«Der Aufwand hat sich gelohnt»

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Von den auserwählten Pilotanlässen im Juni im Kanton Zug, bei denen mehr als 300 Personen zugelassen waren, sind die Rückmeldungen durchwachsen, doch tendenziell erfreulich. Es zeigt sich: Es herrschen noch gewisse Unsicherheiten, Zurückhaltung und Unverständnis.

  • Eine der Pilotveranstaltungen war das Konzert des Stadtorchesters Zug im Theater Casino. (Bild Stefan Kaiser)
    Eine der Pilotveranstaltungen war das Konzert des Stadtorchesters Zug im Theater Casino. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Seit einer knappen Woche erlaubt der Bundesrat wieder Anlässe mit über 1000 Besucherinnen und Besuchern. Der Kanton Zug hat Anfang Juni entschieden, bereits zuvor probehalber ausgewählte Grossveranstaltungen mit 300 bis 1000 Personen durchzuführen.

Eine davon war das Bühnenstück «Seussical» der Zuger Musicalschule VoiceSteps, es ist mit rund 60 mitwirkenden Kindern dreimal aufgeführt worden und wurde von insgesamt 638 Personen besucht. Der logistische Aufwand für eine sichere Durchführung war nicht unerheblich, wie aus dem Evaluationsbogen hervorgeht, welcher im Nachgang beim Bundesamt für Gesundheit BAG eingereicht werden musste: Zwei Kontrolleure prüften beim Eingang Identität und erforderliche Nachweise (geimpft, getestet, genesen). Wer zugelassen war, erhielt einen farbigen Bändel. Wer ohne Nachweis aufkreuzte, hatte in einem eigens aufgestellten Zelt die Möglichkeit, einen Schnelltest zu machen. Insgesamt haben 169 Personen vom Angebot des Schnelltestes Gebrauch gemacht, 10 Personen ohne einen der Nachweise wurde der Zutritt verwehrt, weil sie den Test verweigerten, wie aus dem Bericht hervorgeht.

Viele blieben wegen der Massnahmen weg

Wie der Rückmeldung der Veranstalterin ans BAG weiter zu entnehmen ist, sei die Hauptschwierigkeit an der Sache diejenige gewesen, dass trotz der rigorosen Zugangsbedingungen umfassende und einschneidende Schutzmassnahmen eingehalten werden mussten. So seien vom Publikum vor allem die dennoch geltende Maskentragepflicht und die Einschränkungen bei der Konsumationen schlecht verstanden worden. «Wir hatten sehr viele Rückmeldungen, dass ‹treue› Besucherinnen und Besucher aufgrund der Zutrittsbedingungen und Schutzmassnahmen auf einen Besuch der Veranstaltung verzichtet haben», rapportiert VoiceSteps weiter dazu. Ferner habe man festgestellt, dass noch immer grosse Unsicherheiten und Missverständnisse herrschten, was das Testen angeht. Trotz klarer Kommunikation, dass vor Ort ein kostenloser Antigen-Schnelltest gemacht werden kann, seien beispielsweise zahlreiche Personen davon ausgegangen, dass sie sich einem kostspieligen PCR-Test zu unterziehen hätten.

Trotz alldem: «Der ganze Aufwand hat sich für uns in jedem Fall gelohnt», sagt Guido Simmen, Leiter der Musicalschule VoiceSteps. «Insbesondere war es für die Kinder sehr wichtig, dass sie ihre aufwendige Show einem grösseren Publikum präsentieren konnten. Die Stimmung im Publikum und die Reaktionen waren dementsprechend überwältigend.» Einzig die erwähnten Einschränkungen bei der Konsumation vor und nach der Show sowie in der Pause hätten etwas dämpfend gewirkt, weil es für viele schlicht nicht nachvollziehbar gewesen sei. «Schlussendlich aber ist es die Freude der Kinder und des Publikums, die zählt. Wir haben mit unserer lebensfrohen und energetischen Show einen positiven Kontrapunkt in dieser Zeit setzen können», zieht Guido Simmen Fazit.

Noch muss man auf gewisse Gewohnheiten verzichten

Freude über eine gelungene Veranstaltung wird auch vom Stadtorchester Zug vermeldet. Dieses konnte sein Sommerkonzert am 20. Juni als weiterer ausgewählter Pilot-Grossanlass austragen. Es habe sich grossartig angefühlt, etwas zu organisieren, ohne erst zu überlegen, welcher «erlauchten» Gruppe man Zutritt gewährt, oder wo man eine breitere Gruppe von Leuten nur über Streaming erreichen kann, sagt Gregor Hotz, Präsident des Stadtorchesters. Man habe das Schutzkonzept im Vorfeld gut vorbereiten und zwischen Austragungsort und Veranstalter gut abstimmen können. Besonders wichtig sei es, dass das Publikum auf die Vorgaben aufmerksam gemacht werde. Hierzu wiederum müssten die Mitwirkenden bezüglich Schutzkonzept bestens im Bilde sein und vor allem über Punkte Bescheid wissen, welche bei den Anlässen vor Corona nicht bestanden hätten.

Es herrscht immer noch «Corona-Respekt»

Alles in allem aber seien die Resonanzen aus dem Publikum im Nachgang zum Konzert äusserst positiv gewesen. Es gab unter anderem Lob für die gute Organisation der Veranstaltung inklusive Umsetzung des Schutzkonzeptes. «Die Rückmeldungen zeigen mir, dass wir das richtige getan haben und dass unser Konzert sehr geschätzt wurde», resümiert Gregor Hotz daraus. Allerdings sei der Entscheid, dass das Konzert als einer der Pilotanlässe stattfinden kann, zu kurzfristig erfolgt, weshalb man auch mit der Werbung erst sehr spät habe beginnen können. Als Folge davon seien nur knapp 150 Besucherinnen und Besucher gekommen.

Aber: Von vielen Seiten sei zu vernehmen gewesen, dass man live Kultur und vor allem Konzerte sehr vermisse, doch wegen der erwähnten Kurzfristigkeit hätten zahlreiche Leute bereits andere Pläne gehabt und seien somit verhindert gewesen. Gregor Hotz: «Daraus schliesse ich, dass Leute, die bereit und offen für Konzerte sind, auch gerne weitere neu gewonnene Freiheiten geniessen wollen.» Dennoch seien auch einige Rückmeldungen gekommen, die darauf schliessen lassen, dass noch einiges an «Corona-Respekt» vorhanden sei. «Und manche sind schlichtweg mit den Massnahmen des Bundes nicht einverstanden und lehnen es deshalb ab, sich impfen oder testen zu lassen.» Doch auch für Gregor Hotz ist unter dem Strich klar: «Ich bin überglücklich, dass wir den Aufwand auf uns genommen haben, dieses Konzert so zu organisieren und durchzuführen.» (Andreas Faessler)