Künstlerische Welten auf Quadraten

Kunst & Baukultur

,

Die «Werkschau 2022» der Kubeis–Kunstwerkstatt an der Lorze gastiert in der Zuger Shedhalle. Danach zeigt die Galerie Stans weitere Arbeiten.

  • Die Werkschau 2022 von Kubeis zog viele Interessierte an. (Bild Matthias Jurt)
    Die Werkschau 2022 von Kubeis zog viele Interessierte an. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Es gelingt Kubeis – das Chamer Atelier für künstlerisch begabte Menschen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung – immer wieder, das Publikum zu überraschen. Das ist auch jetzt durch das besondere Konzept der Werkschau 2022 so. Es stellt jedem der 39 Teilnehmenden am Boden eine quadratische Holzplatte zur Verfügung, auf welcher die Arbeiten ausgebreitet werden können. Ergänzend hängt an den Wänden von jedem eine favorisierte Arbeit. So sieht sich das Publikum im Saal statt mit Kunst an den Stellwänden einem künstlerischen Feld am Boden gegenüber, was einen ungewohnten Blickwinkel erfordert.

Und es gibt viel zu entdecken: schwarz-weisse und farbenfreudige Malereien in verschiedenen Techniken, mit mystischen Landschaften, Porträts, Fotografien, Drucken und kleine fantasievolle Objekte. «Es sind aktuelle oder frühere Arbeiten, die facettenreich und vertieft ausdrücken, was die Kunstschaffenden zurzeit beschäftigt», sagt Lukas Meyer, Geschäftsleiter der Kunstwerkstatt an der Lorze, bei einem Rundgang durch die Ausstellung, die am Donnerstag eröffnet worden ist. Auf jedem Quadrat gibt es einen Einblick in die individuelle Bildsprache. Ganz originell hat Ayana ihren Platz gekennzeichnet: Auf dem Brett liegt einzig ein mit heller Farbe bestrichener Spiegel, auf dem mit einem Finger geschrieben steht: «mein».

Dagegen zeigt Andrea (AK) zirka 30 Bilder und ihr Arbeitsbuch mit Zeichnungen: «Mein Hobby ist das Fotografieren, nachher wähle ich Fotos aus und erstelle davon Abstraktionen», sagt sie und verweist auf das Motiv vom Villettepark und dessen künstlerische Bearbeitung. «Beim Zeichnen kann ich meine persönliche Stimmung ausdrücken. Ich bin gerne bei Kubeis, dort erhalte ich viele Möglichkeiten und werde gefördert.» Rebecca hat ein traumatisches Ereignis in Bildern umgesetzt.

Eine andere Sicht auf die Kunst

Laut Meyer haben die vier Gruppenleiter, die alle künstlerisch ausgebildet und selber aktiv sind, das Konzept erarbeitet. «Die Werkschau ist nicht kuratiert, wir wollen hier den Schaffensprozess bei Kubeis aufzeigen.» Gruppenleiterin Adriana Zürcher sagt zum Raumkonzept: «Mit den am Boden liegenden Feldern bietet sich dem Publikum die Möglichkeit, hinunter zu schauen, das Sichtfeld wird so reduziert.»

Die Auswahl der Bilder sei zusammen mit den Kunstschaffenden ein geleiteter Prozess gewesen, der mit seiner visuellen Vielfalt Einblicke in die Welt des Ateliers gebe. Sie verweist auf Gabriele Zentners Zeichnungen, die deren Alltag widerspiegeln und Entwicklungsschritte verdeutlichen. «Anfangs malte sie wie hier viele Selbstporträts. Mit der Zeit konnte sie den Blick auf andere richten und sogar dreidimensionale Keramiken erstellen. So ist ihre Welt reicher geworden.» Das Ziel bei Kubeis sei es, in der Kunstwerkstatt jedem Anregungen zur künstlerischen Weiterentwicklung zu geben. «Wir wollen sie thematisch nicht beeinflussen, denn alle sollen ihre eigenen Formen entwickeln.» Das löse auch Diskurse aus, wobei Zürcher feststellt, dass man sich in friedlicher Koexistenz gegenseitig inspiriere.

«Enorme Entwicklungen»

Lukas Meyer ist seit rund zehn Jahren bei Kubeis. «Manchmal kommen Leute mit wenig Erfahrung, doch die meisten wollen gezielt kreativ tätig sein. Ich erlebe, wie einige durch die permanenten Anregungen eine enorme Entwicklung vollziehen.» Besonders stolz ist er, dass dank der Vermittlung von Gruppenleiterin Andrea Röthlin aus Kerns nach der Zuger Werkschau viele der Kubeis-Kunstschaffenden in der Galerie Stans ihre Arbeiten an der kuratierten Ausstellung «Manchmal flüstert das Glück ganz leise» zeigen können. Für ihn ist das «ein Höhepunkt und eine grosse Anerkennung». (Text von Monika Wegmann)

Hinweis
Die Werkschau der Kunstwerkstatt an der Lorze (Kubeis) in der Shedhalle Zug läuft bis 30. Ok­tober: Mo–Fr, 14–19 Uhr; Sa/So, 14–17 Uhr; Zuger Kunstnacht, 17–23 Uhr. Kubeis in der Galerie Stans, Dorfstrasse 11: 29. Ok­tober bis 11. Dezember: Do/Fr, 15–18 Uhr, Sa/So, 13–16 Uhr.