Harmoniert das Team, funktioniert auch der Betrieb

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Finanziell gestärkt, mit eingespieltem Mitarbeiterteam und Vorstand hat sich die Chollerhalle im vergangenen Jahr gut positioniert. Es sieht ganz danach aus, als wären für das «Kultur-Sorgenkind» am Stadtrand endgültig bessere Zeiten angebrochen.

  • Haben gemeinsam mit ihrem eingespielten Team die Chollerhalle wieder auf Kurs gebracht: Vereinspräsidentin Seraina Sidler-Tall und Geschäftsführer Graziano Grieder. (Bild Stefan Kaiser)
    Haben gemeinsam mit ihrem eingespielten Team die Chollerhalle wieder auf Kurs gebracht: Vereinspräsidentin Seraina Sidler-Tall und Geschäftsführer Graziano Grieder. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Sie war das Problemkind unter den Zuger Kultureinrichtungen. Sinkende Sponsorengelder und immer weniger Zuschüsse von der öffentlichen Hand machten der Chollerhalle am Rande der Stadt arg zu schaffen. Das Vereinsjahr 2015 startete gar mit einem fetten Minus von 75000 Franken. Dann folgte noch im Herbst selben Jahres eine umfassende Reorganisation des Vorstandes, worauf sich schon bald eine Besserung abzeichnete – die Chollerhalle versprach, wieder auf Kurs zu kommen. Einen letzten bedeutenden Wechsel im Vorstand gab es im Mai 2018, als Seraina Sidler-Tall von Rudy Wieser das Vereinspräsidium übernahm. Und jetzt? Was hat sich in diesem Jahr getan, seit der Chollerhalle-Vorstand seine endgültige Formation gefunden hat?

Bookings werden sorgfältig ausgesucht

Präsidentin Seraina Sidler-Tall und Geschäftsführer Graziano Grieder sitzen im Foyer und rekapitulieren. Ihr Fazit ist ein durch und durch positives. Noch im Verlaufe des 2018 hat sich die finanzielle Situation des Vereins soweit verbessert, dass sogar Rückstellungen gemacht werden konnten. Es werden nun Gewinne erzielt, mit denen nicht mehr Defizite ausgeglichen werden müssen, sondern die gleich in die Kulturförderung investiert werden können. «Und auch 2019 läuft bisher hervorragend», schiebt Graziano Grieder nach.

Ein Grund für diesen Erfolgskurs ist die sehr selektive Auswahl der Bookings, für die Grieder verantwortlich ist. «Wir wählen die Anlässe nach strengen Kriterien und gehen dabei keine Risiken mehr ein.» Man setze auf «sichere Werte». Nichts bringt die Bilanz mehr ins Wanken als teure Acts, bei denen die Halle fast leer bleibt, «denn jedes Fehlbooking schlägt sich sofort in den Zahlen nieder», so Grieder. Solche Missgriffe sind im vergangenen Jahr bis dato ausgeblieben, im Gegenteil: Mehrere Top-Acts bei ausgebuchtem Haus haben dem Verein ein kommerziell deutlich gestärktes Bein beschert, was nun wichtigen Raum schafft, um sich noch mehr auf die kulturellen Aspekte konzentrieren zu können als auf die finanziellen. Besser noch: Der Verein Chollerhalle ist nun gar imstande, selber aktiv Kulturvermittlung zu betreiben. Für diese wichtige Aufgabe hatten zuvor Mittel und Möglichkeiten gefehlt.

«Ein weiterer Hauptgrund für diese Entwicklung ist mit Sicherheit auch unser im Kanton gut vernetzter Vorstand, der ein gutes Gespür dafür hat, was die Zuger überhaupt wollen», sagt Präsidentin Seraina Sidler-Tall. Sie muss es wissen, pflegt sie als aktive Zuger Künstlerin selbst ein solides Netzwerk, auf welches sie auch als Vorstandsmitglied der Chollerhalle zurückgreifen kann.

Der gute Draht zu den Menschen ist denn auch ein Teil des sich deutlich abzeichnenden Erfolgsrezeptes – sowohl Künstler als auch Besucher fühlen sich im Musentempel am Stadtrand wohl, wie Sidler-Tall und Grieder aus Erfahrung wissen. So kommt es denn auch nicht von etwa, dass Schweizer Grössen wie Gölä oder Kunz die Chollerhalle als Probebühne für ihre anstehenden Touren nutzen. «Das empfinden wir als grosse Wertschätzung», sagt Grieder. Auch wird darauf Wert gelegt, dass man an der Front sichtbar ist, heisst, Graziano Grieder und Artistic Director Phil Dankner sind stets zugegen, sei es zur Begrüssung oder zum Austausch mit dem Publikum vor, während und nach der Veranstaltung. Ferner hat auch das Gastro-Angebot einen Schliff bekommen, was sowohl den Künstlern wie auch dem Publikum zugutekommt. Nicht zuletzt ist die allgemeine Qualitätssteigerung in der Chollerhalle darauf zurückzuführen, dass innerhalb des gesamten Teams ein stimmiges Miteinander in Einklang geschaffen worden ist.

Synergien und Partnerschaften mit umliegenden Einrichtungen haben dem Betrieb zudem weiteren Schub verliehen. Künstler werden etwa im benachbarten Swisshotel einquartiert. Von der Distillerie Etter gleich gegenüber werden Getränke ausgeschenkt, und im Gegenzug dürfen Besucher die Parkplätze der Firma benutzen. Ferner hat auch zwischen der Chollerhalle und der Galvanik eine deutliche Annäherung stattgefunden, hatten die beiden Einrichtungen zuvor doch eher wenig die Gemeinsamkeiten gesucht.

Den alten Ruf loswerden

Vereint haben die Geschäftsführung um Graziano Grieder und der neue Vorstand an einem allgemeinen Wohlfühlklima in der Chollerhalle gearbeitet und eine Harmonie im Haus und innerhalb des gesamten Betriebes geschaffen, sagen die beiden. Und das soll nun noch mehr nach aussen getragen werden, denn «viele Zuger haben noch die vergangenen Zustände vor Augen, als die Chollerhalle als Problemeinrichtung wahrgenommen wurde». Bei der Gönner- und Mitgliederschaft ist der offensichtlich erfolgreich korrigierte Kurs der «Halle für alle» bereits registriert worden: Innert Kürze hat sich deren Anzahl verdoppelt.

Nun soll es weiter steil nach oben gehen mit der einst gegeisselten Chollerhalle. Seraina Sidler-Tall und Graziano Grieder sind überaus zuversichtlich. «Wir positionieren die Chollerhalle so, wie es Zug verdient hat», lässt sich ihr Credo in Worte fassen. (Andreas Faessler)