Gewürzmühle soll professioneller werden

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Seit 20 Jahren wird der Betrieb des Kulturzentrums Gewürzmühle gleich organisiert. Diese Struktur sei aber mittlerweile zu komplex, findet die Stadt Zug als Eigentümerin der Räumlichkeiten. Es brauche eine Neuausrichtung.

  • Die Gewürzmühle in Zug soll künftig anders organisiert sein. (Bild zvg)
    Die Gewürzmühle in Zug soll künftig anders organisiert sein. (Bild zvg)

Zug – Vor fast 150 Jahren kam die Gewürzmühle mit Josef Christian Fridlin nach Zug an den Letzibach. Fridlin zügelte den Betrieb 1874 von Oberwil an den Stadtrand, wo er genügend Platz hatte und die Wasserkraft des nahegelegenen Baches nutzen konnte. Wie in einem Dokument des Vereins Industriepfad Lorze zu lesen ist, störte sich hier niemand am exotischen Geruch und am monotonen Lärm des Gewürzstampfens. Viele Jahre florierte der Betrieb in Zug, bis er 1997 nach Hünenberg übersiedelte, wo er als einer der ältesten Gewürzbetriebe Europas noch immer Gewürze produziert.

Heute erinnert bloss noch der Name an die Geschichte des Häuserkomplexes. Die Gewürzmühle ging nach dem Umzug ihres Vorbesitzers ins Eigentum der Stadt Zug über. Seit 22 Jahren fungiert sie als Kulturzentrum, in dem kreatives Schaffen möglich ist und gefördert wird. Vor 20 Jahren übernahm die Probe- und Kulturraumgenossenschaft (Prok) die Weiter­vermietung der Räumlichkeiten an Zuger Kulturvereine und tut dies bis heute.

Auf das Jahr 2025 hin soll sich das aber ändern, wie die Stadt Zug in einer Medienmitteilung bekannt gibt. Ende 2024 läuft der Mietvertrag mir der Prok aus, was Anlass gab, eine externe Evaluation in Auftrag zu geben. Diese sollte zwei zentrale Fragen klären: Wie ist die aktuelle Ausgangslage? Und was ist das künftige Potenzial der Gewürzmühle? Die Resultate zeigen, dass der wertvolle Kulturraum geschützt und weiterentwickelt werden woll. Aber: Nicht mehr so, wie bisher.

Bedürfnisse nicht einfach unter einen Hut zu bringen

So habe die Evaluation «deut­liche strukturelle Schwächen der aktuellen, komplexen Or­gani­sationsstruktur mit fünf verschiedenen Vereinen» aufgezeigt. Es würden sowohl personelle als auch finanzielle Ressourcen für die Koordination und Organi­sation von Vermietungen und Veranstaltungen sowie für Kommuni­kation, Technik und Wartungsarbeiten fehlen.

Wie sich das konkret auf den Betrieb der Gewürzmühle auswirkt, erklärt Stadtpräsident André Wicki auf Anfrage: «Die Struktur ist in 20 Jahren gewachsen. Die Bedürfnisse der Vereine innerhalb der Gewürzmühle sind unterschiedlich und nicht immer einfach unter einen Hut zu bringen.»

Wicki ist überzeugt, dass es nach 20 Jahren eines Professionalisierungsschrittes in der Gewürzmühle bedarf. Derzeit sei es so, dass der Verein Kulturhaus Gewürzmühle (VKG) – einer der vier Untermieter der Räumlichkeiten – für die Koordination der punktuellen Vermietungen der Halle und des Bistros nur eine 20-Prozent-Stelle habe.

Nur schon dieser Satz zeigt die komplexe Organisationsstruktur der Gewürzmühle auf: Sie wird von der Prok gemietet, die diese an Vereine weitervermietet, die ihrerseits ebenfalls punktuell an andere weitervermieten. Wicki schreibt zudem, dass keine Abwarts- und Technikerstelle im Budget des VKG vorgesehen sei. Die Aufräum- und Reinigungsarbeiten würden, wie noch vor 20 Jahren, ehrenamtlich geleistet. Und das, obwohl das Programm viel dichter geworden sei.

Bis Sommer 2024 sollen Neumieter bekannt sein

Konkret wünsche sich die Stadt Zug einen einzigen Ansprechpartner, der die Koordination zwischen den Ateliers, den Veranstaltungen und des Bistros wahrnimmt und Ver­antwortung trägt. So solle die Gewürzmühle «als Kulturort mit Charme für das Quartier und für die ganze Region offen sein», schreibt Wicki.

Die Prok, seit zwei Jahr­zehnten für die Weitervermietung der Gewürzmühle ver­antwortlich, lässt auf Anfrage wissen, dass sie bei der Neuentwicklung der Organisationsstruktur teilnehme. Sie befinde sich dafür im Austausch mit der Stadt Zug. Weiter ins Detail wollte die Prok nicht gehen.

Laut der Medienmitteilung werden in den nächsten Monaten die neue strategische Ausrichtung und das Betriebskonzept entwickelt. Bis im Sommer 2024 solle geregelt sein, wer die Ateliers ab dem Jahr 2025 übernimmt. Auch bisherige Mieterinnen und Mieter können sich bewerben, sofern «sie den Kriterien des neuen Betriebskonzepts entsprechen», heisst es weiter. Wie dieses Betriebskonzept aussehen könnte, das derzeit von einer Arbeitsgruppe ausgearbeitet wird, dazu kann Stadtpräsident Wicki noch nichts sagen. Klar ist: Die Gewürzmühle wird weiterleben. (Text von Kristina Gysi)