60 Jahre Seechlaus Oberwil

Brauchtum & Geschichte

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Endlich, nach zwei Jahren Zwangspause, kam St.Nikolaus wieder ins Dorf am Zugersee.

  • Infulnträger unterwegs am Tellenörtli. (Bild PD)
    Infulnträger unterwegs am Tellenörtli. (Bild PD)

Oberwil b. Zug – Alles war bereit für den grossen Tag: Die Kindergartenkinder hatten Räbeliechtli gebastelt, die grossen Kinder die «Trycheln» vom Bauernhof Bröchli zum Schulhaus gebracht. Die «Infuln» waren bereitgestellt. Der Chlausenkapitän hatte sein Schiff am Ufer des Tellenörtli getestet, die 430 Grittibänzen waren bestellt; Flora, die Eselin, war gestriegelt.

Die Aufregung bei den Verantwortlichen des Chlausempfangs war gross. Diesmal sollte es eine Punktlandung geben, genau am St.-Nikolaus-Tag sollte die Veranstaltung stattfinden. Erstmals mit einer anderen Umzugsroute.

Der seeuntaugliche Esel kam später dazu

Seit 60 Jahren kommt der Samichlaus in Oberwil mit dem Schiff über den See. Die Mitglieder der Klausengruppe nennen ihn liebevoll «Seechlaus», im Unterschied zu St. Nikolaus, der die Familien besucht. Die Freude war gross, als dann zu den Klängen des Blasmusikensembles Brassolino das Boot langsam Richtung Strand glitt, darauf stand St. Nikolaus mit seinem roten Mantel, dem langen Stab und dem dicken Buch.

Aber wo war denn der Esel, der erstmals dabei sein sollte? Es war ja zu erwarten, dass die 20 Jahre alte Flora nicht seetauglich ist, sie hätte sich aber unmittelbar nach der Landung zu St. Nikolaus gesellen sollen.

Flora ist aber nicht nur nicht seetauglich, nein, auch die Brücken über das Bächlein machen ihr Angst, so gesellte sie sich erst etwas später zu St. Nikolaus, blieb ab dann aber treu an seiner Seite. Alle querten nun die Artherstrasse und formierten sich für den Umzug durchs Dorf. Schon bald war das Läuten der Trychlen zu hören. Beim Seniorenzentrum machte man dann den ersten Halt. Hier sprach St. Nikolaus zuerst zu den in warme Decken gehüllten Bewohnerinnen und Bewohnern der Alterssiedlung. Danach sangen die 250 Kinder der Oberwiler Schule die eingeübten Lieder. Welch schönes Bild: auf der einen Seite die Senioren, auf der anderen Seite die Kinder. Da wurde es manch einem Zuschauer warm ums Herz.

Alle Kinder zogen danach mit dem St. Nikolaus weiter zum Turnhallenplatz. Hier wurde nochmals gesungen, hier haben dann alle Kinder den verdienten Grittibänz erhalten.

Einstimmung auf Familienbesuche

An den folgenden Tagen waren die zahlreichen Echos auf die Veranstaltung klar: «Macht das im nächsten Jahr unbedingt wieder so, mit der gleichen Route, via Seniorenzentrum!» Die Klausengruppe schätzt es sehr, mit der Schule zusammen diesen Anlass durchführen zu können. Beteiligt sind zudem die Pfarrei und die Nachbarschaft Oberwil-Gimenen.

Für unsere Familienchläuse ist der Anlass eine sehr schöne Einstimmung auf die Besuche in den Quartieren und Familien. Wir danken allen Beteiligten von Herzen und freuen uns schon heute auf das nächste Jahr.

Text von Stefan Hodel für die Klausengruppe Oberwil