Die Altstadt hüllt sich in Chorgesang

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Nach dem grossen Erfolg der ersten Zuger Chornacht 2018 geht der Anlass in die zweite Runde. Der Vereinspräsident sieht eine vielversprechende Zukunft für dieses Format.

  • Auch Traditionelles wie der Auftritt des Jodlerklubs Heimelig Baar kam allenthalben sehr gut an. (Bild Roger Zbinden)
    Auch Traditionelles wie der Auftritt des Jodlerklubs Heimelig Baar kam allenthalben sehr gut an. (Bild Roger Zbinden)

Zug – Im September 2018 hüllte sich die Zuger Altstadt in Gesang: 31 Chöre mit 900 Sängerinnen und Sängern aller Generationen gaben 60 Kurzkonzerte auf 9 Bühnen in der Zuger Altstadt. Die erste Zuger Chornacht schlug ein, die Menschen waren in Scharen gekommen, um zu hören, wie «Zug klingt» – nämlich so mannigfaltig wie Musik aller Stilrichtungen nur sein kann, von Geistlich über Folklore und Gospel bis zu Pop/Rock und weiteres. Da staunten so manche, wie viel mehr Chorgesang doch sein kann, als man zuvor vielleicht gedacht hat.

Jetzt läuft der Countdown zur zweiten Durchführung dieses stimmgewaltigen Stadtzuger Grossanlasses. Und der wird sogar noch etwas grösser: Am 10. September demonstrieren 35 Gesangsformationen – vier mehr als 2018 – im Rahmen von 70 Auftritten die gesamte stilistische Bandbreite von Chorliteratur. An acht unterschiedlichen Standorten, fünf davon unter freiem Himmel – einer direkt am See –, wird von 18 bis 22.30 Uhr nonstop gesungen. Der Eintritt ist überall frei, wer mag, kann die Chornacht mit einem Gönnerbändel unterstützen.

Vorstandspräsident Andreas Wepler ist guter Dinge, dass die zweite Zuger Chornacht erfolgsmässig an der ersten anknüpfen wird, erst recht, wenn auch heuer das Wetter wieder so wunderbar mitspielt. «Hinsichtlich der Premiere 2018 waren wir sehr gespannt, wenn auch von Anfang an überzeugt, dass der Anlass viele Menschen begeistern wird», rekapituliert Wepler. «Trotzdem sind unsere Erwartungen gar noch übertroffen worden.» Der Entschluss war schnell gefasst: Alle drei Jahre soll die Zuger Chornacht künftig steigen. Wegen der Pandemie sind jetzt zwar deren vier vergangen. Die nächste Ausgabe im Spätsommer 2025 steht aber bereits auf dem Plan.

Raus aus den beengenden Sälen

Das Konzept einer Chornacht ist nichts Neues, dennoch zeichnet sich diejenige in Zug durch die Besonderheit aus, dass ein grosser Teil davon unter freiem Himmel stattfindet. «Weil Chormusik vorderhand in Kirchen und Sälen praktiziert wird, haben wir es bewusst auch nach draussen verlegt», so Wepler. Das Motiv dahinter ist schlüssig: Laufpublikum kommt in den Genuss von Chormusik, es kann nach Lust und Laune sowie völlig ungezwungen verweilen, lauschen, weitergehen, wiederkommen. «Es ist ein geeignetes Format auch oder erst recht für Menschen, welche bislang kaum Affinität zu Chormusik hatten», sagt der OK-Präsident. Spannend sei anno 2018 vor allem die Beobachtung gewesen, dass sogar traditionelle Formationen wie Männer-, Kirchen-, Jodel- oder Trachtenchöre, die gemeinhin als altmodisch wahrgenommen werden, selbst junges Publikum in Scharen angezogen haben. Es scheint offensichtlich: Der niederschwellige Zugang zur Materie bewährt sich.

Der Erfolg der Chornacht 2018 hat die Organisation der zweiten Ausgabe begünstigt; die Suche nach Standanbietern fürs leibliche Wohl hat sich diesmal deutlich einfacher gestaltet. Bei jeder der acht Bühnen gibt es mindestens eine Verpflegungsmöglichkeit. Der Verein Zuger Chornacht selbst ist mit zwei Ständen zugegen.

Ein Aushängeschild des Zuger Kulturlebens

Das OK verzeichnet allgemein einen grossen Zuspruch: «Mit aktuell schon über 100 freiwilligen Helferinnen und Helfern stehen wir sehr gut da», sagt Wepler. Auch die Gönnerliste kann sich sehen lassen. «Da stossen wir auf sehr viel Wohlwollen.» Ein wichtiger Punkt sei zudem die Zusammenarbeit mit der Theater- und Musikgesellschaft (TMGZ) – die Chornacht ist Bestandteil ihres Saisonprogramms und faktisch der grosse Eröffnungsakt. «Wir möchten diese Kooperation künftig stärken. Das hilft uns nicht zuletzt, die Chornacht als ein Aushängeschild des Zuger Kulturlebens zu etablieren», so Andreas Wepler. Der im nahen Knonaueramt ansässige Vereinspräsident ist seit 2004 selbst passioniertes Chormitglied bei Audite Nova. Er weiss um die Herausforderungen, mit welchen Chöre heutzutage konfrontiert sind. Zum einen sei es schwierig, Nachwuchs zu finden. Wepler: «In einer schnelllebigen Zeit wie der heutigen, in der Mobilität und zeitliche wie räumliche Flexibilität immer wichtiger werden, ist die allgemeine Bereitschaft, sich regelmässig und auf längere Zeit für etwas engagieren zu wollen, kleiner geworden.» Zum anderen beklagten viele Chöre einen Mangel an Männerstimmen. Ob dieser Tatsache das Vorurteil zugrunde liegt, Chorgesang sei «unmännlich»? Andreas Wepler kann nur mutmassen.

Wer will, kann selber mitsingen

Solchen Tendenzen will die Zuger Chornacht entgegenwirken. Menschen sollen ihre Freude am gemeinsamen Singen und auch an einem gepflegten Vereinsleben entdecken – und sind selbstverständlich eingeladen mit­zumachen, sich vielleicht gar einem der Chöre anzuschliessen. Eine ungezwungene Gelegenheit bietet – wie schon 2018 – die Zuger Chornacht direkt vor Ort: Ein aus interessierten Menschen aller Couleur zusammengestellter Ad-hoc-Chor wird am Schluss der Grossveranstaltung im Theater Casino gemeinsam mit dem Schweizer Mundartsänger Dabu auftreten.

«Auch diese Mitmachaktion soll dazu beitragen, dass mehr Leute ihre Freude am Gesang finden, vielleicht allfällige Hemmungen verlieren, einem Chor beizutreten und einfach für sich entdecken, wie erfüllend es sein kann, gemeinsam mit anderen etwas Schönes zu erarbeiten», fasst es Wepler zusammen. (Text von Andreas Faessler)

Hinweis

Weitere Informationen unter www.zugerchornacht.ch.