Tage der Hochstimmung in Walchwil

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Das 58. Walchwiler Bärgfäscht steht im Zeichen der 150-Jahr-Feier der Zuger Gemeinden.

  • Die Besucherinnen und Besucher finden im Zelt Zuflucht vor dem Regen. Bild Stefan Kaiser (Walchwil, 18.8.2024)
    Die Besucherinnen und Besucher finden im Zelt Zuflucht vor dem Regen. Bild Stefan Kaiser (Walchwil, 18.8.2024)

Walchwil – Der Jodlerklub Edelweiss als Veranstalter wartete am Walchwiler Bärgfäscht wiederum mit einem reichhaltigen und vielfältigen Programm auf. Coole Drinks in der neuen Tannen-Bar oder fetzige Musik mit DJ Neil im Festzelt brachten die Besucher nach einer anstrengenden Woche in Festlaune. Für die Freunde der Ländlermusik spielten im Restaurant Pfaffenboden das Trio Widertäktig und das Echo vom Heubodä auf, ausserdem im Festzelt das Ländlertrio Bürgler Laimbacher.

Der Sonntag stand um 10.30 Uhr ganz im Zeichen der Jodlermesse von Jost Marty, dem Komponisten, der den Jodelgesang in die Kirchen brachte. Die feierliche Messe zelebrierte Gemeindeleiter Benjamin Meier, begleitet vom würdevollen Gesang des Jodlerklubs und von den sanften Tönen der Alphorngruppe Eche vo de Bärenegg. Im Rahmen des Festprogramms «150 Jahre Zuger Gemeinden» stand ein Apéro für die Bevölkerung bereit.

Zuerst wandte sich Ge­mein­depräsident Stefan Hermann mit einer Begrüssungsrede an das Volk. «Walchwil feiert heute das Jubiläum hier am Bergfest in einem kleinen, feinen und gemütlichen Rahmen». Und weiter: «Am Freitag fand zum Start ein Treffen mit allen ehemaligen und aktuellen Rätinnen und Räten statt, und heute feiern wir mit der Bevölkerung und freuen uns auf das Referat von Kantonsarchivar Urspeter Schelbert sowie die Ausstellung.»

Die Stimmberechtigten des Kantons sprachen sich im Dezember 1873 für eine Revision der Kantonsverfassung von 1848 aus. Diese regelte die Gemeindeorganisation neu und schuf drei neue Gemeindearten, die im folgenden Jahr vollzogen wurden.

1874 ist mit der Zuger Kantonsverfassung die Aufteilung der Einheitsgemeinden in Einwohnergemeinde, Bürgergemeinde, Kirchgemeinde und Korporationsgemeinde bestimmt worden. Nebenbei bemerkt: Die Korporationen waren allerdings von der Neuorganisation des Zuger Gemeindewesens von 1874 nicht tangiert. Sie waren bereits mit der Kantonsverfassung von 1848 verselbstständigt worden.

Die Präsidenten dieser vier Gemeinden in Walchwil sind – nebst Stefan Hermann – Kantonsrat Peter Rust (Bürgemeinde), Toni Rust (Kirchgemeinde) und André Rust (Korporation). Hermann betonte die Wichtigkeit des «Funktionierens» innerhalb der vier Körperschaften. Eine Erfolgsgeschichte in Walchwil zeigt sich mit der Althofstiftung: Die Trägerschaft des Alterswohnheims Mütschi besteht aus Mitgliedern ebendieser vier Gemeinden.

150 Jahre sind kein Alter

Nach den Referaten von Peter und Toni Rust ergriff der Historiker Urspeter Schelbert das Wort. Humorvoll verglich er die vier Gemeinden als «150-jäh­rige, alte Tanten», denen er höflich gratulierte. Er meinte auch, dass die genannten vier «Tanten» noch ganz «buschber» und jugendlich geblieben seien. So könnten die vier Gemeinden mit ihren Bürgerinnen und Bürgern auch weiterhin eine lebenswerte Zukunft erwarten und dürften auch die nächsten 150 Jahre voller Tatendrang anpacken.

Die Korporationsgemeinde ausgeklammert, präsentiert sich das Konstrukt einst wie folgt: Die Einwohnergemeinde, in der alle auf dem Gemeindegebiet wohnhaften, niederlassungs­berechtigten Schweizer Bürger stimmberechtigt sind, übernahm die Sicherstellung der elementaren Lebensbedürfnisse wie des Schulwesens, des Waisen- und Vormundschaftswesens der Niedergelassenen und des Polizeiwesens.

Die Bürgergemeinde, die sich aus den in der Gemeinde wohnhaften Ortsbürgerinnen und Ortsbürgern zusammensetzt, befasste sich mit der Verwaltung des Bürgerguts, der Regelung der Bürgerrechtsan­gelegenheiten sowie mit dem Vormundschafts- und Armenwesen der Bürger.

Die katholische Kirchgemeinde, der die am Ort ansässigen Mitglieder der katholischen Kirche angehören, hatte das Kirchengut zu verwalten und Lösungen für kirchliche Fragen wie die Pfarrwahl zu finden. (Text von Hans-Peter Schweizer)