Ein feierlicher Duft lockt in die Kirche Niederwil

Dies & Das, Brauchtum & Geschichte

,

Der Weihrauch füllte am Samstag die Kirche St. Mauritius aus. Für das Fest der Sinne machte die Kirche sogar eine Ausnahme.

  • Vanessa zündet mit Mutter Astrid Seitz auf dem Schnupperparcours Weihrauchharz an. (Bild Stefan Kaiser)
    Vanessa zündet mit Mutter Astrid Seitz auf dem Schnupperparcours Weihrauchharz an. (Bild Stefan Kaiser)

Cham – Was hat es auf sich mit dem Stoff, der seit Jahrhunderten die Kirchen mit einem so angenehmen wie feierlichen Duft erfüllt? Beim Fest der Sinne, das die Pfarrei Cham am Samstag veranstaltete (siehe Box), konnte man in der Kirche St. Mauritius viel Wissenswertes rund um den Weihrauch erfahren. Simon Mathis, Firmleiter der Pfarrei Cham, hatte eine kleine und feine Ausstellung aufgebaut: In kleinen Schüsselchen wurden verschiedene Weihrauchsorten präsentiert, zudem gab es die vier Weihrauchfässer und -schiffchen der Pfarrei Cham zu sehen.

«Das Volk gehört auch zur Kirche»

Das älteste Weihrauchgeschirr stamme aus der Zeit um 1770, so Mathis. Ein weiteres sei aus der Kapelle St. Andreas, man sehe auf dem Schiffchen das Andreaskreuz. Nun deutet der Referent noch auf ein zirka hundertjähriges Geschirr im Venezianerstil sowie auf Weihrauchfass und -schiffchen der Kirche Niederwil: «Eine modernere Variante.» Während Weihrauchduft die Kirche erfüllt, freut sich ein älterer Herr, mal wieder dieses Geschirr zu Gesicht zu bekommen: Er diente vor vielen Jahren als Ministrant in der Kirche Niederwil.

Simon Mathis demonstriert auch, wie der Weihrauch für den Gebrauch beim Gottesdienst zubereitet wird: Er entzündet ein Stück Kohle über einer Kerzenflamme und legt es in das Weihrauchfass. Ein Junge darf einen Löffel voll Weihrauchharz über die Kohle streuen - was sonst dem Priester vorbehalten ist. Als der Weihrauch seinen Duft entfaltet, schwenkt Mathis das Fass und erklärt: «Bei der Gabenbereitung schwenkt der Priester das Fass drei mal dreimal, segnet Kirchliches wie Osterkerze oder Weihnachtskrippe, schwenkt es drei mal zweimal und segnet das Volk, schwenkt es drei mal einmal.» Mit einem Lächeln fügt Mathis an: «Wir in Cham segnen das Volk allerdings, indem wir das Fass drei mal zweimal schwenken, weil wir finden, dass das Volk auch zur Kirche gehört.»

Und wie lange ist der Weihrauch schon bekannt? Der Referent hat die Fakten. Bereits im 3. Jahrtausend vor Christus stellten die Ägypter Salben und Öl aus Weihrauch her und bescheinigten dem Stoff eine beruhigende Wirkung. Später wurde er von den Griechen und Römern eingesetzt, Letztere brachten Rauchopfer mit ihm dar. Die Christen lehnten deshalb im ersten Jahrhundert nach Christus den Gebrauch von Weihrauch ab - erst nachdem das Christentum offizielle Religion geworden war, ging den Bischöfen bei festlichen Anlässen ein Weihrauchträger voraus.

Halluzinogene Wirkung

Weihrauch habe eine desinfizierende Wirkung, so Mathis, er schütze vor unangenehmen Gerüchen und könne sogar leicht halluzinogen wirken. Der Weihrauchbaum (Boswellia sacra) gedeihe nur in Trockengebieten: in Teilen Indiens und Afrikas sowie auf der Arabischen Halbinsel. Der beste Weihrauch stamme aus der Region Dhofar im heutigen Oman: Von dort führe die antike Weihrauchstrasse ins Heilige Land. (Susanne Holz)

 

«Der Anlass hat Freude gemacht»

CHAM SH. Ein sehr positives Resümee zieht Pastoralassistent Rainer Barmet einen Tag nach dem Fest der Sinne, das am Samstag in der Pfarrei Cham stattfand: «Es war ein schöner Anlass, der viel Freude gemacht hat.» Der Kirchturm der Chamer Pfarrkirche St. Jakob sei bei den Besichtigungen fast überrannt worden, und auch die interaktive Kirchenführung mit Maria Greco habe viele in ihren Bann gezogen. Ebenfalls gut besucht war laut Mitorganisator Rainer Barmet das Programm in der Niederwiler Kirche St. Mauritius, bei dem Weihrauch, Kräuter, Kutschfahrten und Fischzucht im Mittelpunkt standen. Viele Gemeindemitglieder schätzten den Shuttledienst zwischen Cham und Niederwil: «Eine Dame sagte mir, sie lebe schon 16 Jahre in Cham und sei noch nie in Niederwil gewesen - jetzt habe sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt.»