Erfrischende und freche Comedy in Steinhausen

Literatur & Gesellschaft, Theater & Tanz

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Der Komiker Charles Nguela sorgte im Steinhauser Gemeindesaal für ausgelassene Heiterkeit.

  • Charles Nguela auf der Bühne in Steinhausen. (Bild PD)
    Charles Nguela auf der Bühne in Steinhausen. (Bild PD)

Steinhausen – Als «optimal Pigmentierter», wie er sich selbst bezeichnet, sieht er unser Land mit einem erfrischenden Blick und nimmt dabei mit viel Charme und Witz unsere sprachlichen Eigenheiten oder Brauchtümer aufs Korn. Mit seiner schier unerschöpflichen Energie verpackte Charles Nguela seine Beobachtungen in theatralische Formen, die für die zahlreichen Besucherinnen und Besucher im Gemeindesaal in Steinhausen ein grosses Vergnügen waren.

Er startete mit einem Rückblick auf die Coronazeit. Er liess darin die grossen ansteckenden Krankheiten zu Hollywood-Diven werden, die sich zur alljährlichen Preisverleihung im Stile der Oscars treffen. Madame Corona stolziert über den roten Teppich, siegessicher und angefeuert von Madame Ebola: «Greif sie Dir alle!» Die Grippe gewinnt den «Lifetime Achievement Award» – sie sei wie der Song «Last Christmas». Immer wenn man meint, sie sei endlich überstanden, tauche sie im Oktober unverhofft wieder auf.

Charles Nguela thematisierte auch das Contact-Tracing und Homeschooling: Etwa, wenn das Contact-Tracing zum Contact-Making umfunktioniert wird: «Hallo, gehen wir zusammen in Quarantäne?» Oder wenn sich Eltern dabei ertappen, dass sie den Wunsch nach mehr Zeit mit der Familie zu verwünschen beginnen: «Kinder sind die schlechtesten Mitbewohner – man kann sie nicht loswerden und füttern muss man sie auch noch!»

Afrika, die Schweiz und gute Schuhe

«R.E.S.P.E.C.T.» nennt Charles Nguela sein drittes abendfüllendes Programm. Darin verpackt er vieles, was er in seiner Kindheit in Afrika und später in der Schweiz erlebt hat. So schilderte er, wie seine Freundin ihn zu einer Bergtour mitnehmen wollte und ihn fragte, ob er «gute Schuhe» habe. Da denke er als Afrikaner natürlich gleich an «Schuhe ohne Löcher». Was seine Freundin mit «guten Schuhen» meinte, wurde ihm allerdings erst bewusst, als er um sein Leben bangend auf allen vieren den Creux du Van hinunter krabbelte.

Die Freundin war auch sonst ein Thema. Sie ist Lehrerin und das Zusammenleben mit ihr sei nicht immer einfach. Lehrpersonen laminieren alles, seine Rechnungen und das Toilettenpapier, und zudem verwendet sie überall Post-it-Zettel, sogar in seiner Unterwäsche. Dann zeigte er mit einem Augenzwinkern auf, welch unsinnige Formulierungen in unserem täglichen Sprachgebrauch teilweise verankert sind, was ihm das Erlernen des Schweizerdeutschs nicht gerade einfacher gemacht habe. Beispiele: Wir wünschen gute Besserung – ja gibt es denn auch eine schlechte Besserung? Oder wie, bitte schön, kann man schnell warten oder langsam pressieren? Die Musik dürfte man ruhig lauter machen – wie soll denn das funktionieren? Das sei «easy schwierig».

Brauchtum oder Voodoo?

Zu einem weiteren Highlight des Abends wurde die Schilderung des Zürcher Sechseläutens. Wie dabei ein mit Holzwolle und Knallkörpern gefüllter künstlicher Schneemann verbrannt werde, während eine Horde von Männern auf Pferden um das Feuer herumgaloppierte, sei für ihn als Afrikaner reinster Voodoo. Natürlich lachte das Publikum schallend – ebenso, wenn er erzählte, wie geschockt er war, als Freunde ihn zum «Knabenschiessen» eingeladen hätten. Was denn diese Jungs verbrochen haben sollen, fragt er ungläubig, bis er darüber aufgeklärt wird, dass es sich um ein Schützenfest handelt.

Charles Nguela machte sich auch über sich selbst lustig: über seinen Unfall beim Schlitteln im Engadin, über seine Herkunft (nein, das Skifahren wurde definitiv nicht in Afrika erfunden) und über die damit verbundenen Vorurteile. «Wenn du einen Afrikaner als Freund willst, musst du ihn füttern», meinte er und flocht «I Have a Dream» und «Black Lives Matter» immer wieder geschickt in sein Programm ein. Empathie sei alles, habe er von seiner Mutter gelernt.

Für Kultur Steinhausen: Ivo Studer