Sie ist die Frau für alle Fälle
Brauchtum & Geschichte
Als Leiterin des Infostandes spielt Andrea Isenegger eine zentrale Rolle im Messebetrieb. Dabei erlebt sie auch so manch Skurriles.
Zug – Die Zuger Herbstmesse wird auch in diesem Jahr wieder Tausende Besucher an ihren Ständen und Ausstellungen empfangen, verwöhnen und überraschen. Eine Veranstaltung von diesem Ausmass erfordert eine umfangreiche Infrastruktur - mit Dutzenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor und hinter den Kulissen. Eine von ihnen ist Andrea Isenegger. Als Leiterin des Infodienstes steht sie mit ihrem rund 15-köpfigen Team am Infostand und auf dem Gelände rund um die Messeöffnungszeiten im Einsatz.
«Wir sind die ersten Ansprechpersonen für die Fragen und Anliegen der Messebesucher und Standbetreiber», sagt sie. Vor fünf Jahren stiess die in Küsnacht am Rigi wohnhafte Mutter zweier Kinder zum Messe-Infodienst: «Eine gute Kollegin hat mich hier reingebracht - und seit diesem Jahr bin ich die Leiterin des Infodienstes. Eigentlich sind die Aufgaben dieselben, nur dass ich noch zusätzlich alles koordiniere, Schichtpläne erstelle usw.»
Die «Hellseherin»
Gerade als Andrea Isenegger sich setzen und anfangen will zu erzählen, was für skurrile und witzige Dinge sie mit ihrem Team Jahr für Jahr an der Messe zu sehen und zu hören bekommt, betritt ein junger Mann die Halle B3 und blickt suchend um sich: «Der Bancomat ist draussen links», kommt ihm Isenegger mit einem strahlenden Lächeln zuvor. «Sind Sie Hellseherin?», fragt der Mann verdutzt. «Nein, aber vom Infodienst», lautet ihre Antwort.
Mit der Zeit könne man den Leuten eben ansehen, was sie suchen oder fragen wollen, erzählt Isenegger. «Meistens sind es die Bancomaten oder aber Stände, an denen man doch vor Jahren so etwas Tolles gesehen hat ... Die Leute erinnern sich oft nur noch an Details, deswegen drehen wir zwischen den Schichten auch Runden, damit wir den Messeaufbau und sogar die Standinventare wie unsere Westentasche kennen und Auskunft geben können.»
Manchmal haben die Besucher aber auch ganz aussergewöhnliche Anliegen. Verloren gegangene Kinder spielen dabei oft eine Rolle: «Das passiert so 4 bis 5 Male pro Messe - aber da wir hier ja ausrufen können und auch mit den Security eng zusammenarbeiten, geht es immer schnell und glimpflich aus.» Ein Fall bleibt Isenegger dabei ganz besonders in Erinnerung, bei diesem Mal war es nicht das Kind, das gesucht wurde, sondern das Mami. «Eine Nachbarin hatte das Kind gehütet und wollte es dann zu seiner Mutter bringen, die scheinbar an der Messe arbeiten sollte. Keiner wusste aber wo und was, also starteten wir eine riesige Suchaktion, die schlussendlich sogar die Schule und die Swisscom involvierte. Es stellte sich heraus, dass die Mutter gar nicht an der Messe, sondern in einem Büro in der Stadt arbeitet. Sie holte das Kind bei uns im Hort ab. Dort hatte es von der ganzen Aufregung gar nichts mitbekommen.»
Ein offenes Ende nahm hingegen ein anderer Fall, als ein Mann aufgelöst zum Infodienst kam und beklagte, seinen Koffer mit sage und schreibe 30 000 Franken Bargeld auf dem Messegelände liegen gelassen zu haben: «Obwohl wir alles in Bewegung setzten, konnten wir den Koffer nirgends finden. Wie viel Wahrheit an der Geschichte dran war, haben wir leider nie erfahren.»
Anlaufstelle auch für die anderen
Aber nicht nur für die Besucher, die manchmal nicht akzeptieren wollen, warum ihr Hund nicht mit in die Halle kann, oder das Messebändchen auch nach 30-minütiger Diskussion immer noch nicht am Arm tragen wollen, ist das Infoteam verantwortlich. «Wir sind auch Ansprechpersonen für die Standbetreiber», sagt Isenegger.
Die Probleme und Anliegen sind hier meist dieselben: «Der Teppich ist schief, der Stand ungünstig positioniert, oder der Boden wackelt. Auch die Temperatur ist eine ewige Streitfrage - dem Linken ist es zu heiss, dem Rechten zu kalt, und der in der Mitte findet es grad angenehm. Egal, ob Besucher oder Standbetreiber - wir können es nicht immer allen recht machen, aber wir geben stets unser Bestes.» Sie selbst, erzählt Isenegger, besuche die Zuger Messe übrigens auch nach Schichtschluss jedes Jahr gerne und ausgiebig: «Ich bin eben die totale Messeliebhaberin - während der Arbeit genauso wie danach.» (Natalia Widla)