Die Kunstwelt ergreift Partei für Matthias Haldemann
Kunst & Baukultur
Die Beurlaubung von Matthias Haldemann gleiche einer fristlosen Entlassung. Das ist in einem offenen, von namhaften Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland unterzeichneten Brief zu lesen. Sie stellen sich hinter den Direktor des Zuger Kunsthauses.
Zug – Mitte April wurde der Direktor des Zuger Kunsthauses, Matthias Haldemann, per sofort«beurlaubt». Vor einigen Tagen kommunizierte der Vorstand, dass die Beurlaubung bis auf weiteres bestehen bleibe. Als Grund gab der Vorstand «seit längerem bestehende Differenzen zwischen Direktion, Personal sowie den Gremien des Hauses» an. «Die sofortige Beurlaubung traf mich wie ein Blitz», schreibt Matthias Haldemann selbst vor wenigen Tagen in einem offenen Brief und betont, dass vieles für ihn bis zum jetzigen Zeitpunkt «ungeklärt und schmerzhaft unverständlich» sei.
Haldemann hebt darin auch die Bedeutung der Kunsthauserweiterung für die nationale und internationale Wahrnehmung der Institution hervor. Und nun melden sich in einem weiteren offenen Brief auch Unterstützerinnen und Unterstützer aus der weltweiten Kunstszene zu Wort, darunter Direktorinnen von namhaften Museen sowie Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt.
International einen Namen gemacht
«Die temporäre Freistellung von Matthias Haldemann, dessen Verdienste als langjähriger Leiter des Zuger Museums und Kurator niemand anzweifelt, gleicht einer fristlosen Entlassung.» Interessant sei das Datum dieses Entscheides: Haldemann hätte zur Zufriedenheit aller das Betriebskonzept zum Erweiterungsprojekt des Kunsthauses Zug durch das Berliner Architekturbüro Studio Other Spaces erfolgreich zu Ende geführt. «Als Dank dafür wurde er nach Hause geschickt.»
Das Kunsthaus Zug habe sich unter der Leitung von Matthias Haldemann international einen Namen gemacht. Langjährige Zusammenarbeit mit Künstlern wie Tadashi Kawamata, Olafur Eliasson und Roman Signer, die Anbindung der Stiftung Sammlung Kamm (sie besitzt die grösste Kollektion von Werkgruppen der Wiener Moderne ausserhalb Österreichs) ans Museum, sowie wichtige Ausstellungen unter anderen mit Richard Gerstl, Arnold Schönberg, Wassily Kandinsky, Egon Schiele, Fritz Wotruba, Bethan Huws, Friedrich Kiesler, Christa de Carouge, Annelies Štrba, Péter Nádas, Richard Tuttle und Ilya & Emilia Kabakov seien ihm zu verdanken.
Die Unterzeichnenden sind über das Vorgehen der Kunstgesellschaft und den «brutalen und rufschädigenden Umgang mit Matthias Haldemann schockiert und zutiefst entrüstet». Es sehe aus, als habe sich die weltweite Verhärtung der Fronten und der immer respektlosere Umgang mit Menschen bis in die Innerschweiz hineingeschlichen.
Heute hält die Kunstgesellschaft um 18 Uhr ihre Generalversammlung im Pfarreizentrum St. Michael in Zug ab. Dieser schliesst sich um 19 Uhr ein öffentlicher Teil an, in dem gemäss Programm über den Betrieb des Hauses und dessen geplante Erweiterung informiert werden soll. (zfo)