Wie sich Hünenberg gewandelt hat

Kunst & Baukultur, Brauchtum & Geschichte

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Seit 1953 das Schulhaus Ehret A fertiggestellt wurde, hat sich die Bevölkerungszahl der Gemeinde versechsfacht.

  • Das als Ehret A benannte Schulhaus ist in der Mitte des Bildes sowie links unten die alte Post und rechts unten die Schmiede und das Wohnhaus. (Bild Patrick Hürlimann, Hünenberg, 21. Dezember 2021)
    Das als Ehret A benannte Schulhaus ist in der Mitte des Bildes sowie links unten die alte Post und rechts unten die Schmiede und das Wohnhaus. (Bild Patrick Hürlimann, Hünenberg, 21. Dezember 2021)
  • Das Bild zeigt prominent das Schulhaus Ehret sowie unten links die Post, unten rechts die Schmiede (ihr Dach wird teilweise von einem Baum verdeckt). (Bild HüPedia)
    Das Bild zeigt prominent das Schulhaus Ehret sowie unten links die Post, unten rechts die Schmiede (ihr Dach wird teilweise von einem Baum verdeckt). (Bild HüPedia)

Hünenberg – Das Bild von Hünenberg von 1953, welches den Auftritt der gemeindeeigenen Online-Enzyklopädie prägt, zeigt das Prunkstück des damaligen Hünenberg: der erste Schulhausneubau von Oberhünenberg mit der ersten Turnhalle der Gemeinde. Der Eröffnung der neuen Schule ist es wohl zu verdanken, dass diese Luftaufnahme existiert – waren solche damals ohne Drohnen doch aufwendig und teuer zu produzieren.

Das Schulhaus Ehret 1 ersetzte 1953 das ursprüngliche Schulhaus Ehret – ein zur Schule ausgebautes Wohnhaus, das während 90 Jahren in Betrieb war. Das Ehret 1 steht noch immer – allerdings heisst es inzwischen Ehret A und die Turnhalle wurde vor einiger Zeit in eine Aula umgebaut. Und im Gegensatz zu heute stand es zum Zeitpunkt der Bildaufnahme 1953 noch viel mehr im Dorfzentrum, als dies heute der Fall ist. So erstreckte sich dieses 1953 tendenziell eher im südlichen Bereich von Hünenberg. Hier war denn auch die damalige Poststelle, in der sich an Weihnachten die Pakete bis in die Wohnstube der Geschwister Bütler stapelten.Sie führten das Postbüro gemeinsam in dritter Generation – bis die Post aufgrund der Pensionierung der Geschwister 1979 an ihrem damaligen Standort geschlossen wurde.

Über Aufschwung und Niedergang

Auf der gegenüberliegenden Seite der Chamerstrasse befand sich die Schmiede sowie ein Wohnhaus mit einem kleinen Einkaufsladen und der ersten und lange Zeit einzigen Benzintanksäule in Hünenberg. Für die Schulkinder des kleinen Dorfs (die ganze Gemeinde zählte damals rund 1500 Einwohnerinnen und Einwohner) war die Schmiede eine Attraktion. Die Kinder schauten gerne beim Pferdebeschlagen und Wagenbau zu. Beide Gebäude gehörten und gehören bis heute der Familie Luthiger. Auch die rote Benzinzapfsäule steht noch vor dem Haus.

Gleich hinter dem Wohnhaus mit Laden ist auf dem Bild von 1953 die damals vor kurzem neu errichtete Landwirtschaftliche Genossenschaft «Landi» zu erkennen: mit dem verkürzten Dach zur Chamerstrasse hin. Nach Jahren in den roten Zahlen hatte diese am neuen Standort nun endlich Erfolg, weshalb sie bereits 14 Jahre nach ihrer Erstellung in ein deutlich grösseres Gebäude im Moos verlegt werden konnte.

Auf derselben Strassenseite wie die Landi, an der Kreuzung zur Hauptstrasse von Sins nach Holzhäusern, steht die Käserei. In dieser war bis 1990 Milch verarbeitet worden. Danach wurden bis zu ihrem Abriss 2009 rund 60 Kühlfächer an Private und einige Bauern vermietet, die ausser Haus in der Tiefkühlanlage Gemüse oder Fleisch lagerten.

Gegenüber liegt die ursprüngliche Schmiede, die bereits vor 1953 zu einer Schlosserei und Landmaschinenhandel umfunktioniert wurde. Auch diese Schmiede gehört der Familie Luthiger und das Gebäude steht noch heute. Damals befand sich dort auch noch das Salzlager. Denn Karl Luthiger hatte das Salzmonopol inne, was bedeutete, nur er erhielt Salz vom Kanton Zug, um dieses weiterzuverkaufen.

Weiter hinten – auf dem Bild von 1953 ist es das letzte Wohnhaus an der Holzhäusernstrasse in Richtung Holzhäusern – war Baumeister Zaugg zu Hause. Er hatte eine Handvoll Angestellte und sein Magazin befand sich gleich neben seinem Wohnhaus.

Wie das Dorf in Richtung Norden wuchs

Dass die Aufnahme von 1953 des Schulhauses Ehret gleichzeitig einen grossen Teil des damaligen Hünenberger Zentrums abbildet, zeigt auch der Vergleich der Landkarten von damals und heute. Der Dorfkern hat sich in den vergangenen rund 70 Jahren deutlich nördlich verschoben. Dieser lag 1953 mit der Post, dem Einkaufsladen sowie dem Restaurant Degen und der Bäckerei (Letztere zwei sind auf den Bildern nicht ersichtlich) im Bereich des Schulhauses. Heute liegt er mit dem Saal Heinrich von Hünenberg und dem Dorfplatz davor sowie dem Gemeindezentrum und den Einkaufsmöglichkeiten im Dorfgässli und an der Eichengasse viel weiter nördlich.

Auch das Siedlungsgebiet hat sich markant in Richtung Norden ausgedehnt. Und nicht nur die Fläche hat sich um ein x-Faches vergrössert: Die Bevölkerungszahl versechsfachte sich zwischen den beiden Aufnahmen von 1953 und 2020: von rund 1500 auf über 8000 Einwohnerinnen und Einwohner. (Zoe Gwerder)

Hinweis
In dieser Serie stellen wir Dorfansichten aus Zuger Gemeinden und ihren Wandel über die Zeit vor. Quellen: Einwohnergemeinde Hünenberg (Buch «Hünenberg – Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde») und Zeitzeugengespräche.