Einheitlichkeit ist offensichtlich nicht in jedem Bereich wichtig

Dies & Das

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In Bezug auf Vorgaben für Ausgehlokale herrschen in der Zentralschweiz drei Praxen. Die strikte Zuger Handhabung hat weitere Folgen.

Zug – Das Zahlenwirrwarr im Bundesamt für Gesundheit in Bezug auf die Covid-19-Ansteckungsorte sowie die Diskussion um die Maskenpflicht in Läden hat auch Philipp Waldis auf den Plan gerufen. Der Inhaber des Zuger Clubs Lounge&Gallery (L&G) hoffte nach der Mitteilung der Zentralschweizer Kantone vom vergangenen Mittwoch, in Sachen Maskenpflicht einheitlich entscheiden zu wollen, dass das auch für die Massnahmen im Nachtleben gelten würde.

In Zug ist seit dem 13. Juli die Vorgabe in Kraft, dass sich in Clubs sowie Bars ohne feste Sitzplätze nur 30 Personen aufhalten dürfen. Das entspricht den härtesten Massnahmen in der Zentralschweiz: In Luzern sind noch 100 Personen erlaubt, in den restlichen vier Kantonen gemäss Bundesvorgaben deren 300.

Doch Waldis’ Hoffnungen zerschlugen sich. Er las bei «Blick.ch» zwar, dass der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri im Zusammenhang mit der Maskenpflicht sagte, dass es keinen Sinn habe, «ganz strenge Massnahmen durchzusetzen, wenn es in einem Kanton fast keine Fälle gibt». In Bezug auf die verschärften Massnahmen im Nachtleben, die vorderhand bis Ende August befristet worden sind, stellte Hauri aber auf der Plattform «Zentralplus» klar: Diese würden derzeit nicht neu überprüft. Der Gesundheitsdirektor Martin Pfister hatte gegenüber unserer Zeitung schon früher gesagt, dass der Regierungsrat sich nach den Sommerferien wieder damit befassen werde. Die erste Sitzung ist für den 18. August anberaumt worden.

Ein Clubbetreiber erhebt Vorwürfe

Gemäss Kantonsarzt Hauri sind rund 13 Prozent der Fälle respektive 35 Infektionen nachweislich auf «Freizeitbeschäftigungen» zurückzuführen. Dazu zählten auch Besuche in Clubs, eine detaillierte Statistik zum Ansteckungsort führe man jedoch nicht. Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in seinen korrigierten Zahlen bekanntgegeben hatte, sind schweizweit nicht einmal 2 Prozent aller Ansteckungen auf Clubbesuche zurückzuführen. Philipp Waldis argumentiert vor dem Hintergrund des BAG-Werts. Er sagt deshalb, dass die Zuger Behörden «lieber Clubs einfach schliessen, statt mehr Aufwand für das Contact-Tracing zu betreiben, und so den wirtschaftlichen Schaden einfach in Kauf nehmen. Das ist unverantwortlich». Bei «überfüllten Badis» und «von Jugendlichen mangels Optionen selbstorganisierten Partys» würden die Behörden jedoch «untätig zuschauen». Der Kanton dränge somit die Bevölkerung zu einem «wesentlich gefährlicheren Freizeitprogramm» und belebe «lieber den Nachtleben-Tourismus in anderen Kantonen, als die Leute in Clubs zu lassen». Die Zuger Gesundheitsdirektion hat auf eine frühere Anfrage unserer Zeitung mitgeteilt, dass das Contact-Tracing, das die Lungenliga Zentralschweiz auf Auftrag durchführt, bei Bedarf ausgebaut werden könne.

Der Clubbesitzer Waldis sagt: «Dank des strengen Contact-Tracings ist bei uns genau messbar, ob und wie viele Ansteckungen es gibt.» In der «L&G», die am 11. Juli ihren letzten Anlass durchführte, sei es zu keinerlei Infektionen gekommen. Die weiteren Tanzlokale im Kanton – das «Topas» und die Chicago Bar in Zug – haben ebenfalls nicht mehr geöffnet.

Doch auch andere Veranstaltungslokale sind von den verschärften Massnahmen betroffen. So hat die Chollerhalle unlängst bekanntgegeben, dass die Saisoneröffnungsparty vom 5. September abgesagt ist, und die Shows der Komödianten Müslüm und Claudio Zuccolini auf Frühling 2021 verschoben wurden. (bier)