Eine Zuger Kultband für die Ewigkeit
Música
Seit 32 Jahren steht die Zuger Kultband 7tcover auf der Bühne. Nachdem das Coronavirus die geplante Jubiläumsfeier ins Wasser fallen liess, tritt die Gruppe jetzt wieder öfters auf.
Neuheim – Abends ist im Neuheimer Industriegebiet nicht viel los. Die Stimmung erinnert an eine Anfangsszene der Krimiserie «Tatort»: Einsamer Fussgänger, herumstreunende Katze – alles erscheint verdächtig.
An diesem Mittwochabend passiert hier aber nichts Gefährliches: Die heranfahrenden Autos mit Zuger, Luzerner und Zürcher Kennzeichen, die sich auf dem grossen Parkplatz eines Bürogebäudes einfinden, transportieren in ihren Kofferräumen lediglich Musikinstrumente. Ihre Fahrer gehören zur Zuger Kultband 7tcover.
Die Band entstand während Militärdienst
Jede Woche übt die Gruppe in einem schallisolierten, gut versteckten Bandraum in der darunterliegenden Tiefgarage – seit 32 Jahren. Die Auftritte häufen sich, nachdem die meisten Coronamassnahmen aufgehoben wurden.
«Musik machen ist für mich das letzte grosse Abenteuer auf Erden», sagt Gitarrist Hungi Berglas vor der Probe. Es sei ein tolles Gefühl, wenn Pärchen im Publikum sich in die Arme fallen, wenn man spiele. Anfangs musste sich der Heavy-Metal-Liebhaber jedoch erst an den Stil gewöhnen: 7tcover covern nämlich, wie es der Name andeutet, vor allem «Party Rock» aus den 70er-Jahren. Überzeugt von der geselligen Atmosphäre im Quintett, ist Berglas mittlerweile seit zwölf Jahren Teil der Formation. Neben ihm verkabelt Kurt Maurer seine Bassgitarre mit dem Verstärker. Er ist seit Anfang mit dabei, als sich die Band während eines Wiederholungskurses im Militärdienst gründete. Wie lautet ihr Erfolgsrezept? «Es ist das richtige Gefüge, dass es ausmacht – die Leute müssen einfach zusammenpassen», sagt der 62-Jährige. Im Gegensatz zu anderen Bands sehe man sich zudem privat kaum und habe so immer etwas zu erzählen. Seit dem ersten Auftritt in Holzhäusern bei Risch an einem privaten Anlass 1990 erreichen Maurer, der auch als Manager fungiert, immer wieder Buchungsanfragen: «Es ist wie bei einem Perpetuum mobile, ein Automatismus – das freut uns und wir schätzen das extrem.» Zu den Höhepunkten zählt er sowohl die Konzerte zur Eröffnung der Waldmannhalle Baar und der Bossard-Arena in Zug als auch jene mit Stefanie Heinzmann, Zucchero, Krokus und Gotthard.
Finanziell ist die Formation unabhängig
Hungi Berglas erinnert sich am liebsten an die Auftritte am Luzernerfest und dem Seefest Zug: «Das Fussvolk läuft an der Bühne vorbei, schaut erst ein bisschen und bleibt dann stehen – die Menge ist so gross, dass du sie von der Bühne aus kaum überschauen kannst», schwärmt er. Das Musikmachen mit seiner Band habe ihm während der Coronazeit gefehlt. «Es sind doch Erlebnisse, die das Leben lebenswert machen!» 2022 spielen sie mindestens zwölf Konzerte, nächstes Jahr hoffen sie auf so viele wie vor Corona: rund 20 Termine. «Schön ist, dass wir uns nicht mehr gross vorstellen müssen», sagt Kurt Maurer, der sich, wie erwähnt, um das Management kümmert. Wichtig zu betonen ist ihm ausserdem, dass die Band autonom ist und sich finanziell selber tragen kann: «Noch nie haben wir eine Förderung erhalten – auch weil wir ‹nur› Cover spielen», sagt Maurer, ohne sich daran zu stören.
Animation pur
Mittlerweile sind auch die restlichen Bandmitglieder eingetroffen: Mike Malloth (Schlagzeug), Roger Zeller (Gesang), Markus Kessler (Gitarre, Gesang). Malloth und Kessler sind Profimusiker. Zeitweise erhält die Formation Unterstützung von Jeanette Amgwerd (Gesang), Berni Weber (Keyboard) und Michael Landis für die Technik vor Ort. Jetzt legen die Zuger los: «I Want To Break Free» von Queen, «Highway Star» von Deep Purple und «Here I Go Again» von Whitesnake.
Für den Journalisten kratzt die Lautstärke stark an der Grenze des Erträglichen – die Band ist jedoch mit Kopfhörern und Ohrenstöpseln ausgestattet. Und hat Spass! Die Jungs haben kein Problem damit, ihren Wunsch, das jeweils (noch) sitzende Publikum zum Aufstehen und Tanzen zu animieren, wie ein Blick auf die Videosammlung der Website zeigt. Wahrscheinlich liegt genau darin ihre Stärke. (Text von Fabian Gubser)
Hinweis Das nächste Konzert findet am 8. April beim Honky Tonk Festival Luzern statt. Fast auf Zuger Boden spielt die Band am 27. August: im «Dukes» bei Sihlbrugg.