Wenn der Hirsch schreit...

Musik

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Die Melodien von Felix Mendelssohn-Bartholdy klingen nach. Der «zugersinglüüt»-Chor, das Ägeritalorchester und zwei Solistinnen konzertierten je in Unterägeri und Baar.

Unterägeri – Man sass gebannt in den Kirchenbänken von Unterägeri oder Baar und war fasziniert von dem, was geboten wurde. Die Stimmen der «zugersinglüüt» füllten den Raum mit wunderbaren Klängen, welche subtil begleitet wurden vom Ägeritalorchester, erweitert durch mehrere Bläser und Zuzüger. Die beiden Solistinnen prägten das Konzert mit ihrer feinfühligen Art, das Zusammenspiel mit Chor und Orchester stimmungsvoll zu gestalten.

Es waren ergreifende Sopran- und Altstimmen, die jeweils die anderen Klangkörper überstiegen, aber dann auch wieder praktisch mit ihnen verschmolzen. In den beiden Kirchen war jeweils eine leicht andere Klangfarbe vorherrschend. Beiden gemeinsam war, dass Mendelssohns schreiender Hirsch aus Psalm 42 beinahe Wirklichkeit wurde, ja man spürte den Drang nach Wasser in jeder Faser des eigenen Körpers. Eine Welt, die nur durch Musik so Besitz von uns nehmen kann.

Etwas anders gestaltete sich der mittlere Teil mit den Chorälen. Der Gesang provozierte eine innere Ruhe, fast im Gegensatz zum schreienden Hirsch. Der Chor zeigte sich in wunderbarer Form und liess uns alle an diesen Glaubenssätzen der Psalmen, die Mendelssohn so wunderbar vertont hat, teilnehmen. In diesem Sinne erinnerte man sich gerne an die Aussage von «Wer nur den lieben Gott lässt walten» in einer Zeit, die von Unwägbarkeiten geprägt ist.

Jauchzen und loben

Den Abschluss bildeten das Frohlocken und der Optimismus im Glauben an das Gute. Damit nicht genug. Die Fuge «Lasst sein heilig Lob uns singen» war ein weiterer Höhepunkt dieses Konzertes. Mendelssohn hat sie auf Bitten hin geschrieben und war nachher selber stolz über das Gelingen der Komposition.

Wir aber haben diese Musik genossen und die Zeit und die Umstände darob total vergessen. Das ist ein Verdienst aller Mitwirkenden, aber vor allem auch des musikalischen Leiters Thomas Huwyler. Er verstand es, den Chor, das Orchester und die Solistinnen zu einer Einheit zu formen, die überzeugte. Adrian Häusler bereitete das Orchester für ein Chorkonzert mustergültig und mit der nötigen Rücksichtnahme vor. Die beiden Solistinnen fügten sich nicht nur nahtlos ein, sie überzeugten durch ihre Aussagekraft und waren die Glitzersteine in einem farbigen Mosaik der romantischen Musik Mendelssohns.

Das schönste Kompliment

Vielleicht noch zu erwähnen ist, dass am Sonntag kurzfristig die Altistin wegen Erkrankung ersetzt werden musste. Auch das gelang: Nicola Brügger, Sopran, Olivia Betschart, Alt, und die Mezzosopranistin Anne-­Lise Latouche-Hallé haben mit allen Beteiligten die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer vollends überzeugt, dass auch mit Laien zusammen eine herrliche Aufführung gelingen kann. Die Pandemie hat nur die Probenarbeit erschwert, nicht aber das Resultat geschmälert. Man ging mit einem Staunen, nachhaltiger Zufriedenheit und einem Lachen im Gesicht aus den sakralen Räumen. Das ist das schönste Kompliment für alle Beteiligten. (Text für die «zugersinglüüt» und das Ägeritalorchester von Peter Lüthi)