Nach über 20 Jahren war es Zeit für eine andere «Schiene»
Musik
Mit «This is the news» gehen Glenturret neue Wege bleiben sich aber trotzdem treu. Heute Abend steigt die CD-Taufe in der Galvanik.
Zug – Manche Bands erweisen sich als Schnellstarter, musizieren ein paar Monate zusammen und werfen gleich ihre erste LP auf den Markt. Andere Gruppen hingegen schauen auf viele Jahre ihres Wirkens zurück, bis sie sich schliesslich entscheiden, eine Platte aufzunehmen. Die Zuger Band Glenturret hat zwar bereits einige EPs publiziert, aber nicht ein ganzes Album. Nach fast 26 Jahren aber ist es nun so weit.
Die 1989 aus einem Schüler-/Maturaprojekt hervorgegangene Band hat sich schon längst einen fixen Platz in der Musikszene gesichert. Nicht zuletzt, weil sie mit dem Schwerpunkt Folk-Rock doch eher eine Nische abdeckte. Das kam nicht von etwa, sondern war die Folge einer Art Kompromiss: «Die Mitglieder hatten anfangs alle unterschiedliche Vorlieben», sagt Sänger Ronny van Gessel. «Im Folk-Rock haben wir schliesslich einen gemeinsamen Nenner gefunden.» Glenturret machten im Laufe der 90er-Jahre mit einer Vielzahl an Auftritten nicht nur im Kanton Zug, sondern vor allem ausserhalb von sich reden. Dies setzte sich auch nach der Jahrtausendwende fort.
Glenturret, das sind neben Sänger Ronny van Gessel Jean-Luc Wilhelm (Gitarre, Sopranino, Gesang), Reto Spiess (Bass), Patrick Ruoss (Gitarre, Akkordeon, Keyboard), Remo Hegglin (Schlagzeug) und Andrea Klausener (Geige) allesamt rund um den Zugersee zu Hause.
Als eingespieltes Team wagten sie im Zuge des Entstehens ihrer ersten LP, die heute Abend in der Galvanik getauft wird, neue Wege zu gehen. Oder sagen wir besser, andere Wege, ohne gleich Verrat an sich selbst zu begehen. Denn was auf der CD zu hören ist, sind sehr wohl Glenturret, «aber mit einer etwas anderen Handschrift als bisher», bezeichnet es Gitarrist Jean-Luc Wilhelm. Dies sei bewusst gewollt gewesen, wie die Zuger Band einräumt. Somit erklärt sich auch der Titel der Platte «This is the news».
Tendenz zum Indie
Gleich alles neu also? «Nein», sagt Remo Hegglin, «die meisten der elf Songs klingen zwar anders als gewohnt, aber trotzdem ist vieles noch immer typisch Glenturret.» Spielten sie zuvor mehr oder weniger reinen Folk-Rock, würden die sechs ihren Stil jetzt als Indie mit Folk-Einflüssen umschreiben.
Es war der einstimmige Wunsch der Band, für einmal eine etwas andere Schiene zu fahren, «auch wenn es immer ein gewisses Risiko bedeutet, wenn man diesen Schritt geht», fügt Ronny van Gessel an. Bei der Frage, ob auf der Platte eine Weiterentwicklung von Glenturret festzustellen sei, geben sie sich bescheiden. Ronny van Gessel: «Vielleicht mag es auch eine gewisse Weiterentwicklung sein. Aber in erster Linie ist es eben wie gesagt – ein neuer Weg, den wir damit gegangen sind.» Für Glenturret ist diese Änderung weniger mit Risiko behaftet als für Bands, die mit der Musik ihren Lebensunterhalt bestreiten. «Und wir sind auch nicht einem Label verpflichtet, weshalb wir uns ohne Bedenken etwas ‹austoben› können», ergänzt Remo Hegglin.
Frisch und rassig sind die elf Songs jeder auf seine Weise. Die Folk-Elemente tauchen an vielen Stellen auf, sei es mit Akkordeon oder Geige, und verweisen deutlich auf die «herkömmlichen» Glenturret. Die Beats sind allerdings generell etwas wilder und «dreckiger» als zuvor. Bemerkenswert sind die Songtexte, die auf der neuen LP mehrheitlich emotional inspiriert sind, sprich denen zuweilen eine ausgeprägte Melancholie innewohnt. Krankheit, Tod, Kummer und Sorge werden thematisiert. «Das widerspiegelt allerdings nicht etwa unsere persönliche Gesinnung», hält Remo Hegglin fest.
Layout erzählt eigene Story
Eher zufällig ist das Layout der CD entstanden. 2010 ist die Lorzentobelbrücke 100 Jahre alt geworden. Für Remo Hegglin Anlass, Cover und Booklet mit alten Abbildungen der Brücke sowie der Zuger Tramlinien zu versehen. «Als vom Inhalt losgelöste Geschichte quasi», wie er sagt. Und es handle sich um Bilder, welche bisher kaum veröffentlicht worden seien. Ein kleines «Goodie» also vor allem für die Zuger, welches sie mit dem Kauf der Platte erhalten. (Andreas Faessler)
Hinweis«This is the news», CD-Taufe von Glenturret in der Galvanik heute Abend, 21.30 Uhr.Die CD ist unter www.glenturret.ch erhältlich und/oder digital via iTunes.