Über Zugs Schulgeschichte

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Der ehemalige Stadtschreiber Albert Müller gab einen kompetenten Einblick in die städtische Schulgeschichte.

Zug – Im Rahmen der öffentlichen thematischen Stadtführungen brillierte der einstmalige Stadtschreiber Albert Müller mit einer konzisen Darstellung der städtischen Schulgeschichte. Bereits mit seinem kursorisch-präzisen Gang durch das Bildungswesen von der Antike bis zum Klassizismus zog der Vollblutpädagoge ein grosses Publikum förmlich in seinen Bann, um alsdann punktgenau beim ersten nachgewiesenen Viceplebanus genannten Schullehrer Zugs von 1266 zu landen! Die Urkunden berichten vom 1400 bis 1413 als erstem Spital errichteten zweistöckigen Holzhaus an der Oberaltstadt 18, das just ein Säkulum danach seine Umfunktionierung zum ersten Schulhaus in der Stadt Zug erlebte. 

Im 1530 bis 1531 durch Ulrich Giger in spätgotischem Stil erstellten Fruchtspeicher für die Zehnten von St. Wolfgang an der St.-Oswalds-Gasse 21, heute Bibliothek Zug, gab es ab 1611 zusätzliche Schulstuben. Laut Müller besuchten Stadtzuger Mädchen ab 1638 den Unterricht im Haus Oberaltstadt 16, um bereits 1657 ins Kloster Maria Opferung zu dislozieren. Im zunächst als Badestube genutzten Gebäude Unteraltstadt 29 waltete der Provisor als Lehrer für Choralgesang sowie Betreuer der Sängerknaben und Ministranten seines Amtes, wobei er hierorts die zum geistlichen Stand Erwählten dafür entsprechend unterwies.

Der Experte referierte sodann über ein monumental gedachtes Ausnahmegebäude der ganzen Stadt, das der italienischen Renaissance nachempfundene heutige «Baudepartement» des Baumeisters Franz Knopflin und des Hauptmanns Damian Müller von 1711 bis 1721 an der St.-Oswalds-Gasse 20. Dieses erste bewusst als solches errichtete Schulhaus beherbergte mit den hintereinander untergebrachten Lateinschulen, Industrie- und Gewerbeschulen, Sekundarschulen (bis 1970) nahezu sämtliche Stadtzuger Schultypen!

Bildungsstätten diverser Ausrichtungen

Als Nächstes stellte Albert Müller das Burgbachschulhaus vor: 1511 als zweites Spital erstellt, baute es Dagobert Keiser senior 1874 bis 1876 in neugotischem Stil um, wonach die Umwidmung zum Schulgebäude erfolgte. Als weitere Preziose erhielt Zug 1909 das durch Dagobert Keiser junior entworfene Neustadtschulhaus als imposanten Zeugen des Heimatstils mit herausragendem künstlerischem Schmuck, zeitgemässen technischen Installationen und jugendkompatiblem Farbkonzept. Der Spezialist beleuchtete ferner das Haus S. Maria/Seehof, zunächst als Lehranstalt, hierauf, initiiert durch die bil­dungsbürgerlich entscheidende Frauen-Persönlichkeit Josephine Keiser, zur Ausbildung von Krankenschwestern eingerichtet, ausserdem die katholische Lehranstalt St. Michael mit Knabenpensionat, das als Lehrer­seminar, Realschule und Handelsschule diente. Die Abrundung stellten das Kanonenhaus und das Rosenkranz-Pfrundhaus mit Unterricht in Kirchengesang, Musik, Latein dar.

Religion, Christentum, Tugend, Sittsamkeit 

Laut Müller blieb bis 1798 die elternergänzende Erziehung ausschliesslich Angelegenheit der Kirche, die ihren bedeutsamen Einfluss allerdings auch nachfolgend ausübte. In der Schulordnung von 1684 hiess es, zur Erhaltung einer schönen, alten Welt bedürfe es einer gut erzogenen Jugend, basierend auf Religion und Christentum. 1717 schrieb das Gesetz vor: «Schüler sollten nicht härter denn Tiere gehalten werden!» Erst 1776 und dank Karl Kaspar Kolin traten neben dem «wahren Christentum» der «gu­te Bürger» und die «arbeitsamen Landleute» als Zielsetzungen auf. Tugend und Sittsamkeit dominierten auch fortan Gesetze und Reglemente.

Aufhorchen liess des Referenten Bemerkung, dass 1898 mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht erst- und einmalig neben dem «selbständigen und charaktervollen» auch der «lebensfrohe Mensch» als grosser Zielpunkt galt! Diesen nahm Rektor Urs Landolt in seinen Erläuterungen zur heutigen Schulsituation auf, worin der Lern- und Laufbahnerfolg im Zentrum der Bildung stehe – und die Grundlagen des Erfolges darin bestünden, Freude zu erfahren und vielseitig zu lernen.  

Für den Verein Zuger Stadtführungen: Jürg Johner