Chilbi Baar: Mehr Freiheit dank Gittern

Brauchtum & Geschichte

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In einer Woche soll die grösste Chilbi des Kantons Zug stattfinden. Die Gemeinde und Vereine befinden sich nun im Endspurt.

Baar – Die Baarer trotzen mit ihrer Chilbi der Pandemie. Trotz der kurzen Anlaufzeit von rund einem Monat – der Gemeinderat hatte erst Ende September die Durchführung beschlossen – scheint diese ähnlich gross zu werden, wie sie es vor der Coronapandemie war. Eine Zusammenstellung der Gemeinde Baar zeigt, dass fast alle Vereine mit ihren Beizen vor Ort sein werden. Und gemäss der zuständigen Gemeinderätin Sonja Zeberg-Langenegger werden auch im Lunapark nur wenige Anbieter fehlen: «Den meisten Besucherinnen und Besuchern wird das wohl gar nicht auffallen.»

Trotzdem wird sich der Chilbibesuch in diesem Jahr etwas anders anfühlen. Da in den Beizen und beim Lunapark Zertifikatspflicht herrscht, ist das Gelände abgesperrt und es gibt Einlasskontrollen. Die Zertifikatspflicht bedeute allerdings nicht, dass Zertifikat und Ausweis immer wieder gezeigt werden müssten. «Es wird bei der ersten Kontrolle einen Stempel geben, der den ganzen Tag über gilt», so Zeberg. Ohne Zertifikat zugänglich sind die Marktstände. Diese werden in der Mitte der Strasse aufgestellt und die Besuchenden im Einbahnverkehr um sie herumgeführt.

Die Hoffnung: Eine Chilbi ohne Coronadiskussionen

Bei den Vereinen, die die Beizli betreiben, gab die Zertifikatspflicht zwar zu reden, für die meisten war jedoch klar, dass sie ihre Beiz trotzdem führen werden. So auch für den Verein Reisekasse Löschzug Dorf der Feuerwehr Baar. Wie Präsident Pirmin Imboden erklärt, sei bei ihnen zwar die Diskussion aufgekommen, wer nun für die Tests für einzelne Mitglieder bezahlen wird. «Wir haben beschlossen, die Tests aus der Vereinskasse zu bezahlen, damit niemand mit der Maske bedienen muss.» Und: «Ich habe die Wunschvorstellung, dass wir mit der Chilbi die Debatte über Corona und über die Impfung für ein Wochenende zur Seite schieben können», sagt Imboden. Wenig Kontroversen gab es hingegen bei der Guggenmusik Grütlihüüler aus Allenwinden: «Wir haben uns alle gefreut, endlich wieder ein Fest veranstalten zu können», erklärt Festchef Patrick Schmid. Dass die Guggenmusik so auch endlich mal wieder auftreten könne – das machen sie jeweils am Samstagabend um 18 Uhr – sei eine zusätzliche Motivation. Wichtig sei ihnen allerdings, dass die Zertifikatskontrolle nicht von den eigenen Mitgliedern vorgenommen werden müsse. «Auf Diskussionen mit Bekannten oder anderen Personen, die ohne Zertifikat Einlass verlangen, wollen wir verzichten.» Deshalb habe man sich mit den anderen Beizen auf das Anheuern eines Sicherheitsdienstes geeinigt.

Zu diesem Schritt hat sich auch die Guggenmusik Belcantos entschieden. Denn diese hat ihr Zelt nicht in einem der abgesperrten Abschnitte, sondern neu auf dem Parkplatz hinter der «Krone» und der Kantonalbank. Ihr ursprünglicher Standort – der Parkplatz vor der Tiefgarageneinfahrt beim Eingang des Gemeindesaals – ist inzwischen überbaut worden. Wie OK-Mitglied Daniel Müller erklärt, ergibt sich daraus neben den finanziellen Mehrkosten für den Sicherheitsdienst auch eine Unsicherheit bezüglich der zu erwartenden Gäste. «Trotzdem war es für uns keine Frage, ob wir mitmachen oder nicht.» Denn die Chilbi sei für den Verein die Haupteinnahmequelle. «Und weil es danach aussieht, als würde 2022 eine Fasnacht stattfinden, war für uns klar, dass wir mitmachen.»

Die Kosten: Höher aber noch unbekannt

Nicht nur für die Vereine, sondern auch für die Gemeinde wird die Chilbi in diesem Jahr teurer. Wie von Gemeinderätin Zeberg erklärt, müssen die hohen Absperrgitter zugemietet und bei den Marktständen der Strom anders verlegt werden. Auch an den Auslagen für den Sicherheitsdienst sei die Gemeinde beteiligt. Mit wie viel Zusatzkosten diese rechnet, will Zeberg nicht bekanntgeben. «Wir müssen in diesem Jahr flexibel, spontan und kulant sein. Wie viel es am Ende zusätzlich kostet, kann ich erst im Nachgang zur Chilbi sagen.» (Zoe Gwerder)