Mit 73 fängt das Swingen an

Musik

,

Die Männerchöre Zug- Cham luden zur Matinee. Mit ihrem Programm «Oldies 4 you» und dessen peppigen Arrangements verjüngten sich die «Männerchörler» selbst.

  • Die «Männerchörler» sangen sich in die Herzen des Publikums. (Bild Stefan Kaiser)
    Die «Männerchörler» sangen sich in die Herzen des Publikums. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Nein, jung sahen die 28 Herren, die am Sonntagmorgen adrett gekleidet auf der Bühne des grossen Casinosaals standen, nicht mehr aus. Umso authentischer wirkte die leise Sehnsucht nach ewig währender Jugend und Liebe, die sie zum Auftakt ihres Jahreskonzertes im Lied «Du kannst nicht immer 17 sein» besangen. Markus Etterlin, seit 2010 Musikalischer Leiter der Männerchöre Zug-Cham, bot dem Publikum neben dem klassisch klingenden Anfang viel Abwechslung. Die Matinee war eine präzis arrangierte Liederei mit Einflüssen aus den Sparten Rock, Pop, Schlager und Jazz.

Ohrenschmaus vergangener Tage

Die «Männerchörler» sangen vierstimmig vor vollen Rängen. «Das tut der Sängerseele gut», liess Etterlin verlauten und strahlte. «Seine» Herren mit Altersdurchschnitt 73 hatten sich wohlklingende Unterstützung in Form der Band Tommy & die Herzenbrecher auf die Bühne geholt. Thomas Schicker am Piano, Roger Hürlimann (Bass) und Reto Ohnsorg an den Drums boten neben der stimmungsvollen, zuweilen gar rockig anmutenden Begleitung Zwischenmusik.

Die Mitglieder der Männerchöre wandten sich mit Hilfe der Herzenbrecher einer Udo-Jürgens- Komposition zu und «zogen ihre Bäuche ein». So konnte mit 66 Jahren endlich das Leben anfangen. Im Anschluss sangen sie sich weiter bis über die Wolken: «Da muss die Freiheit wohl grenzenlos sein». Vor dem Mauerfall im November 1989 wurde Reinhard Mey die unzensierte Präsentation seines Liedes verboten. Der Wortlaut «Freiheit» stiess damals auf Unmut.

Von nackten Waden

Ebenso für Aufschreie sorgten wohl im Jahre 1926 nackte Waden, wenn sie in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt wurden. 2015 können sie im Lied «Ich hab das Fräul’n Helen baden sehn» von den Männern getrost mit Schalk besungen werden. Das Arrangement bot nach «Mit 66 Jahren» einen weiteren musikalischen Höhepunkt an diesem Sonntagmorgen und brachte das Publikum in Schwingung.

Weniger Humorvolles gab es dann im Schlager «Aber dich gibts nur einmal für mich». An Stelle dessen manifestierte sich eine unheimliche Süsse, «aber eine mit Substanz», wie Markus Etterlin überzeugt ist. Ob er beim Dirigieren Zeit fand, in Anlehnung an das Lied einen Gedanken daran zu verschwenden, dass er seine Sänger «einmal verlieren könnt», liess sich nicht erahnen. Wie dem auch sei: Bald schon übergibt er seinen Dirigentenstab, um sich neuen Herausforderungen zu widmen.

Die Männerchöre Zug-Cham schlossen ihren Hauptteil mit «Griechischer Wein», einem weiteren Liederhit von Udo Jürgens und machten Platz für ihre Gäste: die Stimmen der neuen Generation. Vertreten wurden diese durch das Jugend-Gesangsensemble Steinhausen/Cham (Leitung: Ursina Bucher, Jonas Bättig). Sie boten Poppiges mit «Honey, Honey» von Abba und romantisch Aktuelles mit «All Of Me» von John Legend. Am Ende standen die Herren der Männerchöre Zug-Cham geschlossen hinter dieser singenden Jugend. «We Are The World» erklang zum Schluss. Ein wenig kitschig, ja. Doch ein Erfolg wurde das Jahreskonzert auch dieses Mal. Das Publikum beklatschte alle Generationen. (Debora Rother)