Baukultur ist Trumpf
Kunst & Baukultur
Von der Stallscheune zum modernen Mietobjekt und mehr: Die vierte Ausgabe des Zuger «Denkmal Journal» würdigt fünf aktuelle Sanierungs- und Umnutzungsprojekte.
Zug – Die Gestaltung des Lebensraumes ist für den Menschen, ja für die Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Darüber dürfte allgemeiner Konsens herrschen. Genauso bedeutend ist folglich die Frage nach einer sinnvollen, nachhaltigen Nutzung vorhandener Ressourcen – erst recht angesichts zunehmender Verdichtung. Hier will ganz unterschiedlichen Herausforderungen begegnet werden, die vor allem Städtebau, Raumplanung, Nachhaltigkeit und Denkmalschutz betreffen.
Somit landen wir beim Begriff Baukultur, der zu Recht in aller Munde ist. Wie kann schützenswerte Bausubstanz für die Anforderungen von heute fit gemacht werden? Wie können alte Räume einer neuen Nutzung zugeführt werden, ohne dass sie ihres historisch gewachsenen Charakters verlustig gehen? In einem Kanton wie Zug, wo Siedlungsdruck, Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum eine so rasante Entwicklung zutage legen, sind ein sorgsamer Umgang mit schützenswerter Bausubstanz sowie innovative Ideen von besonderem Interesse.
Eine Vielfalt an Möglichkeiten
Das im April 2022 erstmals erschienene Zuger «Denkmal Journal» – herausgegeben vom Amt für Denkmalpflege und Archäologie – porträtiert ausgesuchte Zuger Sanierungs- und Umnutzungsprojekte, die aus denkmalpflegerischer Sicht besonders geglückt sind. Die ausführlichen, reich bebilderten Beiträge zeigen anschaulich auf, welche Vielfalt an Um- und Neunutzungsmöglichkeiten historische Gebäude bieten, sofern die Projekte sorgfältig geplant werden und Fachleute der Denkmalpflege und Bauforschung, Architektinnen, Bauherrschaft und Handwerker zielführend zusammenarbeiten.
Anfang April ist das mittlerweile vierte «Denkmal Journal» der Öffentlichkeit vorgestellt worden – dies im Rahmen einer Vernissage an einem Ort, der passender nicht sein könnte: in der Ziegelhütte Baar, einem über 400 Jahre alten Bauzeugen aus schönstem Fachwerk, der 2011 von der Korporation Baar in ein Objekt für unterschiedliche moderne Nutzungen umfunktioniert worden ist. Das Zuger «Denkmal Journal» Nr. 4 stellt fünf der jüngsten, vorbildlich umgesetzten Bauprojekte vor.
Wohnen, Bildung, Gastronomie und mehr
Im Bereich historischer Wohnkultur ist das 1768 erbaute Haus Sternenweg 9 in Baar von Interesse. Die Besitzerfamilie liess das Gebäude sanieren, wobei das gesamte Potenzial der Modernisierungsmöglichkeiten ausgeschöpft und die historische Bausubstanz dabei so wenig wie möglich tangiert werden sollte. Mit Erfolg.
Das zweite Objekt betrifft den Bereich Gastronomie. Das altehrwürdige Restaurant Bären gegenüber der Metalli mitten in der Zuger Neustadt machte im Frühjahr 2023 seine Schotten dicht. Im August 2024 nahm die bekannte Zürcher Vegi-Kette Tibits ihren Betrieb im 1897 fertiggestellten Gebäude auf. Alle Beteiligten hätten sich mit der Sanierung des «Bären» vorbildlich um den Erhalt und die zeitgemässe Nutzung eines Zuger Zeitzeugen verdient gemacht, würdigt Sabine Windlin, Hauptautorin des «Denkmal Journal», das Projekt in ihrem Artikel dazu.
Als Nächstes kommt das kleine Schulhaus in der Chamer Hochhaussiedlung Alpenblick zur Würdigung. Neben einer Auffrischung von Wänden, Decken, Böden und Interieur sowie der Erneuerung der sanitären Anlagen wurde das eingeschossige Backsteingebäude vor allem energietechnisch auf den neuesten Stand gebracht und ansonsten als Zeuge der Nachkriegsmoderne weitgehend unangetastet gelassen.
Vom Stall zum Wohnhaus – so lässt sich die Umnutzung einer 1830 erbauten Stallscheune in der Hünenberger Wart zusammenfassen. Zwei Mieteinheiten auf zwei Niveaus sind hier so in die bestehende Bausubstanz integriert worden, dass die landwirtschaftlich genutzte Grundstruktur des Gebäudes nach wie vor klar erkennbar bleibt.
Und als fünftes Projekt im Bunde wird die gelungene Sanierung der Liegenschaft Seestrasse 1 in der Zuger Altstadt beschrieben. Das im Kern ins 15. Jahrhundert datierende, seither mehrfach umgebaute und veränderte Wohnhaus stellte grosse Herausforderungen an die Verantwortlichen. Es galt, das Haus dahin gehend zurückzubauen, dass die erhaltenswerten Grundstrukturen aus unterschiedlichen Jahrhunderten isoliert und in die Modernisierung miteinbezogen werden konnten. Das Endresultat ist vom Schweizer Architektur-Fachmagazin «Hochparterre» ausgezeichnet worden.
Hinweis
Das «Denkmal Journal» kann beim Amt für Denkmalpflege und Archäologie an der Hofstrasse 15 in Zug bezogen oder per E-Mail (info.ada@zg.ch) bestellt werden. Es ist kostenlos. Unter www.zg.ch/ada ist das Magazin als PDF-Download verfügbar.
(Text: Andreas Faessler)