Ein Weltenbummler erinnert sich...

Literatur & Gesellschaft

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Der Hünenberger Bruno Setz (82) hat über seine vielen Reisen in fremde Länder das Buch «Im Rückspiegel» verfasst. All die Eindrücke, heiteren Episoden, aber auch brenzligen Situationen versprechen eine spannende Lektüre.

  • Viel gereist, viel erlebt: Seine Erlebnisse und Eindrücke hat der Hünenberger Bruno Setz (82) in einem Buch festgehalten. (Bild Matthias Jurt)
    Viel gereist, viel erlebt: Seine Erlebnisse und Eindrücke hat der Hünenberger Bruno Setz (82) in einem Buch festgehalten. (Bild Matthias Jurt)

Hünenberg – Viele Menschen lieben das Reisen – nah und fern. Aber in diesem Jahr hat das Coronavirus so manchen Reiseplan vereitelt und die Menschen zum Stubenhocken gezwungen. Dadurch sind plötzlich andere Unterhaltungen gefragt. Die einen stricken, kochen, spielen – oder schreiben ein Buch. So wie der 82-jährige Hünenberger Bruno Setz, der gern erklärt, wie er dazu kam: «Vor einem Jahr war ich mit meiner Frau Annemarie noch in Thailand, das war unsere letzte grosse Reise. Als wir im Frühjahr in unserem Haus in Spanien waren, mussten wir wegen Corona acht Wochen in Quarantäne verbringen. Da sassen wir Tag für Tag ganz alleine. In dieser Zeit haben wir überlegt, wo wir überall einmal waren, in welchen Ländern und Kontinenten. Ich hatte die Idee mit einer Liste.»

Während sie über ihre Erlebnisse gesprochen hätten, seien ihnen immer mehr Länder eingefallen. Er habe alles von Hand aufgeschrieben, doch seine Frau habe die Notizen lieber in den Computer getippt. «Dabei ist uns bewusst geworden, dass wir schon in so vielen Ländern und Erdteilen auf der ganzen Welt gewesen sind. Bis auf Australien. Annemarie wollte gerne dorthin, ich weniger. Wir hatten trotzdem einmal gebucht, mussten die Reise jedoch kurzfristig absagen, weil Annemarie erkrankt war.»

Von Geschichte zu Geschichte hüpfen

Aus den vielen Erinnerungen von über 50 Jahren Unterwegssein ist das 174-seitige Buch «Im Rückspiegel» jetzt frisch erschienen. «Am Anfang habe ich nicht an ein Buch gedacht, aber Annemarie, von der es auch schon ein Buch mit Reisebeschreibungen gibt, kam mit der Idee und ermunterte mich», sagt Bruno Setz, der frühere Sekundarlehrer und Rektor von Hünenberg. Mit Unterstützung seines Berufskollegen Karl Spörri wurde das Projekt ziemlich rasch realisiert. Das Buch enthält viele kleine heitere und interessante Geschichten, ergänzt mit Fotos, über Episoden aus Dutzenden von Ländern, in denen das Ehepaar Setz unterwegs war. Als junges Paar ging es 1965 meist nach Spanien oder Jugoslawien. «Aber wir haben nie Badeferien gemacht, uns interessierten immer Kultur, Landschaft sowie die wirtschaftlichen Verhältnisse, auch als später unser Sohn Michael (Mike) mitreiste.»

Schon schnell wurde Bruno und Annemarie bewusst, dass die Lebensgewohnheiten in der Fremde anders sind als daheim. Und dass die fremde Sprache für Verwirrung sorgen kann: Als Bruno in Spanien statt Butter vom Kellner eine Zeichnung erhielt, auf der «Burro» (Langohr) zu sehen war. In Ungarn mussten sie schon vor rund 50 Jahren vorsichtig sein, wenn es um das Thema Politik ging. Und nicht nur in Europa hiess es, aufs Geld aufzupassen. Einige gefährliche Momente erlebten sie in Südamerika.

Im Buch wird deutlich, dass das Reisen nicht immer nur Honigschlecken war, sondern es auch Pannen – etwa bei den Zimmern oder beim Geldwechseln – gab und gefährliche Situationen meist gut endeten. «In 99 Prozent haben wir gute Erfahrungen verzeichnet», ist das Fazit von Bruno Setz. Dank ihrer Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch und Italienisch seien sie überall meist gut durchgekommen. Ansonsten habe man die Hände zu Hilfe nehmen müssen.

Für Bruno Setz sind die Reisen nach Südost-Asien jeweils der Höhepunkt gewesen: «Die Leute sind sehr freundlich, und das Essen der chinesischen oder thailändischen Küche passt mir. Auch die Kultur ist sehr interessant. Das ist der Grund, dass wir immer wieder gerne dorthin gereist sind.» Und selbst ihr Sohn habe sich schon von klein auf für fremde Länder und ihre Küchen, insbesondere in Asien, interessiert. Seit rund 20 Jahren führt er in Spanien, wo er mit seiner asiatischen Frau lebt, ein Restaurant. Das sei jedoch derzeit wegen Corona geschlossen. Weil es mit der Unterstützung in Spanien schwierig sei, helfe die Familie jetzt mit.

Jede Reise eine Bereicherung

Wichtig ist Bruno Setz zu betonen: «Jede Reise war faszinierend und eine Bereicherung. Wir sind fremden Menschen gegenüber nie voreingenommen und achten die Traditionen der anderen Kultur.» Grundsätzlich seien sie nie luxuriös unterwegs gewesen, meistens per Bus, sie hätten lieber einfach gelebt, um nahe bei den Einheimischen zu sein.

Voller Freude betrachtet Bruno Setz derzeit im Hünenberger Daheim die vielen Andenken. «Bei jedem weiss ich, woher es stammt. Mein Lieblingsstück ist die Holzfigur einer schwarzen Frau aus Kenia. Natürlich haben wir auch etliche Fotoalben, die man jetzt gerne ansehe. «Wir haben so viel von der Welt gesehen und sind dankbar dafür. Ich hoffe, dass wir mindestens wieder nach Spanien kommen, um unseren Sohn zu besuchen. Und ich würde gerne noch einmal mit Annemarie nach Thailand reisen.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Das Buch «Im Rückspiegel» kostet 28 Franken (Abholung) und 30Franken (Versand): Direkt bei Bruno Setz in Hünenberg.