Musiker ehren den Ländlermeister

Brauchtum & Geschichte, Musik

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Vor 50 Jahren verstarb mit Jost «Jöstl» Ribary aus Oberägeri eine der prägendsten Figuren der Volksmusik.

  • Jost Ribarys Lebenswerk umfasst bis zu 1000 Kompositionen. (Bild Archiv Jost Ribary III./PD)
    Jost Ribarys Lebenswerk umfasst bis zu 1000 Kompositionen. (Bild Archiv Jost Ribary III./PD)

Oberägeri – Ob Walzer, Polka, Schottisch oder klassischer Ländler – nur wenige Schweizer Volksmusikkomponisten verstanden und verstehen es so meisterhaft, sämtlichen Tanzarten gleichermassen eine unverkennbare, auf so erfrischende Weise lebensbejahende Handschrift einzuverleiben wie einst Jost Ribary. Erste Assoziation bei dessen Namen ist unweigerlich sein Schottisch «Steiner Chilbi», der sich im kollektiven Schweizer Volksmusikgedächtnis seit der Uraufführung anno 1933 festgesetzt hat. Der verstorbene Fernsehmann Wysel Gyr führte «Steiner Chilbi» 1991 gar als eine «Schweizer Nationalhymne» an.

Am vergangenen Sonntag jährte sich der Todestag des Ländlermeisters Ribary aus Oberägeri zum 50. Mal. Das Vermächtnis des Komponisten reicht freilich weit über die «Steiner Chilbi» hinaus – sein musikalisches Lebenswerk umfasst zwischen 800 und 1000 Kompositionen.

Jost Ribary, am 18. Juli 1910 in einfache Verhältnisse hineingeboren, fand durch seinen Vater Roman Ribary schon im Kindesalter zur Musik. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er als Klarinettist an der Zuger Fasnacht 1927. Nach diversen Gelegenheitsjobs erhielt Ribary 1932 in der Handharmonikafabrik Bachenbülach eine Anstellung. Von da aus fasste er bald Fuss in der Stadtzürcher Volksmusikszene und spielte wochenends regelmässig im «Konkordia» auf. Das Restaurant im Niederdorf wurde zur überregional bekannten Pilgerstätte für Volksmusikfreunde. Ab dem Jahr 1942 wohnte Ribary direkt über dem «Konkordia».

René Wicky als treuer Begleiter

Er zementierte seinen Ruf als stilprägender, virtuoser Meister des Faches, indem er versierte Instrumentalisten um sich sammelte, unter anderen den Luzerner Klarinettisten Kaspar Muther, später auch seinen Sohn Jost II. (1935–2013) und ab 1957 der gerade mal 16-jährige Akkordeonist René Wicky aus Oberägeri, der mit Jost «Jöstl» Ribary bis zu dessen Tod engst verbundener Mitmusiker blieb. Wicky – seines Zeichens selbst auch schaffenskräftiger Komponist – ist der «Ribary-Dynastie» bis heute treu und spielt unter anderem in der Kapelle von Jost Ribary III.

1962 zog der Ländlerkönig wieder in seine Heimat im Ägerital und bezog mit seiner Frau ein neu gebautes Heim. Kurz nach seinem unerwarteten Tod am Fasnachtssonntag 1971 leiteten Ribary-Freunde die Errichtung eines Denkmals für den Ländlerkönig ein. Dieses – ein fast 13 Tonnen schwerer Granitstein mit Gedenktafel – steht mitten in Oberägeri an der Hauptstrasse:

Zeitig zu Jost Ribarys 50. Todestag ist im Ägerital ein besonderes Musikprojekt auf die Beine gestellt worden. Der einheimische Klarinettist, Komponist, Radiomoderator und Gupfbuebä-«Frontmann» Dani Häusler lanciert seine dritte Auflage der «Innerschwiizer Ländler-Stärnstund», bei der er sich einerseits auf die Schweizer Ländlermusik der 1930er-Jahre – und entsprechend auf die Kompositionen Jost Ribarys – fokussiert. Andererseits widmet er einen Teil seines Projekts dem treuen Ribary-Begleiter René Wicky.

Eine CD und ein Konzertprogramm

Als Hauptarrangeur hat Häusler 16 musikalische Nummern erarbeitet: Neben Originalkompositionen von Ribary und Wicky finden sich darunter Stücke von Musikern aus dem engen Umfeld Ribarys und eine Häusler-Eigenkomposition. Mitwirkende bei diesen teilweise sehr innovativ arrangierten Neu-Einspielungen waren neben Dani Häusler der Ribary-Enkel Jost III., Carlo Brunner, René Wicky, Fredy Reichmuth und weitere bekannte Namen. Unter dem Titel «Weisch no ufem Schifflibach» – der Name eines Walzerliedes von Albert Hagen aus dem Programm – erscheint das Musikprojekt auch in CD-Form. Doch soll die aufwendig arrangierte Musik nicht nur aus Lautsprechern rieseln: Geplant war und ist ein Konzertprogramm, darunter ein Gedenkkonzert zum 50. Todestag Jost Ribarys am 21. Februar im Maienmattsaal in Oberägeri. Dieses musste aus bekannten Gründen abgesagt werden, es ist auf den 20. Februar 2022 verlegt worden. (Andreas Faessler)

Hinweis
Bestellung der CD unter info@danihaeusler.ch. Informationen zu den geplanten Konzerten unter www.gupfbuebe.ch