Zuger Sagen zu einem Theaterstück verwoben

Theater & Tanz

,

Das Kinder- und Jugendtheater Zug bewies einmal mehr Kreativität und Können in einem abwechslungsreichen Stück – und begeistert damit.

  • Posieren für ein Selfie: Leon Svoboda, Anna­belle Amiet und Emilie Moos (von links). (Bild Maria Schmid)
    Posieren für ein Selfie: Leon Svoboda, Anna­belle Amiet und Emilie Moos (von links). (Bild Maria Schmid)

Zug – Die Zeitungsleser am Perron regen sich auf. Wegen starker Schneefälle ist die Weiterfahrt um ganze 50 Minuten verzögert. Obwohl ein Geschrei wegen eines verrotteten Apfels und Ekel aufgrund eines klebrigen Kaugummis, der die Wartenden plagt, etwas von dieser Tatsache ablenken, sind alle froh, als die Lokomotive endlich wieder zu schnaufen beginnt und die Fahrt aufgenommen werden kann. Diese Zugfahrt führt die Gäste quer durch die Welt der Zuger Sagen und ihrer verborgenen Geheimnisse. Die 19 Kinder des Kinder- und Jugendtheaters Zug (KJT) haben sich an 15 Proben in die alten Geschichten des Kantons Zugs vertieft. 

Das Stück, das an diesem Wochenende aufgeführt wurde, bietet dank einem kreativen Wortspiel Platz für grosse Spielfreiheit. «Sagenhaftes aus (dem) Zug», lässt die Kinder Geschichten und Lokalitäten wechseln und besorgt dadurch dem Publikum ein spannendes Erlebnis. Durch geschickte Handlungen auf der Bühne reisen die Zuschauer durch den alltäglichen Pendlerwahnsinn zurück in die mystische Vergangenheit, um am Ende wieder mitten im hektischen Bahnhofsbetrieb ausgespuckt zu werden. «Wir haben uns mit den Jugendlichen insgesamt auf fünf Zuger Sagen geeinigt», erklärt Mirjam Dettwiler aus der Regie. Nachdem die Kinder verschiedene Zuger Sagen miteinander gelesen hatten, wurden sie kurzerhand ins kalte Wasser gestossen und mussten zu den jeweiligen Geschichten ein kurzes Stück improvisieren. So konnten die geeignetsten Stücke ausgewählt werden. «Die kurz improvisierten Szenen haben wir dann zusammen mit den Kindern ausgestaltet und fliessende Übergänge eingeübt, die von den Bahnhofsszenen zurück in die Vergangenheit führen», fügt Dettwiler an, die früher selber aktiv auf der Bühne des KJT stand.

«Nein, die ist schwanger»

«Wow, ist die fett», lästern so zwei junge Zugpassagiere über eine Ticketkontrolleurin, als diese sich von ihrem Abteil entfernt. «Die ist nicht dick, die ist nur schwanger, ganz genau so wies Erdfraueli», korrigiert ein anderer Passagier. Und schon finden sich die Zuschauer mitten in der Geschichte vom «Erdmännchen und der Hebamme», einer Sage aus Walchwil wieder. Mit viel schauspielerischem Talent und Humor werden die Geschichten des Helgenhüslis, der Pfullendorferin, des Hexleins von Risch und schlussendlich der Seejungfer aus Zug auf der Bühne zum Besten gegeben. «Es war sehr erstaunlich zu sehen, wie schnell die Kinder in der Gruppe eine positive Dynamik entwickelt haben und wie professionell das Niveau bereits in diesem jungen Alter ist», erklärt Dettwiler sichtlich zufrieden.

Stolz auf die Enkelin

Das hohe Niveau beeindruckt auch das Publikum, der Applaus am Ende des Stückes beweist es. «Ich habe meine Enkelin zum ersten Mal auf der Bühne gesehen», sagt Biltrand Kammerer aus Ravensburg, sichtlich beeindruckt von der Leistung ihres Grosskindes. Unterstützt durch gut geführte Lichttechnik und passende Musik wurden alte Geschichten wiederbelebt. Strandet man als Zuschauer am Ende des Stücks wieder im Trubel des Bahnhofs, wo die verschiedenen Passagiere sich nochmals in ihrer Rolle präsentieren, werden die alten Geschichten aus der Vergangenheit und ihre Erinnerungen daran bereits wieder schummrig. Dennoch haben sich die alten Geister sicherlich gefreut, für kurze Zeit im Fokus zu stehen, dank der beeindruckenden Leistung des Kinder- und Jugendtheaters Zug. (Carina Blaser)