Ein voller Saal

Musik

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«Tanz in den Frühling» – unter diesem Motto konzertierte das Orchester Cham-Hünenberg. An der Matinee wurde zwar nicht getanzt; aber das Publikum füllte den Saal Heinrich von Hünenberg fast bis auf den letzten Platz.

Hünenberg – Nach nunmehr bald fünf Jahren haben sich das Orchester Cham-Hünenberg und der Dirigent Samuel Nyffeler sehr gut gefunden. Die ausgewählten Kompositionen erstreckten sich vom Barock bis in die Nähe der Gegenwart. In gleicher Weise entsprachen sie dem musikalischen Können der Mitwirkenden wie dem Konzertmotto. Auch ohne Bläser enthielt das Programm genügend Kontraste für ein abwechslungsreiches Konzerterlebnis.

Die sorgfältige Vorbereitung war gut hörbar

Schon mit der «Old-Bachelor-Suite» von Henry Purcell erlebte man die Gesamtstruktur und die Qualitäten des aus etwas über 30 Mitwirkenden bestehenden Klangkörpers. Nach der ausgedehnten Französischen Ouvertüre folgten sechs weitere kurze Sätze nach traditionellen Tänzen. Dank sorgfältiger Vorbereitung gelangen alle oft kurzen Wechsel zwischen dem vollen Orchester und dem Solo-Quartett der Stimmführer (Salome Hagenbüchle, Rahel Castelberg, Lukas Züblin und Gregor Montalta).

Der Schriftsteller Ludvig Holberg (1684 bis 1754) lebte zwar auch in der Barockzeit; aber die nach ihm benannte Suite von Edvard Grieg (1843 bis 1907) ist ein romantisches Werk. Sie entstand 1884 zum 200. Geburtstag des Dichters, und Grieg verwendete die barocken Namen der Tanzsätze. Schon der Eingangsakkord mit einem wuchtigen Akzent wurde so interpretiert, wie es für die Barockzeit unmöglich gewesen wäre. Viel Arbeit – nicht nur beim Proben unter Samuel Nyffeler, sondern auch in den privaten Übungsstunden zu Hause – steckte in den oft spieltechnisch anspruchsvollen Übergängen zwischen den verschiedenen Themen-Einsätzen.

Ein langes Bandoneon-Solo eröffnete die drei «Tango-Sensations» von Astor Piazzolla (1921 bis 1992). Auch in der Folge hatte die souveräne Solistin Doris Bertschinger meist die musikalische Führung. Die Bearbeitung des Originals mit Solo-Streichquartett liess den Notentext praktisch unverändert, und sie ergab so ein sehr klares Bild der vom Komponisten angestrebten Grundstimmung. Am Schluss des Programms standen sieben kurze Sätze von Bela Bartok nach rumänischen Volkstänzen. Die drei letzten Sätze waren so eng ineinander verflochten, dass das Publikum im ersten Moment den Schlussapplaus verpasste.

Das vorletzte Mal hatte man im Spätfrühling ein Vatertagskonzert geboten. Für das laufende Jahr hatte Orchesterpräsidentin Michèle Willimann mit List herausgefunden, dass es sich um den «Tag der Rothaarigen» handelte. Diese waren allerdings sowohl im Orchester wie in der Zuhörerschaft nur vereinzelt vertreten.

Die nächsten Auftritte erfolgen am 30. November und 1. Dezember mit Werken von Haydn, Mozart und Reger.

Für das Orchester Cham-Hünenberg: Jürg Röthlisberger