Werke von Barock bis Romantik

Musik

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Im Casino Zug konzertierte die Sinfonietta mit Werken von Johann Christian Bach, Tschaikowsky und Beethoven.

  • Die Zuger Sinfonietta unter Leitung von Daniel Huppert und Solo-Cellist Maximilian Hornung begeisterten. (Bild Roger Zbinden)
    Die Zuger Sinfonietta unter Leitung von Daniel Huppert und Solo-Cellist Maximilian Hornung begeisterten. (Bild Roger Zbinden)

Zug – Die Hoffnung des Sinfonietta-Gesamtkonzepts hat sich bewahrheitet: Die zweimalige Aufführung im Chamer Lorzensaal und im Zuger Casino hat nicht einfach das Chamer Publikum auf zwei Auftritte verteilt. Vielmehr sind zahlreiche neue Gesichter dazu gekommen. Unter der Leitung von Daniel Huppert und mit dem Hauptsolisten Maximilian Hornung (Violoncello) bewegte man sich vom ausklingenden Barock bis in die Romantik.

Als Auftakt erklang die «Endimione»-Musik des in London lebenden Bach-Sohnes Johann Christian (1735–1782). Die Bezeichnung «Sinfonia» im Programmtext (Franziska Gallusser) passte eigentlich besser als der offizielle Titel «Ouvertüre».

Mit rund zwanzig Minuten Spieldauer war sie, gemessen an der Gesamtlänge der Oper, zu lang, und die klare Dreisätzigkeit gemahnte stärker an eine frühe Sinfonie. Von den unsterblichen Barock-Motetten seines Vaters übernahm aber der Komponist die über zwei Sätze ziemlich konsequent eingehaltene Doppelchörigkeit der Streicherstimmen, was durch die Aufstellung zusätzlich unterstrichen wurde.

Hoher Schwierigkeitsgrad

Sicheres Zusammenspiel und klare Strukturen brachte auch das Opus 33 nach Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Die von ihm 1876/77 geschriebenen Rokoko-Variationen überschnitten sich mit einer Lebenskrise. Nach dem Misslingen eines entgegen seiner Veranlagung eingegangenen Ehe-Versuchs floh er in die Schweiz. Der für die Uraufführung vorgesehene Solocellist Wilhelm Fitzenhagen (1848–1890) überarbeitete die Komposition in eigener Kompetenz ziemlich einschneidend.

Nach dem spieltechnischen Schwierigkeitsgrad dieser Fassung zu schliessen, muss Fitzenhagen ein hervorragender Cellist gewesen sein; auch seine heute weitgehend vergessenen Eigenkompositionen zeigten beachtliche Qualitäten.

Auf gleicher Höhe bewegte sich aber auch der deutsche Solocellist Maximilian Hornung. Nach einer kurzen schlichten Einleitung brachte schon die erste Variation in der Solostimme jene Sprünge und schnellen Passagen bis in die höchsten Lagen, welche Interpreten seines Kalibers schätzen und entsprechend auch mit fast nachtwandlerisch sicherer Intonation und Dynamik gestalten.

Bis auf wenige solistische Einsätze der Holzbläser musste sich das Orchester mit sauber und stilgerecht ausgeführten Begleitaufgaben begnügen. Der zu Recht überaus kräftige Applaus wurde mit einer Bearbeitung «Punchinello» für Cello und Orchester von Victor Herbert (1859-1924) verdankt.

Beeindruckendes Können

Die nach der Pause gespielte Dritte Beethoven-Sinfonie «Eroica» bildete nicht nur den zeitlichen Schwerpunkt; sie war auch der Grossteil des Vorbereitungsaufwandes für das Proben und das individuelle Üben. Wie immer bei den Sinfonietta-Auftritten beeindruckte das bis in die wenigen hintereren Pulte ebenbürtige spieltechnische Können aller Mitwirkenden.

Glanzpunkte setzten verschiedene solistische Bläser-Einsätze – diesmal vor allem Salomo Schweizer (Oboe) und Theresa Wunderlin (Flöte). Überzeugend gelang das Horn-Trio unter der Führung von Kilian Jenny im dritten Satz, und auch die Mischung zwischen Fugati und angedeuteten Variationen im letzten Satz wurde von Daniel Huppert transparent herausgearbeitet.

Als Anhänger einer Staatsform ohne adlige Oberhäupter soll Beethoven die Sinfonie zuerst Napoleon gewidmet haben; aber von dessen Kaiserkrönung war er so enttäuscht, dass er die Widmung in «il sovvenire di un grand’uomo» – Erinnerung an einen grossen Menschen – abschwächte, wobei offenblieb, wer damit gemeint war.

Belassen hat der Komponist aber die opulente und manchmal fast bombastische Gesamtstruktur des Notentextes. Hier war denn auch der einzige kleine Schwachpunkt der ganzen Aufführung auszumachen. Den nur 21 auf 5 Stimmen verteilten Streichern gelang es nicht immer, ein klangliches Gleichgewicht zu den Bläsern zu bilden. (Text von Jürg Röthlisberger)