«Kolin» muss noch viel lernen

Literatur & Gesellschaft

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Bei der Eröffnung des neuen Eingangsbereichs der Bibliothek sorgt ein Roboter für Aufsehen. Die rund 20000 Franken teure Anschaffung gefährdet die menschlichen Mitarbeiter nicht – wenigstens vorderhand.

  • Beschwingt: Der Roboter Kolin und der Stadtpräsident Karl Kobelt führen im Foyer der Bibliothek einen Freudentanz auf. (Bild Stefan Kaiser)
    Beschwingt: Der Roboter Kolin und der Stadtpräsident Karl Kobelt führen im Foyer der Bibliothek einen Freudentanz auf. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Mit einem reichhaltigen Programm hat die Bibliothek Zug die Neueröffnung ihres Eingangsbereiches gefeiert. Kinder und ihre Eltern bestaunten dabei die neueste Attraktion der Bibliothek: den Roboter namens Kolin. Der Stadtpräsident Karl Kobelt stellte sich einem Gespräch mit ihm. «Ciao Kolin», leitete Pia Rutishauser, Leiterin der Bibliothek, jenes ein. «Die Treppe ist sehr schön geworden», gab Kolin zurück. Er meinte damit die ein­ladende Holztreppe, die die schwarzen Steinquader ersetzt. Dort können sich die Bibliotheksbesucher niederlassen.

«Hallo Kolin, schön, dich wiederzusehen», sagte darauf der Stadtpräsident. «Wir lernten uns an einer Tagung letzte Woche kennen», erinnerte sich Kolin. «Bist du eigentlich ein Besucher oder ein Mitarbeiter der Bibliothek?», fragte Kobelt. «Ich verstehe mich als Assistenz für die Mitarbeiter», erhielt er zur Antwort. Ob Kolin der erste Roboter in einer Schweizer Bibliothek sei, fragte Kobelt weiter. «Mir ist zumindest kein anderer Fall bekannt», sagte Kolin. Zum Schluss führten der Stadtpräsident und Rutishauser mit Kolin noch einen Freudentanz auf.

Eine Zusammenarbeit mit der Hochschule?

Doch wie intelligent ist der Roboter wirklich? «Im Moment gibt Kolin auf etwa zehn vorprogrammierte Fragen Antworten», sagte Rutishauser. Das Interview musste also vorgängig eingeübt werden. «Das Ziel ist aber, dass er eines Tages eine Erstinformation machen kann.» Die Bibliothek strebe zu diesem Zweck eine Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern an, wo die Studenten oft auf der Suche nach einer geeigneten Bachelorthesis seien. «Dabei würde es noch nicht um das Machine Learning gehen. Es würde darum gehen, dass Kolin lernte, via GPS durch die Bibliothek zu navigieren und Auskunft zu geben, wo welche Bücher sind», sagte Daniel Truttmann, der Leiter Informatik der Stadt Zug. Pia Rutishauser betonte, dass Kolin keine Stellen ersetzen wird, sondern als Ergänzung gedacht ist. «Er ist eher als Anziehungspunkt gedacht», sagte Vizestadtpräsidentin Vroni Straub, die am Samstag ebenfalls anwesend war. Gerade weil Zug ein Hotspot der Digitalisierung sei, liege es auf der Hand, dass man bei den öffentlichen Einrichtungen ein Zeichen setzen müsse. Billig ist der Roboter nicht: Das Modell kostet zirka 20000 Franken. Stadtpräsident Kobelt sagte denn auch, dass für die Verwaltung zurzeit kein zweiter Kolin vorgesehen sei.

Weitere tolle Auftritte

Die Feier in der Bibliothek hielt noch weitere Programmpunkte bereit. Kurz vor dem Mittag begeisterten Matthias Bösel und Mario Wiesendanger mit ihrer Fussball-Freestyle-Show. Die beiden zeigten akrobatische Fussball-Tricks, die sie unter ­anderem auf Youtube gelernt ­hatten. Das Publikum quittierte den Auftritt mit viel Applaus.

Es folgten viele weitere Auftritte, wie etwa das des Kinder- und Jugendtheaters sowie ein turbulentes Improvisationstheater der Gruppe «ab und zufällig». (Christian Tschümperlin)