Postmoderne in der alten Post

Kunst & Baukultur

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In der zwischengenutzten alten Hauptpost von Zug werden in den nächsten Monaten die Anfänge der Computerkunst zu sehen sein. Wilfried Maret kuratiert die Ausstellung.

  • Wilfried Maret zeigt eine mehrteilige Ausstellung. (Bild Werner Schelbert)
    Wilfried Maret zeigt eine mehrteilige Ausstellung. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Wilfried Maret, der das in der alten Hauptpost von Zug neue gegründete «design+artLAB postmoderne» kuratiert, will mit der mehrteiligen Ausstellung nicht zuletzt einer kunsthistorisch nach wie vor umstrittenen Frage auf den Grund gehen: «Ist die sogenannte Postmoderne schon vorbei, oder sind wir etwa noch gar nicht darin angekommen? Was ich sehe, sind lediglich Ausläufer der klassischen Moderne. Eine Nachmoderne müsste doch wohl etwas tiefgreifender sein, als das, was wir bisher gesehen haben.»

Im Coworking-Space der Office LAB AG Postplatz Zug findet nun ein dokumentarisches Revival des Zürcher Galerie-Atelier «E» statt. Dieses hat Maret 1984 konzipiert und von 1985 bis 1991 kuratiert. Als Auftakt des Revivals werden im ehemaligen Postfächerraum der alten Hauptpost von Zug bis zum 31. August 2018 Hardcopy-Dokumente der ersten zehn Ausstellungen des Atelier «E» gezeigt. Danach wird es alle zwei Monate chronologisch fortschreitend einen Motivwechsel bis hin zur 32. Ausstellung geben.

Eine Symbiose zwischen Kultur und Kommerz

«Damit erfüllt die alte Hauptpost von Zug nach mehrjährigem Leerstand nun im Rahmen unseres Zwischennutzungsauftrags auch wieder eine kulturelle Aufgabe von öffentlichem Interesse», so Timothy Graf, Managing Director von Office LAB AG, zur Eröffnung am letzten Sonntag. Die Bilder auf den damaligen Künstlerblättern zeigen «Algorithmische Zeichnungen», «Gra­fische Computer-Fantasien», oder «Kybernetische Objekte» von Künstlern, die damals im Galerie-Atelier «E» ausgestellt haben. «Das waren die Pioniere dieser und der Zeit davor», erklärt Maret. Die Computerkunst-Ausstellungen im Haus zum Raben am Limmatquai von Zürich, das die Galerie-Atelier ‹E› beherbergt hatte, war, wie auch die Ausstellungen heute in der alten Hauptpost von Zug, eine Symbiose zwischen Kultur und Kommerz.

Die Räumlichkeiten in Zürich, damals von Ericsson als Ladenlokal für deren beginnende Palette von Personalcomputern gemietet, konnte Maret als Kommunikationsberater und Designer mit Computerkunst-Ausstellungen von Künstlern aus aller Welt zu einem musischen Erlebnis ausbauen. Maret selbst arbeitet mit verschiedenen Medien bis hin zu Readymades und Objets trouvés. Sein Fundus an Werken ist gross und sein Schatz an Geschichten, die sich in den 78 Jahren seines Lebens angesammelt haben, schier unerschöpflich. Nach den Reminiszenzen an das Galerie-Atelier «E» will Maret das «design+artLAB postmodere» mit Arbeiten des Wissenschaftlers, Computerkünstlers, Sciencefiction-Schriftstellers und Höhlenforschers Herbert W. Franke bespielen. «Franke war einer der Ersten, die Maschinen zur Generierung von Kunstwerken eingesetzt haben», erzählt Maret.

Im nächsten Jahr will Maret sein eigenes Werkverzeichnis in der alten Post veröffentlichen: Eine elektronische Datenbank, die sein gesamtes Lebenswerk widerspiegeln soll. «Das Verzeichnis ist zurzeit in Arbeit und verschlingt enorm viel Zeit, Energie und Geld. Manchmal frage ich mich, wieso ich mir das mit 78 eigentlich noch alles antue.» Zum Abschluss der Zwischennutzung der alten Post soll es im Herbst 2019 eine Ausstellung von Readymades und Objets trouvés aus der Sammlung Maret geben, «denn mit zunehmendem Alter geraten dann doch immer mehr Fragen in den Vordergrund, die mit Kunst kaum noch was zu tun haben», meint Maret schmunzelnd. (Wolfgang Meyer)

Hinweis
Die Künstlerblätter Nr. 1 bis 10 werden noch bis am 31. August im «design+artLAB postmoderne» in der alten Hauptpost von Zug ausgestellt. Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr ist die Ausstellung geöffnet. Der Eintritt ist frei.