Orchester und Dirigent verstehen sich

Musique

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Ein Spagat zwischen Schweizer Blasmusik und östlicher Volksmusik ist schwierig. Die Musikgesellschaft beweist, dass dies zu meistern ist.

Hünenberg – Für die 53 Musizierenden sei das Jahreskonzert unter dem Jahr meistens in weiter Ferne. Dass die «stolzen Hünenberger» aber doch gut zu motivieren sind, bewies Dirigent Matthias Weber am vergangenen Samstag. «Die Stücke fristgerecht auf den Tag zu präsentieren, das ist nicht einfach», gibt er zu. Das gut eingespielte Orchester lud die Gäste mit dem Titel «Mediterrane Rundreise» zu einer abwechslungsreichen Fahrt im Mittelmeer ein. Die Mannschaft umschiffte dabei alle Stürme souverän.

Fulminanter Klang

Die einzelnen Instrumente kommen durch viele Soli schön zur Geltung. So eröffnet beispielsweise das Trompetenregister die italienische «Celebration Fanfare», bei der das Orchester mit einem fulminanten Klang beeindruckt. Im griechischen Lied «Starflash», das an die rasante Filmmusik vom Kultfilm «Back to the Future» erinnert, gelingt das Solo der Flöten. Offenbar hat Spanien es dem Orchester angetan, denn dort wird oft Halt gemacht: Am Saxofon überzeugt Katja Zimmermann im groovigen Jazz-Standard-Werk Spain. Dieses Stück ist für Corinne Unternährer, die die erste Stimme an der Querflöte besetzt, nicht ganz einfach. Die hohe Lage verlangt ihr einiges ab. Vielleicht sind die häufigen Proben der Grund dafür, weshalb an diesem Abend fast alles funktioniert. Denn zweimal pro Woche übt die Musikgesellschaft Hünenberg in der finalen Phase vor dem Konzert. Diese Zeit opfert die 19-jährige Corinne gerne: «Alle haben Freude am Musizieren, alle sind miteinander verbunden.» Man glaubt es ihr sofort.

Abstecher nach Mazedonien

Der starke Zusammenhalt verdankt die Blasmusik möglicherweise ihrem Dirigenten. Die Freude beim Musizieren steht ihm wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. So meistert das Orchester auch das schwierigste Stück des Abends. Im rasanten 7/8-Takt machen wir einen Abstecher nach Mazedonien. Die ambitionierten Tempi des Schweizer Komponisten Mario Bürki können gehalten werden. Es entsteht eine fröhlich mitreissende Melodie, zu der das Publikum mitwippt. Begleitet wird die Hauptstimme gut hörbar auf dem Marimbafon von Cindy Baumann. Die ungeraden Taktarten waren für die Hobby-Musiker zuerst ungewöhnlich, erinnert sich Präsident Raphael Suter.

Musikschule eröffnet den Abend

Auch das Blasorchester der Musikschulen Cham und Hünenberg (Bloch) wagt sich auf den Balkan. Bloch eröffnet das Jahreskonzert dynamisch differenziert – um den Nachwuchs muss man sich offenbar keine Sorgen machen. Unter der Leitung von Dirigentin Tatiana Cossi stampfen und klatschen die Zuschauer an ausgewählten Stellen begeistert mit.

Mit dem Arosa-Marsch verabschiedet sich die Musikgesellschaft Hünenberg unter Applaus. Der Spagat zwischen klassischer Blasmusik, Volksmusik und Jazz ist geglückt. Zum Erfolgsrezept gehören wohl die motivierten Musiker, aus denen der Dirigent alles herauskitzelt. So bedankt sich Raphael Suter beim Dirigenten Matthias Weber am Schluss: «Du bist ein toller Kapitän. Sowohl bei ruhiger See als auch bei starkem Wellengang hast du uns sicher geführt. Dafür lieben wir dich!» (Fabian Gubser)