Zuger Kulturschärpe: Freudige Worte und kritische Geister
Dies & Das
Die fünfte Zuger Kulturschärpe wurde vergeben. Was sie den beiden diesjährigen Preisträgern bedeutet.
Zug – Sie könnten sich feiern lassen, die Preisträger der fünften Kulturschärpe, die vergangenen Freitag physisch übergeben worden wäre, wäre nicht Corona dazwischengekommen. Doch auf den Lorbeeren ausruhen, das ist weder die Art von Klangkünstler und Schlagzeuger Simon Berz vom Badabum Atelier noch die der langjährigen Kulturvermittlerin Annelies Ursin. Im Gegenteil. Während der Telefongespräche mit den beiden wird rasch deutlich: Sie sind umtriebig, kritisch und diskussionsfreudig geblieben.
Aber selbstverständlich hat sich Simon Berz gefreut über den Hauptpreis für den Verein Badabum Atelier. Er hat die Musikschule vor 20 Jahren mit dem Ziel gegründet, Kindern und Jugendlichen auf kreative, transdisziplinäre Weise den Zugang zu Musik zu ermöglichen: mit Unterricht, Workshops, Jamsessions oder dem alljährlichen Grossereignis der Schule, dem «Monster Groove», an dem rund 50 Schlagzeuger, Musiker, international etablierte Künstler und Tänzer für ein Konzert zusammenkommen. Dass die Schule nach Jahren harter Aufbauarbeit wahrgenommen und ausgezeichnet werde, das sei eine grosse Genugtuung, sagt Berz. «Der Samen geht auf, das ist unbeschreiblich.»
Kultur ist mehr als «Nice to have»
Und das Pflänzchen soll weiter wachsen, auch mit Hilfe des Zustupfs von 10000 Franken, den die Auszeichnung beinhaltet. Man sei daran, den Verein neu aufzustellen, weiter zu etablieren und die Zusammenarbeit mit internationalen Musikern zu intensivieren, erklärt Berz. Es geht ihm aber auch um Grundsätzliches: «Wir wollen zeigen, wie wichtig Kunst und Kultur für unser Leben sind.» Umso mehr, als sie hierzulande oft weniger als Lebenselixier, sondern eher als ein «Nice to have» angesehen würden.
Gerade umgekehrt erlebte es Berz in Indonesien. Dort entdeckte er während eines Studienaufenthalts die Musikschule Kirik Nguyuh, deren Konzept ganz ähnlich dem von Badabum ist und mit der man einen regen Austausch pflegt. An sie geht der Nebenpreis, der jeweils vom Hauptpreisträger an eine Person oder Gruppe weitergegeben wird. «Wir müssen solche transdisziplinären Ideen weitertreiben», findet Berz.
Ruhiger ist es um Annelies Ursin geworden, die mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wird. In diesem Jahr feiert die Österreicherin, die seit 1962 in Zug wohnt, ihren 80. Geburtstag. Davor hat sie sich während Jahrzehnten für die hiesige Kultur engagiert. Sie sei ein bisschen irritiert gewesen, dass gerade sie den Preis erhalte, sagt sie. «Ich habe mir die früheren Preisträger angeschaut – Christa Kamm und Max Huwyler – und fand: Die vertretendoch eine ganz andere Liga.»
Eine kritische Beobachterin des kulturellen Geschehens
Doch je länger Ursin aus ihrer Vergangenheit erzählt, desto deutlicher wird: Ohne sie hätte die Zuger Kulturlandschaft wohl anders ausgesehen. Theater, Kunst, Film, Ausstellungen, Journalismus – kaum ein Bereich, in dem Ursin nicht aktiv war. Eine kritische Beobachterin des kulturellen Geschehens ist sie indes bis heute geblieben: Es gebe in der zeitgenössischen Kunst zu viel Durchschnitt, zu viel des Immergleichen, findet sie. Altersmilde ist etwas anderes. (Tobias Söldi)
HinweisUm die Gewinner zu ehren, wird die Abteilung Kultur der Stadt Zug eine filmische Würdigung der Preisträger demnächst auf www.stadtzug.ch und ihren Social-Media-Kanälen online schalten.