Archive setzen Fokus auf Werbung

Dies & Das

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Der Zuger Archivtag 2022 bietet ungewohnte Einblicke in die Bestände – unterhaltsam und interaktiv.

  • Links: Briefkopf der Firma Bernina, die von der Stadt Zug für das unerlaubte Anbringen von Werbung gerügt wurde, 1941. Rechts: Werbebild der Möbelfabrik Victoria Baar, Katalog von 1958. (Bilder Stadtarchiv Zug)
    Links: Briefkopf der Firma Bernina, die von der Stadt Zug für das unerlaubte Anbringen von Werbung gerügt wurde, 1941. Rechts: Werbebild der Möbelfabrik Victoria Baar, Katalog von 1958. (Bilder Stadtarchiv Zug)

Zug – Werbung. Ohne sie kommen Wirtschaft und Business nicht aus. Werbung und Marketing sind sozusagen das Herzstück eines jeden Unternehmens. Und die Geschichte der Werbung setzt nicht etwa mit der Industrialisierung ein – sie reicht viel weiter zurück. In etwas anderer Form beispielsweise fand sie bereits in alter Zeit mit dem Werben an die Adresse junger Männer für einen lukrativen Solddienst im Ausland statt. Oder später im 19. Jahrhundert, als Inseratewerbung fürs Auswandern nach Amerika.

Am Zuger Archivtag 2022 dreht sich alles um das Thema Werbung. Das Staats- sowie das Stadtarchiv Zug laden zu einem spannenden und vielseitigen Exkurs in die Geschichte der Zuger Werbung. Diese öffentliche Sonderveranstaltung hat eine fast 30-jährige Tradition, deren Sinn und Zweck es ist, der Öffentlichkeit aufzuzeigen, wie die Archive arbeiten und welche Bedeutung sie als «Gedächtnis» der Stadt respektive des Kantons haben – dabei wird auch auf die Bestände der Zuger Gemeinde – sowie der Pfarreiarchive zugegriffen.

Zuger Werbegeschichte der letzten 150 Jahre

«Die Archive gehören eigentlich der Zuger Bevölkerung», sagt Philippe Bart vom Staatsarchiv Zug dazu. «Mit dieser Aktion sollen die Leute eine Idee davon erhalten, was in den hiesigen Archiven alles schlummert. Nämlich weit mehr als nur verstaubtes Papier, wie man gemeinhin vermuten mag.»

Stand der letzte Zuger Archivtag im Zeichen von Verbrechen, Skandalen und Katastrophen, so geht es heuer also um die Werbung. Die Präsentationen im Stadtarchiv an der St.-Oswalds-Gasse sowie im Staatsarchiv an der Aabachstrasse zeigen anschaulich auf, wie hiesige Firmen und Institutionen in den vergangenen 150 Jahren mit Werbemitteln Gesellschafts- und Rollenbilder geschaffen haben, die Rückschlüsse auf das wirtschaftliche und soziale Gefüge ermöglichen.

Im Zuge dessen werden am Archivtag 2022 illustre Vertreter und Vertreterinnen der einheimischen Werbebranche in den Fokus gerückt. So etwa der Grafiker Walter F. Haettenschweiler (1933–2014), die Fotografin Katharina Weiss (1834–1911) oder der Grafiker und Gestalter Eugen Hotz (1917–2000). Damit einhergehend werden in unterschiedlicher Form Werbemittel bekannter Zuger Firmen präsentiert, welche aus heutiger Sicht bezüglich Inhalt und Botschaft zuweilen überraschen mögen. «Das Thema Werbung eignet sich zudem, um aufzuzeigen, wie sich die Digitalisierung in jüngster Zeit auch auf die Archive auswirkt und mit welchen unterschiedlichen Informationsträgern wir konfrontiert werden», fügt Philippe Bart hinzu.

Mit einem Rückblick auf die touristische Vermarktung von Stadt und Kanton Zug in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten sowie einer Präsentation von bei der Stadt Zug ab 1900 eingereichten Reklamegesuchen wird der Archivtag abgerundet.

Berührungsängsten entgegenwirken

Ein weiterer Aspekt des Archivtages ist derjenige, Berührungsängste abzubauen. Dazu sagt Stadtarchivar Thomas Glauser: «Viele Leute scheinen Hemmungen zu haben, ein Archiv zu betreten und sich mit den Inhalten zu beschäftigen. Auch da soll der Archivtag ansetzen und dem auf lockere Weise entgegenwirken.»

So ist denn auch das Programm an den beiden Standorten entsprechend gestaltet: Das Publikum kann an themenspezifischen Führungen durch die Magazinräume der beiden Archive teilnehmen. Im Staatsarchiv gibt es Ausstellungen, ein Archivkino mit amüsanten Zuger Werbe- und Imagefilmen sowie Workshops zu den Themen Werbung und Fotografie, die auch für Kinder geeignet sind. Und wer zu Hause Texte in schwer leserlicher alter Schrift hat, kann diese mitbringen und in der Werkstatt «alte Schriften lesen» entziffern lassen. Im Stadtarchiv indes werden von einer Gestalterin historische Werbeinserate auf performative Weise live illustriert.

Organisatorisch ist der Zuger Archivtag aufwendig geplant und koordiniert. An beiden Standorten wird auch für das leibliche Wohl gesorgt. Die Buslinie 11 verbindet das Stadt- und das Staatsarchiv im Viertelstundentakt. (Text von Andreas Faessler)

Hinweis

Zuger Archivtag 2022 am Samstag, 19. November: Staatsarchiv Zug, Aabachstrasse 5, 9-17 Uhr und Stadtarchiv Zug, St.-Oswalds-Gasse 21, 9-13 Uhr.