Die Geschichte eines Herrensitzes

Kunst & Baukultur

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Der Historische Verein des Kantons Zug plant eine ganzheitliche Monografie des Zurlaubenhofes. Am anspruchsvollen Projekt arbeiten ausgewiesene Fachleute aus der Region mit. Andreas Faessler

Zug – Der Stadt Zug haben die anderen Hauptorte der Zentralschweiz eines voraus: Alle weisen in ihrem architekturhistorischen Inventar mehrere bedeutende Herrensitze aus. Allein in und um den Flecken Schwyz beispielsweise stehen über 30 Herrenhäuser und Hofstätten. In der Stadt Zug gerade mal eines – und es ist gar der einzige frühneuzeitliche Herrensitz im ganzen Kanton.

Wir sprechen vom Zurlaubenhof an der Hofstrasse, dessen Ursprünge vermutlich im 16.Jahrhundert zu verorten sind. Er gilt heute als Baujuwel von ausgesprochener Einzigartigkeit und hat sein im 17. und 18. Jahrhundert entstandenes Erscheinungsbild weitgehend erhalten – ein Glücksfall. Die Zurlauben waren die einzige Zuger Patrizierfamilie. Ihnen war es einst gelungen, sich durch Dienste am Französischen Königshaus und den Salzhandel gesellschaftlich in den Aristokratenstand abzuheben und einen grossen Reichtum anzuhäufen.

Ein Zuger Wahrzeichen

Umgeben von Wiesland, vereint der Herrensitz ein voluminöses Wohnhaus mit Gartenanlage und Nebenbauten, eine Privatkapelle sowie einen Gutsbetrieb. Über die Baugeschichte des seit langem als Zuger Wahrzeichen geltenden Herrensitzes aber weiss man bislang wenig, sie ist nirgends umfassend dokumentiert und aufgearbeitet, obschon es Quellen gibt, die genug hergeben würden, eine bauhistorische Monografie zu erarbeiten. Genau das aber hat der Historische Verein des Kantons Zug jetzt im Sinn. Er strebt eine ganzheitliche Darstellung der Bau-, Garten- und Besitzergeschichte des Zurlaubenhofes an, was eine aufwendige Grundlagenarbeit voraussetzt. Eine wichtige Quelle wird die sogenannte «Zurlaubiana» sein, der umfangreiche schriftliche Nachlass der Patrizierfamilie, welcher seit 1803 im Besitz der Aargauer Kantonsbibliothek ist und seit den 1970er-Jahren sukzessive aufgearbeitet und seit kurzem online abrufbar ist. Die Auswertung der in der «Zurlaubiana» enthaltenen Dokumente dürften wichtige, neue Erkenntnisse über die Baugeschichte des Zuger Herrensitzes zu Tage bringen.

Vorgesehen ist ein hochwertiges Buch mit reicher Bebilderung, herausgegeben von genanntem Verein. «Die Publikation wird ein weiterer wichtiger Baustein sein innerhalb der laufenden Aufarbeitung der Zuger Kantonsgeschichte», sagt Vereinspräsident und Stadtarchivar Thomas Glauser. «Auch hier ist es unser Anliegen, dass es eine Publikation wird, welche sowohl Fachleute wie auch interessierte Laien anspricht.»

So werden denn auch vier renommierte Historikerinnen, respektive Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker aus Zug die Texte für die Monografie abfassen, namentlich Brigitte Moser, Nathalie Büsser, Heinz Greter und Josef Grünenfelder. Erstere hatte die Idee zu diesem Projekt, welches unter ihrer Leitung Mitte 2020 starten wird. «Läuft alles wie vorgesehen, so sollte das Buch im November 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt werden können», so Thomas Glauser. Derzeit sei man noch damit beschäftigt, die nötigen Geldmittel zu beschaffen. Ein namhafter Posten ist bereits aus dem Lotteriefonds gesprochen worden.