Er verkörpert das Fischereimuseum

Kunst & Baukultur

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Auch nach über 30 Jahren kommt der Küssnachter Claudius Huber den zahlreichen Aufgaben in der Zuger Unteraltstadt mit Begeisterung nach. Dazu gehört die Aufzucht von Fischen.

  • Claudius Huber kennt das Fischereimuseum in- und auswendig. (Bild Maria Schmid)
    Claudius Huber kennt das Fischereimuseum in- und auswendig. (Bild Maria Schmid)

Zug – «Das Fischeier-Zählglas». Claudius Huber antwortet schnell auf die Frage nach seinem Lieblingsexponat im Zuger Fischereimuseum. Anhand des verdrängten Wassers kann auf die Stückzahl der Fischeier geschlossen werden, erklärt Huber. «Faszinierend», sagt er schliesslich versonnen. Ganz so, als ob er das zum ersten Mal erzählt hätte.

Dabei war es eher das tausendste Mal. Denn der 56-Jährige ist eine Institution im Museum in der Zuger Unteraltstadt. Über 30 Jahre ist er schon dort tätig, mittlerweile darf er sich zwar nicht als Ausstellungsstück, aber durchaus als Teil davon betrachten.

Umbau hat viel Zeit gekostet

Claudius Huber ist seine Bedeutung bewusst, er möchte sie aber nicht zu stark gewichten. «Ich weiss nichts, sondern lese den Leuten vor, was auf den Tafeln steht», sagt er. Das ist gar bescheiden, denn Huber hat wohl fast jedes Wort auf den Erklärtafeln auswendig gekonnt, bevor diese montiert wurden. Denn er war in den Jahren 2005 bis 2008 Teil eines dreiköpfigen Teams des Fischereivereins Zug, das den Umbau des Museums leitete. 3000 Stunden, so hat er überschlagen, habe er darin investiert.

Der Verein kümmert sich um das Fischereimuseum, im Gegenzug stellt die Stadt ihm die Räumlichkeiten vergünstigt zur Verfügung. An 14 Wochenenden im Jahr ist es zugänglich, zudem sind Privatführungen buchbar. Für die Helfer stehen neben Führungen Unterhaltsarbeiten an: Aquarien und WCs putzen. Und natürlich die Schaubrutanlage betreiben. Derzeit gibt es diesbezüglich nicht viel zu tun, erst ab März sind wieder alle Becken mit Wasser gefüllt. Gegenwärtig ist es eines. Darin schwimmen ein paar Dutzend Seeforellen. Treten Personen näher, suchen sie im Dunkel unter der Beckenabdeckung Unterschlupf. Darauf steht ein Gerät, das nicht nur selbst gebastelt aussieht, sondern es tatsächlich ist. Es handelt sich um einen Futterspender, dessen Ausgabe-Intervalle es Claudius Huber und seinen Vereinskollegen erlauben sollen, längere Zeit nicht nach dem Rechten sehen zu müssen.

Denn auch beim Fischereiverein gilt: Wenige Schultern tragen viele Aufgaben. Von den aktuell 170 Personen können keine 10 Prozent für die Arbeiten im Museum motiviert werden, sagt Huber. Der Anreiz ist denn auch gering. Früher gab es laut Huber zeitweise Entschädigungen für Führungsleiter und andere Arbeiten. Heute erlaube das die finanzielle Situation nicht. Doch es gilt ohnehin: Begeisterung ist unbezahlbar. Claudius Huber strahlt diese aus. Der Eigentümer einer Instandhaltungsfirma für technische Anlagen weiss, dass er noch länger – und wenn’s sein muss mehrmals wöchentlich – von seinem Wohnort Küssnacht nach Zug fahren wird.

Er verbindet mit dieser Aufgabe eine Verpflichtung gegenüber der Stadt und auch gegenüber der Gesellschaft. Er sagt lächelnd: «Meine Frau scherzte, dass ich mir hier ein Bett aufstellen soll.» So wird er miterleben, wenn die Informationen erstmals per QR-Code abgerufen werden können. Und wenn Besuchende nicht mehr nur bar zahlen können, sondern der Eintritt auch mittels Twint beglichen werden kann. Das wird voraussichtlich ab der kommenden Saison, die am 4. März beginnt, der Fall sein.

Früher waren mehr Besuchende da

Huber führt durch das kleine, aber abwechslungsreiche Museum. Zu Beginn der 1990er-Jahre habe der Fischereiverein hier bis zu 5000 Eintritte pro Saison gezählt, «mehr als das Museum Burg Zug», erwähnt Huber. Ein Wert, von dem man mittlerweile weit entfernt ist. Damals habe man viel stärker für das Museum geworben, sagt er. Der sogenannte Menschenfisch – ein unheimliches, handgearbeitetes Wesen ungeklärter Herkunft – und eine die Neugier weckende Kampagne hätten die Leute geködert. Angesichts der schwierigen Personalverhältnisse hält man sich laut Huber mittlerweile zurück mit Werbung.

Das geringere Publikumsinteresse ist für Claudius Huber kein Motivationsdämpfer für seine Museumstätigkeit. Er begrüsst jeden Eintretenden gern, in den letzten Jahren auch vermehrt auf Englisch oder Italienisch, dessen er mächtig ist. Wenn er merkt, dass er die Besuchenden mit seinen Anekdoten fesseln kann, verspürt er eine grosse Freude. Wie in dem Moment, in dem er von der faszinierenden Funktionsweise des Fischeier-Zählglases berichtet. (Text von Raphael Biermayr)

Hinweis

In dieser Serie stellen wir Menschen vor, die sich beruflich oder in der Freizeit Tieren zuwenden.

Interessenten an einer Tätigkeit im Zuger Fischereimuseum melden sich unter claudius.huber@instandhaltungen.ch.