Zugs ganze Historie soll jetzt zur Geschichte werden

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Dieses Jahr wird das Morgarten-Jubiläum gefeiert. Indes: Ein Standardwerk über Zugs Vergangenheit fehlt. Diese Lücke wird nun geschlossen.

  • Historiker aus Leidenschaft: Zugs Stadtarchivar Thomas Glauser. (Bild Maria Schmid)
    Historiker aus Leidenschaft: Zugs Stadtarchivar Thomas Glauser. (Bild Maria Schmid)

Zug – Zug hat eine Stadtbahn. Tiefe Steuern. Eine boomende Wirtschaft. Luxuriöse Wohnquartiere. Künftig vielleicht sogar einen Stadttunnel. Doch was Zug schon seit Jahrzehnten fehlt, ist ein Standardwerk über die Geschichte der Stadt und des Kantons.

Fast alle haben eine Ortsgeschichte

Fristet Zug ein geschichtsloses Dasein? Schliesslich verfügen verschiedene Zuger Gemeinden über solche Ortsgeschichten in der einen oder anderen Form. Baar und Cham haben eine Gemeindegeschichte, Risch, Hünenberg, um nur einige zu nennen. Und vor mehr als einem Jahrzehnt haben sich Ober- und Unterägeri sogar einen umfangreichen Zweibänder zur Geschichte des Ägeritals geleistet. Über die Stadt Zug und den Kanton steht zwar einiges im Historischen Lexikon der Schweiz, dessen letzter Band «Z» 2014 erschienen ist. Aber seitens der Kantonshauptstadt selbst herrscht in punkto historischer Aufarbeitung von Adam und Eva bis heute Ebbe. «Es ist richtig so ein Standardwerk über die Stadtzuger sowie über die Kantonsgeschichte gibt es nicht», räumt Stadtarchivar Thomas Glauser ein. Und betont gleichzeitig, dass Zug einer der wenigen Kantone in der Schweiz sei, der noch nicht über ein solches Standardwerk verfüge. «Vor drei Jahren erst ist im Kanton Schwyz ein siebenbändiges Werk erschienen.» Die letzte Zuger Geschichte von Eugen Gruber datiere aus den 60er-Jahren.

Grosse Forschungslücken

«In erster Linie sind es die grossen Forschungslücken, die das Projekt Stadt- und Kantonsgeschichte so lange verzögert haben», sagt der 46-jährige Stadtarchivar, der selbst ein Zuger ist und Allgemeine Geschichte und Philosophie an der Universität Zürich studiert hat. Glauser ist ein Mittelalterspezialist und damit quasi ein Nachfahre einer ganzen Generation von Historikern, die sich Mitte des 20. Jahrhunderts viel mit dem Mittelalter beschäftigt hatten. Auch Zug ist, was das Mittelalter anbelangt, gut abgedeckt. «Doch dann klaffen grosse Lücken in der Geschichte von Zug, die historisch gar nicht aufgearbeitet sind», sagt Glauser. Allein im Bürgerarchiv der Stadt Zug steht laut Glauser sehr viel Quellenmaterial zur Verfügung, das auf Auswertung wartet.

Wiederum besser sieht es im 19. Jahrhundert aus: So habe beispielsweise der Historiker Renato Morosoli das 19. Jahrhundert in Zug bis 1848 gut erfasst.

Wobei Stadtarchivar Thomas Glauser auch in der Geschichte Zugs selbst Gründe verortet, warum es bisher kein Standardwerk zur Stadt Zug und zum Kanton gibt. «Zum einen war die Geschichte der Stadt und des Kantons immer sehr eng miteinander verflochten andererseits machte die Stadt Zug mit ihren ‹Untertanengemeinden› Risch, Steinhausen, Hünenberg, Cham und Walchwil eine andere historische Entwicklung als die von der Stadt unabhängig gebliebenen Gemeinden Baar, Ägeri und Menzingen.»

Mehrere Millionen für neues Projekt

Doch nun ist Bewegung in die Sache gekommen. Denn eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von Stadtarchivar Glauser hat ein Projekt «Zuger Geschichte» inklusive Grundlagenforschung – ausarbeiten lassen. Nachdem Staatsarchivar Ignaz Civelli dieses Projekt dem Regierungsrat vorgelegt hatte, erhielt er von diesem die Zusage. Jenes bisher fehlende historische Standardwerk soll nun realisiert werden. «Mehrere Millionen Franken sollen dafür aufgewendet werden, wobei nicht Steuergelder fliessen. Vielmehr sollen die Reserven des Lotteriefonds dafür angezapft werden.

Offen ist indes, für welche von verschiedenen Varianten man sich für die Realisierung so eines Standardwerks entscheiden werde. Denn klar ist für Stadtarchivar Glauser, «dass so ein historisches Monumentalwerk am Ende nicht einfach als mehrbändiges Werk im Bücherregal dahinschlummern soll». Er kann sich deshalb verschiedene Formen der Präsentation der Zuger Geschichte neben der Buchform im Internet als schnelles und ständig erweiterbares Nachschlagewerk etwa – vorstellen. Entscheidend ist für ihn eines: «Wir können nur wirklich verstehen, was heute passiert, wenn wir wissen, wo wir herkommen.» (Wolfgang Holz)