Sie mischt die Kulturen neu
Theater & Tanz, Musik
Morgen Freitag sind Menschen jeden Alters und jeder Nationalität in die Industrie 45 eingeladen. Die Integration feiert Party mit Infos, Musik, Fotoshootings und einem Crashkurs in Schwiizerdütsch.
Zug – Claudia Schütz kam vor 23 Jahren in die Schweiz. Ihre Heimat ist in Bogotá, Kolumbien. Dort hat sie an der Universität Elektrotechnik studiert und ihren Mann kennen gelernt. Harry Schütz ist ebenfalls in Bogotá aufgewachsen als Kind von Schweizer Eltern. Im Gegensatz zu seiner Freundin und späteren Ehefrau hat er eine deutsche Schule besucht und spricht fliessend Deutsch, als er direkt nach dem Studium einen Job als Elektroingenieur bei einer Schweizer Firma annimmt. Claudia Schütz folgt ihrem Mann ins Ausland – ohne die Sprache in der neuen Heimat zu verstehen.
Start bei der Landis&Gyr
Weshalb es für sie auch nicht ganz einfach ist, eine gute Stelle als Ingenieurin zu finden. «Doch ich hatte Glück», erzählt die freundliche Kosmopolitin, «ich kam bei Landis&Gyr unter Vertrag und konnte zunächst einmal Deutsch lernen.» 1997 und 1999 kommen zwei Söhne auf die Welt, Alejandro und David. Claudia Schütz zeigt erneut viel Initiative und schlägt ihrem Arbeitgeber, der inzwischen Siemens heisst, die Gründung einer firmeninternen Krippe vor. Diese Vision soll zwar nicht Realität werden, aber immerhin zahlt die Firma von da an für jedes Kind unter fünf Jahren einen Betreuungszuschuss.
Einige Jahre später macht sich Claudia Schütz mit einem Unternehmen namens Latin Wave selbstständig: einem Vermittlungsbüro für lateinamerikanische Kulturprojekte. Die gebürtige Kolumbianerin managt Künstler aus den Sparten Musik, Theater oder Zirkus. Hört man diese Biografie, wundert es nicht, dass die Ingenieurin, Kulturvermittlerin und Mutter nun wieder etwas auf die Beine gestellt hat mit viel Initiative, unter Nutzung ihrer Kontakte und mit Hilfe eines vierköpfigen Komitees. «Interkulturelle Freitage» heisst das Projekt und startet morgen mit einer Art Integrationsparty in der Industrie 45.
«Wir möchten an diesem Tag Kulturen und Generationen zusammenbringen», sagt Claudia Schütz. Aus eigener Erfahrung wisse sie beispielsweise, dass man kleinen Kindern sehr gut verschiedene Kulturen nahebringen könne bei Jugendlichen sei das nicht mehr so einfach. Manchen falle es schwer, die Kultur des neuen Landes anzunehmen, andere schämten sich für die Kultur ihrer Eltern. Und auch für Erwachsene sei Integration kein Kinderspiel: «Ich kenne Frauen aus der ganzen Welt, die hier in Zug leben – viele haben Sprachprobleme und damit auch Schwierigkeiten, Möglichkeiten und Integrationsprojekte kennen zu lernen. Manche wissen gar nicht, dass es die Fachstelle Migration gibt.»
Beatboxen und indonesisch essen
Die Integration kein Kinderspiel warum also nicht eines daraus machen? Zusammen mit ihrer Nichte Valeria, Karen Küng vom Verein lateinamerikanischer Frauen und dem 20-jährigen Fabian Gubser, «meiner rechten Hand bei den ‹Interkulturellen Freitagen›», hat Claudia Schütz ein Programm auf die Beine gestellt, das sich sehen lassen kann. Unterstützt wird das Ganze von der Jugendförderung des Kantons. Ab 16 Uhr wird die Fachstelle Migration Infos bieten – der tamilische Volkskulturverein, der Verein lateinamerikanischer Frauen, der indonesische Verein One World und das Integrations-Brückenangebot (IBA) wiederum sorgen für kulinarische Köstlichkeiten. Weitere Vereine sind erwünscht, die Standgebühr beträgt 20 Franken. Pfeiler Nummer zwei des Programms sind drei originelle Workshops à 5 Franken – auch hier kann man sich noch anmelden: Ab 17.30 Uhr leitet Miguel Camero ein Beatbox-Training, gibt Harry Fuchs einen Crashkurs in Schwiizerdütsch und veranstaltet Pit Bühler einen Friday Fotoshoot – wer will, kann sich schminken, stylen und wie ein Profi ins beste Licht rücken lassen.
Zum Wochenendbeginn
Und natürlich: keine Party ohne Musik. Ab 20.30 Uhr spielen nacheinander zu einem Eintritt von 10 Franken die Bands Chillout Zone, Camero Grand Beatbox und Murphy Left. Und wieso eigentlich heisst das Projekt «Interkulturelle Freitage»? Claudia Schütz lächelt: «Der Freitag ist der Beginn des Wochenendes.» (Susanne Holz)
HinweisAnmeldungen unter info@latinwave.ch, Infos unter www.facebook.com/interkulturellefreitage