innerschweiz fusioniert. Die tragenden Vereine des Festes sind die Männerchöre Zug-Cham und der Chor Romantsch Zug. Erstmals nehmen am Gesangsfest Formationen aus der ganzen Zentralschweiz teil. Zudem kommen sieben Chöre aus der Westschweiz und einer aus dem Tessin angereist.
Mit rund 7500 Kilometer hat wohl der Edmonton Swiss Men’s Choir den längsten Anfahrtsweg. Der Chor mit ungefähr 30 Sängern kommt von Edmonton, Kanada, nach Cham. 1980 wurde er von Auslandschweizern gegründet und zählt heute zu den besten Nordamerikas. «Ich freue mich ganz besonders über die Teilnahme dieses Chors», gibt Strässle zu, der selbst seit 48 Jahren seine Stimmbänder regelmässig zum Einsatz bringt. Durch die Verbindung zur Schweiz hat der kanadische Chor Stücke in allen vier Landessprachen im Repertoire.
Peter Scherer, Chefexperte am Gesangsfest, schätzt die Varianten besonders: «Wir haben vier Sprachen und vier Kulturen – das ist die Schweiz. Wir bieten eine Vielfalt, die andere Länder nicht anbieten können.» Zudem lobt er: «Man hört nicht mehr immer das gleiche Stück.» Scherer gehört zum 15-köpfigen Expertenteam, das die Darbietungen beurteilt. «Das ist kein Wettbewerb. Wir geben nach dem Vortrag dem gesamten Chor unsere persönliche Beurteilung», erklärt Scherer. «Was mich aber immer wieder freut, ist, wenn eine kleine Formation ein ‹vorzüglich› ersingt. Denn es kommt bei einem Chor nicht auf die Grösse an.»
15 Franken Eintritt
Dass das Gesangsfest für jedermann ist, wollen die Organisatoren auch mit dem Preis des Festivalbändels zeigen. Für 15 Franken bekommt der Besucher drei Tage Zugang zu allen Festlokalitäten. Ist dabei auch ein Ständchen des Ständerats inklusive? «Mein Lehrer sagte immer, ich würde zu tief singen. Also singe ich nur in der Anonymität mit», sagt Hegglin schmunzelnd. (Andrea Muff)
Das Programm
EIFACH SINGE. Vom 17. bis 19. Juni wird Cham von zahlreichen Chören und Musikbegeisterten heimgesucht. Ein vielfältiges Programm wartet auf die Besucher:
Freitag, 17. Juni
- Hirsgarten: Eröffnungsfeier (17 bis 18.15 Uhr); Festbetrieb im Festzelt mit den Chomer Bäreund der Kapelle Jost Ribary(18.30 bis 1 Uhr).
Samstag, 18. Juni
- Hirsgarten/Dorfplatz: Festbetrieb (8 bis 1 Uhr).
- Lorzensaal: Konzert Molto cantabile (17 bis 17.30 Uhr); Konzert Ostinato (18 bis 18.30 Uhr); Konzert Dixi-Deutz,Neuheim, (19 bis 21 Uhr).
- Hirsgarten: Konzert The Swing Classic Big Band (18.30 bis 19.30 Uhr); Konzert Dorfspatzen Oberägeri(20 bis 22.30 Uhr); Tanz mit der Kapelle Jost Ribary (22.30 bis 1 Uhr).
- Pfarrkirche St. Jakob: Galakonzert mit Cantus firmus surselva,Chor Audite Nova Zugund Schweizer Jugendchor (20 bis 22 Uhr).
Sonntag, 19. Juni
- Hirsgarten/Dorfplatz: Festbetrieb (8 bis 18 Uhr).
- Hirsgarten/Pfarrkirche St. Jakob: Einzug der Chöre mit Fahnen, Festgottesdienst mit Chor Audite Nova Zug (8.30 bis 10 Uhr).
- Lorzensaal: Chor Matinee mit Cantus firmus surselvaund Schweizer Jugendchor (11 bis 12 Uhr).
- Hirsgarten: Abschlussfeier (16 bis 17 Uhr); Festausklang mit Musikgesellschaft Cham (17 bis 18 Uhr).
Die Anreise mit dem öffentlichen Verkehr zum Festgelände in Cham erfolgt mit der Stadtbahn Zug S1 oder den ZVB Linien 6, 7 und 8. Für Personenwagen steht zwischen der Autobahnausfahrt Nr. 33 und Cham, im Gebiet Röhrliberg, in Fussmarschdistanz zum Festzentrum ein grosser Parkplatz zur Verfügung. Der Weg ist ab der Hauptstrasse ausgeschildert.
Weitere Informationen finden Sie unter www.eifachsinge.ch