Eine Zunft fast wie vor 200 Jahren

Brauchtum & Geschichte

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Der«Brüderlichen Verein der achtbaren Meister» hat in Menzingen lange Tradition. Zum Jubiläum gibt es ein Fest.

  • Roland Kälin (rechts) und Christian Ehrbar vor dem Skihüttli beim Skilift Lindenberg/Meienhof. (Bild Maria Schmdi)
    Roland Kälin (rechts) und Christian Ehrbar vor dem Skihüttli beim Skilift Lindenberg/Meienhof. (Bild Maria Schmdi)

Menzingen – Sie mögen nach Altherren einer Studentenverbindung oder einer Fasnachtsgesellschaft aussehen, doch tatsächlich sind sie eine Zunftvereinigung von Handwerkermeistern, die eine 200-jährige Tradition aufrechterhalten. Die 73 Mitglieder der Meisterschaft Menzingen knüpfen und pflegen den Kontakt zu Gleichgesinnten und setzen sich für die Menzinger Jugend ein.

Das 200-Jahr-Jubiläum soll nun ausgiebig gefeiert werden. Um das örtliche Gewerbe zu stärken, gründeten 37 Handwerker im Jahre 1821 den «Brüderlichen Verein der achtbaren Meister von Menzingen». «Denn während der Gründungszeit herrschte grosse wirtschaftliche Not in dem bäuerlich geprägten Dorf Menzingen», erklärt Altobmann Christian Ehrbar.

Die alten, traditionellen Werte weitergeben

«Die Vereinigung wurde in einer Zeit von Armut und Arbeitslosigkeit gegründet. Doch auch heute werden die damaligen Werte nach wie vor gelebt und gepflegt und stellen einen wichtigen kulturellen Teil des Dorflebens dar», sagt der aktuelle Obmann Roland Kälin. Er selbst ist vor 13 Jahren beigetreten, weil ihn dieser traditionelle Zusammenhalt fasziniert hat und er diese Werte weitergeben möchte.

«Damals vor 200 Jahren wurde gar schon eine Gesellenkrankenkasse eigenständig entwickelt und es wurden Beiträge eingezahlt», so Kälin. Daraus hätten die Handwerkermeister ihre eigenen Leute, die erkrankt oder verunfallt waren, unterstützt und so finanziell durchgebracht. Es können nur Einwohner aus Menzingen, welche in einer leitenden Position eines handwerklichen Berufs tätig sind, Mitglied in der Meisterschaft werden. Verheiratet, wie bei der Gründung, müsse man nicht mehr zwingend sein. Allerdings sind nach wie vor alle Meister Männer.

In der Anfangszeit der Meisterschaft kam es nicht selten vor, dass der Vorsteher mehrere Jahrzehnte die Bruderschaft leitete. Heute kann der Obmann gemäss Statuten für maximal drei Amtszeiten à jeweils zwei Jahre gewählt werden. «Damit soll vermieden werden, dass immer die gleichen Themen und Geschäfte anliegen. Neue, jüngere Obmänner sollen jeweils einen Wandel in die Bruderschaft bringen», führt Kälin aus.

Das beiden ältesten Mitglieder sind 92 Jahre alt und schon seit über 60 Jahren im Verein. «Abgänge verzeichnen wir üblicherweise nur im Todesfall. Es kam nur selten vor, dass jemand austreten wollte oder musste», so Kälin weiter.

«Heute steht nicht mehr der wirtschaftliche, sondern vor allem der freundschaftliche und gesellige Zusammenhalt im Zentrum der meisterlichen Tätigkeiten», ergänzt Ehrbar.

Geburtstagsparty mit der «Stubete Gäng»

Der Meistertag, ein Höhepunkt im Zunftjahr, konnte coronabedingt im Januar nicht stattfinden und wird jetzt nachgeholt. Die Festlichkeiten beginnen am Samstag, 11. September, beim Skilift Lindenberg/Meienhof in Menzingen, wo das von der Meisterschaft sanierte Skihüttli eingeweiht wird und um 14.30 Uhr ein kostenloses Kinderkonzert mit der Liedermacherin Caroline Graf von der Gruppe «Die Superhaasen» stattfindet.

Am 24. September findet der Jubiläumsmeisterball in einem erweiterten Rahmen statt. Die rund 200 geladenen Gäste erwartet in der Schützenmatt in Menzingen ein Jubiläumsprogramm mit Ansprachen, künstlerischen Darbietungen sowie einem Galadinner.

Abschliessend findet in der Schützenmatt zum 200-Jahr-Jubiläum der Meisterschaft eine grosse Geburtstagsparty statt. Neben der zugerischen Band Stubete Gäng stehen auch Auftritte von mehreren Ländlerformationen auf dem Programm. (Tijana Nikolic)